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Das Ende meiner Sucht

Das Ende meiner Sucht

Titel: Das Ende meiner Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Ameisen
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werde ich nicht mehr trinken.«
    Dr. R. antwortete wie alle, die sich um mich kümmerten: »Wenn Sie zu trinken aufhören, werden Sie weniger Angst haben.«
    Nach drei Wochen in Clear Spring war ich so weit, dass ich immerhin für möglich hielt, sie könnten recht haben. Dank der Klinikroutine, ohne die täglichen Stressfaktoren und Belastungen fühlte ich mich bemerkenswert ruhig und friedlich, wenn auch nicht so beflügelt und hoffnungsvoll wie in den letzten Tagen meines Aufenthalts im New York Hospital. Die Therapeuten in Clear Spring versicherten mir durchweg, ich mache meine Sache großartig und sei auf dem besten Weg, ganz vom Alkohol wegzukommen.
    Einen Monat später war ich wieder zurück. Kaum hatte ich den Klinik-Kokon verlassen, da kehrte meine Angst mit voller Wucht zurück und im Gefolge auch das Verlangen nach Alkohol, trotz Luvox und Naltrexon, die ich weiter wie vorgeschrieben einnahm. Eine Therapeutin sagte mit fast mütterlicher Besorgnis: »Sie haben abgenommen.«
    Ich war gerade eine Woche zum zweiten Mal in Clear Spring, als eines Morgens ein Arzt zu mir kam. Sehr ernst sagte er: »Sie müssen diesmal länger hierbleiben. Ihr erster Aufenthalt war zu kurz, deshalb hatten Sie einen Rückfall. Damit Sie gesund werden, müssen Sie mindestens zwei Monate bleiben.«
    »Das erscheint mir sehr lang.«
    »Bezogen auf Ihr ganzes Leben, wenn man davon ausgeht, dass Sie eine normale Lebenserwartung haben, ist es wenig. Und ich empfehle das nur, weil Sie extrem schwer abhängig sind und es für Sie lebenswichtig ist, dass die Abhängigkeit mit aller erforderlichen Sorgfalt behandelt wird. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass es bei Ihnen um Leben oder Tod geht.«
    »Wie meinen Sie das? Werde ich sterben, wenn ich nicht mindestens zwei Monate bleibe?«
    Er schaute mich tief besorgt an und sagte: »Denken Sie daran, in was für einem Zustand Sie waren, als Sie vor ein paar Tagen hier ankamen.« Und mit einem ermutigenden Lächeln fuhr er fort: »Ich werde Sie nicht länger bedrängen. Machen Sie mit dem heutigen Tagesprogramm weiter, und morgen reden wir noch einmal darüber.«
    Später am Morgen zogen Wolken auf und Dauerregen setzte ein. Zu Mittag kam der Arzt noch einmal zu mir.
    »Es gibt da ein Problem«, sagte er.
    »Was für ein Problem?«
    »Ihre Versicherung bezahlt den Aufenthalt hier nicht mehr.«
    »Warum denn das? Das letzte Mal haben sie doch auch bezahlt.«
    »Wir haben es mehrfach überprüft. Sie haben die Höchstsumme ausgeschöpft, die die Versicherung für die Behandlung einer Sucht bezahlt. Wären Sie bereit, die Behandlungskosten selbst zu tragen?«
    »Um welche Summe geht es?«
    Er druckste ein bisschen herum, schaute sich um, ob andere Patienten in Hörweite waren, und sagte dann beinahe flüsternd: »Ihre gegenwärtige Form der Unterbringung und Behandlung kostet knapp über 500 Dollar am Tag.«
    Der Betrag schockierte mich. »Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann.« Ich fragte mich, wie viel wohl die Promis und die Reichen in den Privatbungalows bezahlten.
    »Dann müssen Sie gehen.«
    »Wann?«
    »Sofort, heute noch. Die Versicherung bezahlt nur bis heute Morgen.«
    »Aber ist das zu verantworten? Sie sagten, bei meiner Behandlung gehe es um Leben oder Tod.«
    »Nein, nein, so habe ich das nicht ausgedrückt. Sie dürfen nichtdramatisieren. Bei diesen Dingen gibt es nicht nur schwarz und weiß.«
    »Aber Sie sagten, wenn ich nicht bliebe, hätte das sehr schlimme Folgen für mich.«
    »Nun wollen wir nicht übertreiben.«
    »Und wie soll ich nach New York zurückkommen? Ich weiß nicht, ob ich jemanden erreichen kann, der mich hier abholt.«
    »Ganz in der Nähe ist ein Bahnhof. Sie können zu Fuß hingehen und mit dem Zug in die Stadt fahren.«
    Ich zitterte vor Angst, deutete aus dem Fenster und sagte: »Bei dem Wolkenbruch? Kann ich nicht heute noch bleiben und alles für eine Abreise morgen regeln? Eine Nacht kann ich selbst bezahlen.«
    Der Arzt stand auf, strich seinen weißen Kittel glatt und sagte: »Das hier ist eine Klinik, kein Hotel. Ich bin sicher, Sie schaffen das.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
    Ich sammelte meine Sachen ein, ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln, und packte sie in die Einkaufstüte aus Papier, in der Joan sie mir ins Krankenhaus gebracht hatte.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wieder hatte ich keine Kreditkarten dabei, nur ein paar zerknitterte Geldscheine, die noch in meiner

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