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Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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zehnjährige Dawn aufschreien und Paolo und Francesca beten konnten, zog sich die Menge in die Schatten zurück und fiel verängstigt auf die Knie.
    Patrick trat nach vorn. Sein Kopf und sein Gesicht waren unter der Kapuze der Skijacke verborgen, seine Armprothese war in die Höhe gereckt, als handle es sich um die Sense des Todesengels.
    »Paolo, ich glaube, es ist Zeit, dass ich die Führung übernehme.« Shep schob sich an dem verblüfften Psychologieprofessor vorbei, und seine Präsenz teilte das Meer der von Entsetzen erfüllten Überlebenden.

    Tribeca, Manhattan, New York
6:38 Uhr

    Die Sporthalle lag im neunten Stock. David drückte gegen die Türen – verriegelt. Mit dem Kolben seines Sturmgewehrs zerschlug er das kleine Glasrechteck in einer der Türen. »Hallo! Ist jemand da drin?« Er leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Hörte ein Rascheln … und Geflüster.
    »Wer ist da?«
    »David Kantor. Ich bin Gavis Vater. Ich bin nicht infiziert. «

    Jemand kam näher. Eine schwere Kette wurde auf der anderen Seite der Tür gelöst. Die Tür öffnete sich, und David trat ein. Bis auf die Notbeleuchtung war alles dunkel. Die Schüler saßen auf dem Basketballfeld aus Hartholz; David konnte nur ihre dunklen Silhouetten erkennen.
    »Wer hat hier die Verantwortung für alles?«
    »Ich … irgendwie.« Der junge Mann war erst sechzehn Jahre alt. »Wir sind insgesamt achtzehn. Soweit wir wissen, ist niemand infiziert. Wir haben uns nachmittags gegen zwei hier eingeschlossen.«
    »Ist Gavi Kantor hier? Gavi?«
    »Sie ist nicht hier.« Eine Siebtklässlerin trat vor; das afroamerikanische Mädchen hatte sich in eine Decke gewickelt. »Sie war heute nicht in der Schule.«
    Sie war nicht in der Schule? Sie war überhaupt nicht zum Unterricht gekommen? Vielleicht ist sie nicht einmal in Manhattan …
    »Dr. Kantor, haben Sie genügend Schutzanzüge für uns?«
    Ein Erstklässler zog an seinem Hosenbein. »Ich möchte nach Hause.«
    Nach Hause? David knirschte mit den Zähnen. Wenn sie gehen, werden sie sich anstecken. Wenn sie bleiben, werden sie auf jeden Fall sterben. Was soll ich nur mit ihnen machen? Wohin kann ich sie bringen? Es gibt keine Möglichkeit, die Insel zu verlassen …
    Sie drängten sich um ihn wie Motten um eine Flamme. »Bitte, verlassen Sie uns nicht.«
    Er sah zu dem Siebenjährigen hinab. »Euch verlassen? Warum sollte ich denn so etwas tun? Ich bin hier, um euch nach Hause zu bringen. Doch bevor wir aufbrechen, muss jeder seinen Mund und seine Nase bedecken –
egal, womit. Nehmt einen Schal oder ein Handtuch oder notfalls eine Socke … was ihr nur finden könnt. Die Größeren müssen den Kleineren helfen. Sobald wir die Sporthalle verlassen haben, dürft ihr nichts mehr anfassen. Und ihr müsst durch den Stoff atmen. Lasst eure Sachen hier, ihr braucht sie nicht. Nur Jacken, Handschuhe und Mützen.«

    Chinatown, Manhattan, New York
6:39 Uhr

    Das plötzliche Vibrieren ihres Kristalls ließ Manisha zusammenzucken. Sie sah sich mit typisch mütterlicher Paranoia um. »Pankaj, wo ist Dawn?«
    Ihr Mann deutete nach vorn, wo ihre Tochter Hand in Hand mit dem in seine Kapuzenjacke gehüllten Patrick Shepherd weiterging. »Sie hat darauf bestanden. Stimmt was nicht?«
    »Hier stimmt überhaupt nichts«, flüsterte Manisha zitternd. »Unsere übernatürliche Führerin ist ganz nahe.«

    » Patrick, können wir für einen Moment anhalten? Ich muss mich ausruhen.« Dawn ließ seine rechte Hand los und setzte sich neben einen Lüftungsschacht, wobei sie sich mit der gepolsterten Rückseite ihrer Jacke vor dem vereisten Metall schützte. »Tut mir leid, aber meine Füße tun weh.«
    »Meine auch.« Er lehnte sich gegen den anderthalb Meter hohen Dachsims und sah auf die Mott Street hinab. »Es sind nur noch ein paar Blocks bis zum Columbus Park. Soll ich dich tragen? Du könntest auf meinem Rücken sitzen, wie ich das mit meiner eigenen kleinen …«

    Seine Stimme erstarb, und er fixierte die Straße unter sich.
    »Was ist, Patrick? Was siehst du?«
    Die Chinesen waren effizient, das musste er zugeben. Als immer mehr pestverseuchte Leichen auftauchten, hatten sie rasch gehandelt und ihre Toten in der Kanalisation entsorgt – und zwar auf die schnellstmögliche Art: Sie hatten sie mit dem Kopf voran in die offenen Abwasserschächte geworfen. Irgendwann hatte sich der scheinbar endlose Leichenstrom in der Tiefe so sehr angestaut, dass der improvisierte unterirdische Friedhof völlig verstopft war. Als

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