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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewusst, der sich deshalb um so mehr beeilte.
    Nur erwies sich das Dach mit seiner Schräge als Nachteil. Hinzu kam der dünne feuchte Film, der auf den Dachpfannen lag und sie rutschig gemacht hatte.
    Suko setzte alles ein. Er bewegte sich so schnell wie möglich auf Toby zu. Während er lief, spürte er die eigene Unsicherheit. Die Schräge machte ihm zu schaffen, und er wusste plötzlich, dass er viel Glück haben musste, wenn er es noch in diesem begrenzten Zeitraum schaffen wollte.
    Mich hatte er passiert und brauchte nur mehr einen Schritt, um Toby zu fassen.
    Da war die Zeit um. Suko griff trotzdem zu. Er berührte den Jungen, doch er konnte ihn nicht festhalten.
    Ich war ebenfalls wieder aus der Starre erwacht. Zuerst erlebte ich, wie Sukos Hand am nackten Oberkörper abrutschte. Hinter mir hörte ich den gequälten Ruf von Lilian Cramer, die nach ihrem Sohn rief, weil sie auch die Gefahr gesehen hatte.
    Da reagierte Belial.
    Er war so schnell, dass Suko nicht ausweichen konnte. Mein Freund bekam einen heftigen Stoß, als er sich in der Vorwärtsbewegung auf Toby hin befand.
    Die Bewegung stoppte. Für einen Moment schwebte er in der Luft, obwohl er mit dem Dach wie verwachsen war. Seine Haltung war so unnatürlich und auch schon gekippt, dass er sich nicht mehr fangen konnte.
    Das Verhängnis war nicht zu stoppen. Suko fiel zurück. Er konnte seinen Halt nicht verlieren, weil es keinen gab. Dann schlug er auf das Dach, wo er ebenfalls nicht liegen bleiben und den physikalischen Gesetzen Tribut zollen musste.
    Er rutschte in die Tiefe - und genau auf mich zu!
    Ich kam nicht rechtzeitig genug weg. Außerdem war meine Bewegungsfreiheit mehr als eingeschränkt. Suko, der sich auf dem Weg nach unten noch leicht drehte, prallte gegen mich.
    Es war das Schlimmste, was uns passieren konnte, denn durch diesen Zusammenstoß wurde auch ich aus dem Gleichgewicht gebracht. Es gab nichts in der Nähe, woran ich mich festhalten konnte. Schmerzhaft prallte ich auf die rechte Seite und halb auf dem Rücken. Über mir drehte sich die Welt. Sukos Gewicht lastete ebenfalls auf mir. Nur presste es mich nicht fest, sondern riss mich mit.
    Beide rutschten wir auf die Dachkante zu…
    ***
    Claudine Lanson war nicht eben begeistert über das Zusammentreffen mit den beiden Männern gewesen. Sie hatte sich deshalb auch darüber gefreut, dass die Polizisten den Friedhof schnell wieder verlassen hatten.
    So konnte sie allein zurückbleiben.
    Sie hatte noch den Wagen wegfahren hören, dann war Stille eingetreten. Claudine mochte diese Totenruhe. Da wurde sie nicht gestört und konnte ihren Gedanken freien Lauf lassen. Und die beschäftigten sich zumeist mit dem Wunder, das Claudine als Engel bezeichnete. Sie schwärmte für diese Wesen. Schon in der Kindheit hatte sie alles gelesen, was sie über Engel in Erfahrung bringen konnte.
    Das waren dann die Geschichten der süßen, kleinen und auch kitschigen Engel gewesen. In einigen Büchern stand geschrieben, dass sich die Engel im Himmel aufhielten, um die Sterne zu putzen. Wenn zuviel Staub auf die Erde nieder rieselte, dann durften sich die Kinder und die Erwachsenen etwas wünschen. Mit diesem Mythos wurde der Schweif eines Kometen erklärt.
    Alles Geschichten, über die Claudine heute lächelte. Als Kind war sie davon fasziniert gewesen. Schon als Jugendliche hatte sie sich beinahe wissenschaftlich mit der Engelforschung beschäftigt und alles gelesen, was man herausgefunden hatte.
    Viele Legenden. Viele Vorstellungen von Menschen über Engel.
    Lichtwesen mit Flügeln, die den Thron Gottes umflogen. Sie kannte sich in der Hierarchie der Engel aus, und sie wusste auch, dass einige dem Thron des Allmächtigen näher waren als andere.
    Aber ihre Forschungen bewegten sich auch in eine andere Richtung.
    Sie wollte das Verhältnis zwischen den himmlischen Boten und den Menschen genauer ergründen und hatte deshalb herausgefunden, dass Engel auch von den Menschen gelockt werden konnten und nicht nur reagierten, wie es ihnen passte.
    Claudine wollte die Nähe der Engel spüren. Wenn es eben ging, körperlich.
    Da gab es vor allen Dingen bestimmte Kleidung und auch bestimmte Duftstoffe, auf die Engel einfach reagieren mussten. So hatte sich Claudine Lanson nach dem Verschwinden der beiden Männer umgezogen. Sie war dorthin gegangen, wo ihr Wagen - ein Mini-Cooper - stand. Sie hatte die andere Kleidung vom Rücksitz genommen, die normale ausgezogen und sich nun so gekleidet, dass die Engel

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