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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war Belial, der Engel der Lügen.
    Einer, der Luzifer immer zur Seite gestanden, sich dabei aber zurückgehalten hatte.
    Belial verließ das finstere Reich und begab sich auf die Erde. Er hatte die Jagd auf die Schutzengel eröffnet, und es war ihm tatsächlich gelungen, zahlreiche unter ihnen zu eliminieren. Nicht nur den Schutzengel des kleinen Toby Cramer.
    Das alles hatte Claudine durch genaue Recherchen herausgefunden und war beinahe daran verzweifelt, weil sie es nicht geschafft hatte, das Böse zu stoppen.
    Innerlich gab sie zu, dass sie als Einzelperson auch zu schwach war, nur aufgeben wollte sie nicht. Ihr Leben lang hatte sich Claudine mit dieser Aufgabe beschäftigt, und sie wollte einfach keinen Rückzieher mehr machen.
    Dieser Friedhof war wichtig. Auf ihm lagen viele Tote, die als Unschuldige gestorben waren. Kinder, die im Krieg oder anderweitig getötet worden waren, hatte man früher hier bestattet. Ihre Schutzengel hatten nicht eingreifen können. Und doch fühlten sie sich irgendwie noch für ihre Schützlinge verantwortlich, denn sie besuchten diesen Friedhof oft genug, um an den Gräbern der Kinder zu trauern. Dabei waren sie nie zu sehen. Nur zu spüren. Und auch nur für Menschen, die sensibel genug waren und ihnen aufgeschlossen gegenüberstanden.
    Andere merkten nichts davon.
    Claudine Lanson stand ihnen aufgeschlossen gegenüber. Sie merkte genau, wann sich die Engel in der Nähe aufhielten. Ihre Sinne waren fein genug, um den Duft der Rosen oder des Jasmins wahrzunehmen, der die Wesen begleitete.
    Auch an diesem frühen Abend war dies der Fall, als sie wieder zurück auf den eigentlichen Friedhof ging, den der wilde Bewuchs beinahe zu einem Dschungel hatte werden lassen.
    Sie musste schon sehr genau schauen, um die einzelnen Gräber zu sehen. Es war für keinen Menschen zu erkennen, in welchen Gräbern die Kinder lagen, denn niemand konnte bis auf deren Grund schauen.
    Menschen wie Claudine aber spürten so etwas.
    Dort, wo die kleinen Kreuze oftmals standen, da hatte sich ein bestimmter Duft verdichtet. Noch immer kehrten die Schutzengel zurück, um zu trauern. Auch wenn sie dann verschwanden, hinterließen sie diesen einmaligen Duft.
    Claudine ging langsam. Über ihr verdunkelte sich der Himmel. Aber es würde wohl nicht für ein Gewitter reichen. In den letzten Minuten war Wind aufgekommen. Er hatte große Lücken in die Wolken hineingerissen. So trat auch das runde Auge des Vollmonds sehr deutlich zum Vorschein. Er glotzte auf die Welt und auf den Friedhof nieder. Manchmal ließ er seinen silbrigen Glanz auf die alten Gräber fließen oder leuchtete fahl die Grabsteine an. Dann kam es Claudine vor, als hätte hier vor kurzem ein Engel gestanden und ein weiches Nachleuchten hinterlassen.
    Ihr war der Friedhof nicht fremd. Sie ging zielsicher dorthin, wo sich die Gräber der meisten Kinder befanden.
    Jetzt, wo es windiger geworden war, spürte sie wie der Wind gegen die Kleidung wehte, sie anhob, sie lüftete, um anschließend über ihre Haut streicheln zu können. Unter diesen leichten Umhängen aus Stoff war die Frau bis auf einen dünnen Slip nackt. Er bedeckte nur das Nötigste, alles andere wollte sie der Natur preisgeben. Dabei störten die dünnen Stoffe so gut wie nicht.
    Sie hätte sich deshalb zufrieden und glücklich fühlen können. Das war leider nicht der Fall. Für sie war der Friedhof nicht mehr so frei wie früher.
    Es hatte sich schon etwas verändert. Äußerlich nicht, da war alles gleich geblieben. Wer dieses Gelände allerdings so gut kannte wie Claudine, der musste schon merken oder auch spüren, dass etwas nicht in Ordnung war. Andere Kräfte versuchten, die Kontrolle über das Gebiet zu bekommen. Der Atem der Engel sollte verschoben werden, um dem zu weichen, das sie bekämpften.
    Es war das Böse. Es war nicht die andere Seite. Es war der Feind, der bereits seit Urzeiten vorhanden war und sich einfach nicht vertreiben ließ. Er war den Engeln auf den Fersen geblieben, denn es lag noch eine große Aufgabe vor ihm.
    Es gab zu viele Schutzengel. Der anderen Seite war es noch nicht gelungen, sie auszuschalten. Aber Belial und seine Schergen wussten immer sehr genau, an welchen Orten sich die Boten des Lichts aufhielten.
    Bei Claudine Lanson nahm die Unruhe zu. Sie war in den letzten Stunden nie locker, freudig erregt oder gelöst gewesen. Damit hatte sie sich abfinden können. Zudem hatte das Erscheinen der beiden Fremden auch dazu beigetragen. Nun verstärkte

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