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Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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lehnte sich im Sessel zurück. »Ebenso wie Kaiser Ashoka und Monseigneur de Chauliac vor ihm muss Mr. Shepherd lernen, sich zu beherrschen. Und wir müssen einen Weg finden, mit unserem neuen Engel der Dunkelheit Kontakt aufzunehmen. Nummer sieben, hatte deine Frau irgendwelche übernatürlichen Erlebnisse, seit du mit deiner Familie wieder nach Manhattan gezogen bist?«
    Der Professor schien sich unbehaglich zu fühlen. »Nein, Ältester.«
    »Und was ist mit deiner Tochter?«

    Trinity-Friedhof
Washington Heights, Manhattan, New York
12:03 Uhr

    An diesem Tag im August brannte die Mittagssonne auf die fünf großen Stadtbezirke New Yorks nieder, und die Hitze, die von den Bürgersteigen aufstieg, ließ den Zement wie Steinplatten in einem Backofen wirken.
    An der Oberfläche des Hudson konnte das bloße Auge kaum eine Bewegung erkennen, doch auf mikroskopischer Ebene schleuderten Miniatur-Tsunamis unzählige Wassermoleküle in die Atmosphäre und erhöhten die Feuchtigkeit der Kumuluswolken, die sich bereits im Westen bildeten.
    In der Stadt stöhnte die Menge unter der Mittagshitze. Geschäftsleute eilten von einem klimatisierten Gebäude ins nächste, während rotgesichtige Straßenverkäufer unter großen Sonnenschirmen und vor tragbaren Ventilatoren Erleichterung suchten.

    Vierzig Tage waren mit einer gründlichen Inspektion Manhattans vergangen, weitere einhundertdreiundfünfzig mit dem Abtransport von Trümmern, vielfältigen Reparaturarbeiten und zahlreichen Gottesdiensten. Der Puls des Big Apple hatte erneut zu schlagen begonnen. Inzwischen lebten schon fast wieder sechshunderttausend Menschen in Manhattan, und die gesunkenen Mieten versprachen einen weiteren Zustrom.

    Der Friedhofswärter schlief in seinem Büro seinen Rausch aus. Über einer Klimaanlage, die ihre Garantiezeit längst hinter sich hatte, waren die Jalousien heruntergezogen worden. Im Augenblick gab es keine Beerdigungen, und die Sommerhitze hatte die Touristen vertrieben.
    Es gab nur zwei Besucher.
    Unter einer gnadenlosen Sonne standen eine Mutter und ihre Tochter inmitten einer Metropolis aus Mausoleen und alten Gräbern und starrten auf einen polierten Grabstein. Nach zehn Minuten fragte das Kind: »Wurde Patrick hier wirklich beerdigt, Mommy?«
    Leigh Nelson wog ihre Antwort sorgfältig ab. Sie dachte darüber nach, welche Formulierung der Wahrheit die Neugierde ihrer Tochter befriedigen würde, ohne das Mädchen in Albträume zu stürzen. »Patrick ist jetzt bei Gott. Der Grabstein ist nichts weiter als ein Ort, wo wir ihm sagen können, wie sehr wir ihn lieben und wie sehr wir ihn vermissen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Und wie dankbar wir ihm für das sind, was er getan hat.«
    Der Fahrer des Range Rover, der vor dem Gittertor des Westeingangs parkte, drückte auf die Hupe.
    Leigh lächelte Autumn an. »Ich glaube, wir müssen los. Daddy vermisst uns.«

    »Ich möchte noch bleiben.«
    »Ich weiß, aber es ist Dienstag, und Daddy muss zurück zur Arbeit. Wir kommen ein andermal wieder, vielleicht am Wochenende. Okay, Schätzchen?«
    »Okay.«
    Hand in Hand gingen sie über die geborstenen Steinplatten des Friedhofswegs den steilen Hang des Hügels hinab. Auf halber Höhe sah Leigh ein elfjähriges Hindu-Mädchen, das im Schatten eines Grabes saß. Sie wartet geduldig auf eine Privataudienz . Leigh winkte.
    Dawn Patel winkte zurück. Dann eilte sie den steilen Hügel hinauf. Das Grab mit der Skulptur des engelgleichen Kindes ließ sie sicher den Weg zwischen allen anderen Gräbern hindurch finden.
    Sie legte eine von zwei Rosen auf das ältere Grab, während sie leise die Inschrift las.

    PATRICIA ANN SEGAL
    20. AUGUST 1977 – 11. SEPTEMBER 2001
GELIEBTE MUTTER UND SEELENGEFÄHRTIN

    DONNA MICHELE SHEPHERD
    21. OKTOBER 1998 – 11. SEPTEMBER 2001
GELIEBTE TOCHTER

    Der Grabstein gleich daneben war neu. Er war von den sechsunddreißig Überlebenden errichtet worden, die man zwei Tage nach dem Grauen der Dezember-Epidemie im Museum der Freiheitsstatue entdeckt hatte – sechsunddreißig Menschen, von denen kein einziger mit der Pest infiziert war.
    Die Inschrift dieses Grabsteins war derjenigen des ersten auf unheimliche Weise ähnlich.

    PATRICK RYAN SHEPHERD
    20. AUGUST 1977 – 21. DEZEMBER 2012
GELIEBTER SEELENGEFÄHRTE – GESEGNETER FREUND

    Das Mädchen legte die zweite Rose auf dieses Grab, in dessen Sarg nur die Armprothese ihres verstorbenen Besitzers lag. Dawn trat einen Schritt zurück und setzte sich auf

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