Das Ende meiner Sucht
Polizei rufen. Ich brauche meine Ruhe.«
Tom bestellte einen Krankenwagen und sagte den Sanitätern, ich müsse zu meinem eigenen Schutz in ein Krankenhaus. Ich protestierte, aber weil ich nach Alkohol roch, glaubten sie ihm statt mir. Sie brachten mich in die Notaufnahme des Lenox Hill Hospital. Es war die übliche unangenehme, laute Prozedur, und mittendrin verlor ich das Bewusstsein.
Einige Zeit später erwachte ich mit einer Infusion im Arm und einem Wärter, der neben meinem Bett saß und mich beobachtete. Ich fragte ihn, wann die Ärzte kämen, und mit haitianischem Akzent antwortete er: »Noch nicht. Ruhen Sie sich aus.«
Ich ruhte mich aus. Ein paar Stunden später sagte ich: »Okay, mein Alkoholspiegel müsste jetzt wieder bei null liegen, ich kann gehen.«
»Können Sie nicht.«
»Warum?«
»Weil das hier eine geschlossene Abteilung ist.«
»Was? Warum bin ich hier?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
Ich war auf der geschlossenen psychiatrischen Station des Krankenhauses. Hatte ich etwas Schlimmes getan? Als ein Pfleger und eine Schwester nach mir sahen, fragte ich, ob ich telefonieren dürfe. Nein. Keine Telefongespräche in den ersten Tagen auf Station.
Ich kam in ein Zweibettzimmer zu einem riesenhaften Mann, der mitten in der Nacht zu halluzinieren begann. »Ich bring dich um! Ich bring dich um!«, brüllte er. Aus Angst, er könnte mich im Schlaf attackieren, tat ich den Rest der Nacht kein Auge zu.
Ich fragte, ob jemand von den AA mich besuchen kommen könne. Nein, keine Besucher in den ersten Tagen. Ich versuchte, das Beste aus der Situation zu machen, war kooperationswillig und unterhielt mich ansonsten mit den anderen Patienten. Eine nette Dame aus der Park Avenue bat mich um meine Telefonnummer, um mich mit ihrer Tochter zusammenzubringen. »Sie sind ein toller Mann, obwohl Sie gerade eine harte Zeit durchmachen.«
Nach drei Tagen kamen zwei Assistenzärzte und eröffneten mir: »Sie haben ein Problem.«
»Ich weiß, dass ich ein Problem habe. Ich bin Alkoholiker. Das ist mir klar.«
»Es gibt da noch ein Problem. Wir möchten Ihre ärztliche Zulassung retten.«
»Mit meiner Zulassung ist alles in Ordnung.«
»Darauf kommt es nicht an. Das CPH ist im Spiel. Sie müssen zum Entzug nach Marworth in Pennsylvania gehen. Hat das CPH entschieden.«
Das CPH war der Ausschuss der medizinischen Gesellschaft von New York für Ärztegesundheit. Ich versuchte die Information zu verdauen, dass jemand mich beim CPH gemeldet hatte, und sagte: »Ich war schon einmal zum Entzug in High Watch Farm und würde sehr gern wieder dorthin gehen.«
»Das CPH möchte ein aktiveres Behandlungszentrum.«
»Was kostet das? Ich muss es selbst bezahlen.«
»Das wissen wir nicht genau. Vielleicht zehntausend Dollar im Monat.«
»Das kann ich mir nicht leisten. Das ruiniert mich. Und da ich seit über einem Jahr keine Patienten mehr behandle, sehe ich nicht ein, warum das nötig sein soll.«
»Wollen Sie Ihre Zulassung nicht retten?«
»Zehntausend Dollar pro Monat sind mir dafür zu viel Geld.«
»Aber Ihre Ausbildung dürfte Sie mehr als hunderttausend Dollar gekostet haben.«
»Nein, in Frankreich kostet das Studium nichts. Ich habe nicht einen Cent dafür bezahlt, und ich werde nicht einen Cent dafür bezahlen, eine Zulassung zu behalten, die ich nicht brauche. Meine ärztliche Zulassung für den Bundesstaat New York ist in Frankreich wertlos. Ich gehe einfach nach Frankreich zurück. Im Übrigen sagte ich bereits, dass ich nicht praktiziere, ich habe meine Praxis vor über einem Jahr geschlossen. Was für einen Fehler soll ich gemacht haben?«
Darauf hatten die Assistenzärzte keine Antwort, und es gefiel ihnen eindeutig überhaupt nicht, dass ich sagte, meine medizinische Zulassung für den Bundesstaat New York sei für mich wertlos. Sie wiederholten, ich müsse mich wegen Marworth entscheiden.
»Kann ich ein bisschen darüber nachdenken?«
»Ja, aber bitte entscheiden Sie sich schnell.« Ich sollte das Bett auf der Station möglichst schnell wieder räumen.
Ich blieb verwirrt und mutlos zurück. Inzwischen durfte ich telefonieren und rief meinen Cousin Steve an. Ich mochte ihn und vertraute ihm so sehr, dass ich mich ihm manchmal näher fühlte als meiner unmittelbaren Familie.
»Ich bin hier eingesperrt, es ist einfach absurd«, klagte ich. »Sie tun nichts für mich. Und sie halten mich gegen meinen Willen fest. Das Gesetz in New York ist eindeutig: Wenn der Blutalkoholspiegel unter einen
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