Das Ende
Frieden leben.«
»Niemand hat Sie um Ihre Meinung zu diesem Einsatz gebeten, Sergeant. Sie wurden dazu ausgebildet, Amerika gegen jedermann zu verteidigen, der versucht, die Art, wie wir leben, zu zerstören. Doch Sie haben den Ausweg eines Feiglings gewählt, Sie haben alles stehen und liegen lassen und sind davongerannt. Dadurch haben Sie Schande über Ihre Familie gebracht und sich Ihrer Uniform als unwürdig erwiesen. Und am allerschlimmsten ist: Sie haben Ihren Herrn und Erlöser Jesus Christus verraten.«
»Jesus war ein Mann des Friedens. Nie hat er irgendeinen gewalttätigen Akt unterstützt.«
»Wachen Sie auf, Sergeant! Amerika ist eine christliche Nation. Eine Nation unter Gott.«
»Seit wann ist Amerika eine christliche Nation? Seit wann braucht Gott den Menschen, um Seine Heiligen Kriege zu führen? Unsere Militäraktionen mit dem Namen Gottes zu schmücken macht die Gewalt genauso wenig zu einer heiligen Handlung wie das Ausrufen des Dschihads die Angriffe von al-Qaida zu einem heiligen Unternehmen macht. Sehen Sie genau hin, Colonel. Das sind die Leben, die wir im Namen Gottes geraubt haben, das sind die Menschen, die wir diffamiert
haben; so haben wir uns eine Entschuldigung verschafft, die es uns erlaubte, ihre Städte zu bombardieren. Das sind die Kinder, die wir abgeschlachtet haben, damit wir …«
»Sparen Sie sich Ihre Worte, Sie Verräter. Würden Sie etwa zusehen, wenn islamistische Terroristen noch einmal an unseren Küsten zuschlagen? Was für ein Amerikaner sind Sie eigentlich? «
»Einer, der sich weigert, noch länger Ihr Werkzeug zu sein. Den 11. September mit Saddam in Verbindung zu bringen, die Existenz von Massenvernichtungswaffen zu verkünden, von der Verbreitung von Demokratie zu sprechen … Das alles war eine einzige Lüge. Fanatiker wie Sie hatten nur ein einziges Ziel: Sie wollten sich die Kontrolle über die irakischen Ölfelder verschaffen. Krieg dient nur dazu, dem militärisch-industriellen Komplex blendende Geschäfte zu verschaffen. Wer kommt als Nächster dran? Der Iran? Venezuela? Gehört das ebenfalls zu Gottes großem Plan?«
»Wer sind Sie, dass Sie sich erlauben, mir eine Predigt zu halten? Wir beide wissen, warum Sie in den Irak gegangen sind. Sie haben ein Ziel gesucht. Sie brauchten einen feindlichen Kämpfer, den Sie durch Ihr Fadenkreuz fixieren und in Fetzen schießen konnten, um die Ernte Ihrer süßen Rache einzufahren. Wir haben Ihnen diese Möglichkeit gegeben, Sergeant – und das ist die Art, wie Sie es uns jetzt danken?«
Shep mustert die zahllosen fleckigen braunen Gesichter, die ihn stumm anstarren. »Sie haben recht. Niemand hat mich gezwungen zu gehen. Es war meine Entscheidung. Ich wollte Gerechtigkeit … und Rache. Ich habe Unschuldige getötet. Ich glaubte sogar, dass Gott auf meiner Seite ist … Doch nur, bis ich zum ersten Mal einem Menschen das Leben nahm. Meine Handlungen brachten keine Gerechtigkeit, sie brachten nur noch mehr Schmerz und Leid. Ich habe zugelassen, dass Wut meine Seele befleckt, und die Schuld liegt ganz allein bei mir.«
Eine weitere Lichtexplosion durchdringt den Nebel, doch dieser Funke erstrahlt direkt unter dem Schlauchboot und erhellt die Gesichter der Toten. Anstatt zu erlöschen, steigt das Licht immer höher, während es Colonel Argenti umkreist wie ein hungriger Hai.
Der Geistliche spürt, dass sich ihm ein übernatürliches Wesen nähert. »Der Todesengel! Lassen Sie nicht zu, dass er mich bekommt, Shepherd! Bei allem, was heilig ist!«
»Es ist Zeit, Colonel. Es ist Zeit, dass wir beide ernten, was wir gesät haben.«
»Ich bin ordinierter Priester, ich bin ein Botschafter von Jesus Christus, unserem Erlöser!«
Das Licht zieht immer engere Kreise. Seine strahlende Energie reißt die Soutane und die Unterwäsche von der Leiche des Geistlichen. Philip Argenti schreit auf, als sein nackter Körper plötzlich aus dem Wasser gehoben und in das Schlauchboot geschleudert wird. Seine leblosen Arme schießen nach vorn, und seinen toten Händen gelingt es irgendwie, Patrick Shepherds Jackenschöße zu umklammern. »Ich … bin ein Mann … Gottes!«
»Dann begib dich zu Ihm.« Shep schwingt seine lädierte Armprothese wie eine Sense und schlitzt Argentis Kehle auf. Mit zuckenden Armen fällt der Colonel nach hinten, und aus seiner klaffenden Halswunde spritzt schwarzer Schleim, als er zurück ins Wasser sinkt. Das geisterhafte Licht zieht ihn mit einem letzten zischenden Flackern unter die schäumende
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