Das Erbe der Apothekerin - Roman
gefunden, wo sie als Apothekerin tätig ist«, verkündete Massimo wichtigtuerisch.
»Seid unbesorgt, Herr«, versuchte Magdalena beherzt, Don Severinos Skepsis zu begegnen. »Ich übe diesen Beruf schon längere Zeit aus. Mein Vater war Stadtapotheker in einer schwäbischen Reichsstadt und hat mich persönlich unterrichtet. Außerdem lernte ich noch eine Menge von Bruder Gregor.«
»So, so!« verbiss sich der Sekretär des Papstes das Lachen. Er kannte schließlich seinen Herrn und wusste genau, nach welcher Art Weibsbild dieser gierte … Gleichzeitig war er verärgert, dass Johannes nicht, wie üblich, ihn, seinen persönlichen Secretarius und Vertrauten, mit dieser delikaten Mission betraut hatte.
Dabei fiel ihm ein, dass er selbst es gewesen war, der dem Papst womöglich das Gefühl vermittelt hatte, für einen wehleidigen Hypochonder gehalten zu werden. Das nahm der Heilige Vater ihm anscheinend übel.
»Aber dieser Tölpel Massimo hätte mich zumindest informieren müssen, ehe er sich einfach auf eigene Faust auf die Suche machte«, dachte Don Severino beleidigt. Er beschloss, sich um diese Angelegenheit überhaupt nicht zu kümmern. Sollte der naive Diener, der die Situation offenbar gründlich missverstanden hatte, schauen, wie er mit Johannes zurande käme!
Das Frauenzimmer machte ihm nämlich keineswegs den Eindruck, dass es auch bereit wäre, nebenbei die Dienste einer Hübschlerin anzubieten. Das schöne Mädchen in der bürgerlichen Tracht schien in der Tat nur eine Heilkundige zu sein und keine, die einem Fremden – und sei er auch der Papst – für Geld zu Willen wäre. Er gönnte Massimo den Reinfall; Papst Johannes würde toben, sobald er den Irrtum bemerkte …
Seine Heiligkeit war in der Zwischenzeit sehr ungeduldig geworden. Wo blieb der Kerl denn nur? War er möglicherweise zu dämlich, um ihm eine Hure zu besorgen? Er bedauerte es längst, nicht Severino mit dieser Aufgabe betraut zu haben. Der hatte bekanntlich »ein gutes Händchen« für heikle Angelegenheiten.
Sein Sekretär kannte seinen Geschmack, achtete auf Sauberkeit und Gesundheit der Betreffenden und fand auch jedes Mal die Richtige – egal ob billiges Straßenmädchen oder anspruchsvolle Adelsdame. Daher durfte er auch, sobald sein Herr genug von der jeweiligen Gespielin hatte, mit ihr machen, was er wollte …
Als der Heilige Vater endlich eine weibliche Stimme vor seiner Schlafzimmertür hörte, setzte er sich erwartungsvoll im Bett auf. Da schien es endlich zu sein, das ersehnte weibliche Wesen, das ihn von seinem Unwohlsein befreien würde. Ihre Stimme klang ihm angenehm in den Ohren und schien einer kultivierten Person zu gehören. Anscheinend war sein Leibdiener doch recht geschickt.
Massimo klopfte zaghaft an die Tür. Sobald er das polternde »Nur herein!« seines Herrn hörte, öffnete er sie einen Spalt weit und ließ die junge Frau hindurchschlüpfen.
Er selbst quetschte sich hinter Magdalena in den durch bodenlange Vorhänge verdunkelten Vorraum, der nur durch fünf in einem Silberleuchter brennende Kerzen spärlich erhellt wurde, und blieb abwartend im Eingang stehen. Die Apothekerin schritt indessen beherzt auf ihren vermeintlichen Patienten zu.
Allzu siech schien der Papst nicht zu sein, registrierte Magdalena erleichtert und fasste ihn näher ins Auge. Für einen angeblich Kranken blickte er sie recht munter an.
»Massimo, mein Lieber, Ihr könnt Euch nun zurückziehen.
Aber bleibt in der Nähe, falls ich oder die Donna noch einen Wunsch haben sollten. Fürs Erste wird der Wein hier genügen und der kleine Imbiss. Wir werden uns selbst bedienen. «
Auch seine Stimme klang fest und klar. Seine Heiligkeit deutete lässig mit einer Hand, an welcher der Fischerring prangte, auf das Tischchen neben seinem Bett. In einem Kühler stand eine Flasche mit seinem Lieblingswein, eine Platte mit köstlichen Leckereien war daneben angerichtet. Mit der anderen Hand scheuchte er Massimo aus dem Zimmer.
In der Tat, im Augenblick gab es nichts für den Leibdiener zu tun. Einer der Domestiken hatte bereits im riesigen Marmorkamin ein hell loderndes Feuer entzündet. Die Temperatur im Raum war eindeutig viel zu hoch, aber Massimo wusste, dass der Heilige Vater überhitzte Gemächer schätzte – vor allem, wenn er weibliche Gesellschaft hatte. »Das fördert ihre Bereitschaft, sich nackt auszuziehen«, behauptete er.
»Sehr wohl, Eure Heiligkeit«, murmelte Massimo devot und schlüpfte geräuschlos aus dem
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