Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
Vom Netzwerk:
sich die kleinsten Kinder auf dem Boden aneinandergedrängt wie ein Wurf Welpen, um sich gegenseitig zu wärmen. Menschliche Schneeflocken, von Blut befleckt.
    Sie kann nicht hier sein. Das sind Grundschüler. Du musst die Siebtklässler suchen.
    David hörte ein Stöhnen. Rasch ging er auf das Geräusch zu, indem er den Flur überquerte und in die Bibliothek trat. Im Licht der Taschenlampe sah er den Mann.
    Der Rektor lag auf dem Teppichboden, den Kopf auf eine Enzyklopädie gestützt. Rodney Miller öffnete die Augen. Mit jedem keuchenden Atemzug sprühten kleine Tropfen Blut aus seinem Mund.
    »Miller, ich bin’s, David Kantor.«
    »Kantor?«
    »Gavis Vater. Wo ist sie? Wo sind die älteren Kinder?«
    Nur unter größten Mühen gelang es ihm zu antworten, und mit letzter Anstrengung murmelte er das Wort: »Sport… halle.«

    Chinatown, Manhattan, New York
6:26 Uhr

    Der Wind peitschte die Wellen des East River auf und verwirbelte die schlammfarbene Wolkendecke über Manhattan zu einem gewaltigen Mahlstrom. Unter der giftigen Schicht aus Kohlendioxid und chemischen Stabilisatoren kauerten sich die Scythe -Überlebenden auf den Hausdächern zusammen, wo sich jeder freie Streifen Teerpappe in das Fundament eines Flüchtlingslagers verwandelte, denn die Wohnungen waren längst den Sterbenden überlassen worden, und die Straßen gehörten den Toten.
    Pankaj Patel ließ das Getriebe des VW-Busses aufheulen, als er auf der Henry Street nach Südwesten rollte und die Front des Fünf-Gang-Relikts die Markisen der Geschäfte und alle sonstigen Gegenstände beiseitedrückte, die die schmalen Bürgersteige blockierten. Er fuhr unter den Überresten der Manhattan Bridge hindurch. Bog nach rechts in die Catherine Street ab. Und rollte noch zwei Blocks weiter, bevor er gezwungen war, anzuhalten.
    Die Nord-Süd-Verbindung vor ihnen – die Bowery – war praktisch ein einziges Knäuel aus Autos, Bussen und Lastwagen, die, so weit das Auge reichte, jeden Quadratmeter der Straße und der Bürgersteige bedeckten. Die meisten Fahrer, die auf der Bowery feststeckten, hatten ihre Autos auf der Suche nach Nahrungsmitteln und Toiletten längst verlassen. Die wenigen, die der Pandemie entgangen waren und die Nacht über ausgeharrt hatten, mussten feststellen, dass sie jetzt auf ihrer sicheren Insel gefangen waren und nirgendwo anders hingehen konnten.
    Die Silhouette der roten Backsteingebäude mit ihren wackligen Feuerleitern ragte wie eine weitläufige mittelalterliche
Burg jenseits des endlosen Staus auf der Bowery in den Himmel.
    Pankaj drehte sich zu den anderen um. »Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir können hier bleiben und sterben, oder wir können versuchen, zu Fuß durch Chinatown zu gehen. Bis zum Finanzdistrikt ist es nicht mehr weit, und dann haben wir den Battery Park und das Boot von Paolos Schwager schon so gut wie erreicht. Manisha?«
    »Mein Kristall ist zur Ruhe gekommen. Meine spirituelle Führerin ist einverstanden.«
    »Virgil?«
    »Einverstanden.«
    »Paolo?«
    »Francescas Fruchtblase ist geplatzt. Gerade hatte sie ihre erste Wehe. Was sollen wir tun, wenn das Baby kommt?«
    »Wir müssen uns irgendeinen Notbehelf besorgen … vielleicht einen Karren oder etwas Ähnliches, in dem wir sie transportieren können. Patrick?«
    Virgil versetzte Patrick einen leichten Stoß, sodass er erwachte. »Deine Frau und deine Kinder sind jetzt schon ganz nahe. Bist du bereit weiterzugehen?«
    »Ja.«
    Die sieben Überlebenden verließen den VW-Bus und gingen zu Fuß über die Bowery weiter. Sie kletterten und rutschten über Kofferräume und Motorhauben, bis sie einen Schwertransporter erreichten. Der Neunachser lag auf der Seite und blockierte den Eingang nach Chinatown.
    Sechzehn Stunden zuvor hatte die asiatische Enklave von Menschen gewimmelt. Tausende Touristen hatten die Dim-sum -Restaurants bevölkert und waren auf der
Suche nach günstigen Einkäufen durch die engen, überfüllten Gassen gestreift. Am Nachmittag waren alle Touristen geflohen. Bei Einbruch der Dämmerung hatte sich das Asiaten-Getto vom Rest Manhattans abgetrennt. Die Führer Chinatowns hatten bis hinauf zur Canal Street die Straßen von allem Verkehr freigeräumt und angeordnet, dass kein Fremder die Gegend betreten durfte. Dazu hatten sie die Zufahrtsstraßen mit Lastwagen verbarrikadiert.
    Pankaj gab den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen; der Psychologieprofessor hatte eine erreichbare Feuerleiter entdeckt. »Wir klettern aufs Dach und gehen dann

Weitere Kostenlose Bücher