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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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vollführte mit der Hand eine verscheuchende Geste. »Das Essen war zwar gut, aber Seine Heiligkeit hat heute keinen Appetit.«
    Schnell wie der Blitz machte der Koch sich davon. Das fehlte noch, dass man ihm vorwarf, dem Papst Gift ins Essen gestreut zu haben! Dann könnte er sich gleich aufhängen …
    »Vielleicht sollten Eure Heiligkeit das Ruhelager aufsuchen. Es ist gewiss nur eine kleine Unpässlichkeit, die Euch zu schaffen macht. Sicher ist es die Aufregung von heute morgen im Münster. Dieser unverschämte Kerl von der Pariser Universität trägt die Schuld an Eurem Missbehagen. Ich werde veranlassen, dass man Euch umgehend mehrere Wärmflaschen macht und einen Magen-Tee zubereitet, Heiliger Vater.«
    »Sì sì, Ihr habt vermutlich Recht, Don Severino. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob nicht doch vergiftetes Zeug …«
    Der Sekretär, der seinen hypochondrisch veranlagten Herrn genau kannte, wehrte mit beiden Händen ab. »Nein, nein, Eure Heiligkeit! Ihr selbst habt den Vorkoster beobachtet, und auch ich habe von den Speisen gegessen, und mir fehlt gar nichts. Es ist gewiss nur eine kleine Magenverstimmung, womöglich verursacht durch das nasskalte Wetter hier in Deutschland.«
    »Das ist gut möglich«, ging Johannes sofort darauf ein. Die schreckliche Witterung nördlich der Alpen war ein Thema, das ihn immer von neuem aufregte. »Ich war ja vehement dagegen, dass dieses Konzil ausgerechnet hier abgehalten wird. Aber Sigismund hat es ja so gewollt.«
    Der ehemalige Pirat schmollte wie ein kleiner verzogener Junge, aber der Sekretär war froh, seinen unberechenbaren Herrn abgelenkt zu haben. Er sorgte dafür, dass Signor Baldassare Cossa – insgeheim nannte er ihn immer noch bei seinem richtigen Namen –, der sich in der Tat wie ein Schwerkranker gebärdete, schleunigst zu Bett geleitet wurde.
    Danach verdonnerte er die Dienerschaft und alle Herren der päpstlichen Delegation, die an dem Essen teilgenommen
hatten, zu absolutem Stillschweigen über die Befindlichkeit des Papstes.
    »Vor allem keine Erwähnung dieses Unwortes: Gift! Es gäbe ein homerisches Gelächter, wenn es an die Öffentlichkeit dränge – und sich dann herausstellte, dass unseren hohen Herrn nur ein paar Winde plagten! Diese Art von Aufsehen können wir nicht brauchen. Lächerlichkeit pflegt tödlich zu sein.«

KAPITEL 27
    JOHANNES XXIII. LANGWEILTE sich unsäglich. Er musste schließlich einsehen, dass ihm nicht allzu viel fehlen konnte. Ein bisschen flau war ihm im Bauch, und der Kopf tat ihm ebenfalls ein wenig weh. Aber das war es dann auch schon. Immerhin fühlte er eine starke innere Unruhe. Da kam ihm der rettende Gedanke, was möglicherweise sein Unbehagen ausgelöst haben konnte – neben d’Aillys Frechheiten selbstverständlich:
    »Ich bin schon viel zu lange abstinent gewesen!« Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Natürlich! Seit er seine letzte Mätresse, Donna Sofia Lucrezia, davongejagt hatte, war er mit keiner Frau mehr »so richtig« zusammen gewesen.
    Das kleine Bauernmädel, das man ihm auf der Reise ins Bett gesteckt hatte, zählte nicht wirklich. Hübsch war die Kleine ja gewesen, aber viel zu unerfahren. Er hasste es, wenn er erst alles umständlich erklären musste … Er bedurfte dringend weiblicher Gesellschaft! Umgehend machte der Papst sich bemerkbar, indem er an der Klingelschnur neben seinem Kopfkissen zog.

    Es erschien allerdings nicht Don Severino – leider, denn ihm wäre das folgende Missgeschick gewiss nicht unterlaufen. Er kannte Baldassare Cossa schließlich in und auswendig, vor allem dessen zahlreiche Laster.
    Johannes’ neuer Leibdiener Massimo – der vorige war vor den Launen dieses Herrn davongelaufen – tauchte beflissen auf. Devot näherte sich der Domestik der pompösen Bettstatt. Er hörte den hohen Herrn seufzen und stöhnen.
    Der Ärmste litt offenbar große Pein …
    »Was kann ich für Eure Heiligkeit tun?«, erkundigte sich Massimo besorgt und beugte sich über das Lager des sich unruhig herumwälzenden Papstes.
    »Schafft mir rasch ein Weib herbei! Aber ein junges, hübsches. Und eines, das sich darauf versteht, mit den Bedürfnissen eines notleidenden Mannes fertigzuwerden!«, vernahm der Diener den ziemlich barsch klingenden Befehl. »Keines von den vierschrötigen deutschen Frauenzimmern, die nach Schweiß und Herdrauch stinken, sondern ein zierliches, sauber gewaschenes, dessen lieblicher Anblick mir Appetit macht, haha!«
    »Jawohl! Sogleich!

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