Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
Palast dieses Bischofs gehen und nach Magdalena sehen. Möglicherweise ist die Unpässlichkeit dieses hohen Herrn doch ernsterer Natur als gedacht, und man ist vielleicht froh, wenn wir ebenfalls unsere Hilfe anbieten.«
    Gregor äußerte das, um seinen Lehrjungen, der ihm beängstigend blass vorkam, zu beruhigen; er selbst glaubte kein Wort davon. Wäre dieser italienische Kirchenfürst tatsächlich ernsthaft erkrankt, hätte man wohl die Hilfe eines renommierten Arztes in Anspruch genommen und würde sich nicht auf die Heilkunst einer jungen und unerfahrenen Apothekerin verlassen.
    Beide machten sich eilends auf zum Haus des angeblichen Bischofs.

KAPITEL 29
    DER LEIBDIENER MASSIMO hatte Magdalena auf dem Weg zum Bischofspalais über die Beschwerden Seiner Heiligkeit aufgeklärt. Ihr gegenüber hatte er betreffs der Person des Kranken nicht mehr länger hinter dem Berg gehalten.
    »Schon während des Mahles fühlte der Heilige Vater sich nicht mehr wohl. Er musste sich umgehend niederlegen«, redete er beflissen auf sie ein und ließ damit in ihr den Verdacht
aufkeimen, ein Bestandteil der Nahrung sei nicht mehr frisch gewesen.
    Den Gedanken, es könne Gift im Spiel sein, schob sie rasch beiseite – trotz der Unbeliebtheit dieses Stellvertreters Jesu Christi. In Konstanz pfiffen es allmählich die Spatzen von den Dächern, dass Johannes XXIII. kaum Aussichten hatte, von den Konzilsvätern als alleiniger Papst anerkannt zu werden. Vermutlich gab es in der Stadt mehr als einen, der ihn gern im Himmel – beziehungsweise noch lieber »beim Teufel« gewusst hätte …
    »Falls es sich nur um eine Magenverstimmung handeln sollte, werde ich dem Heiligen Vater leicht helfen können. Aber sollte es sich um etwas Ernsteres handeln, will ich nicht die Verantwortung alleine tragen, dann müsst Ihr unbedingt einen Medicus zu Rate ziehen«, versuchte Magdalena ihrem Begleiter zu erklären. In der zupackenden und nüchternen Art, die sie sich neuerdings mehr und mehr zugelegt hatte, hielt sie sich nicht lange damit auf, über die Bedeutung der Tatsache nachzudenken, dass sie sich anschickte, einen der drei Päpste persönlich kennenzulernen.
    Massimo winkte ab. »So schlimm ist es wohl nicht«, wiegelte er ab. »Seine Heiligkeit ist ein kerngesunder Mann, der noch nie eines Arztes bedurft hat – mit Ausnahme eines Chirurgen, der ihm zwei Zähne gezogen hat.«
     
    Obwohl vom Äußeren her eher unscheinbar, war der Glanz im Inneren der bischöflichen Residenz bemerkenswert. Die Menschen aus Magdalenas Bekanntenkreis lebten in bequemen und wohlausgestatteten Bürgerhäusern, aber so pompöse Anwesen kannte sie bis dato nicht. Das vornehmste Gebäude, das die junge Frau bisher von innen gesehen hatte, war die Villa ihrer Muhme Gertrude.

    Hier jedoch stieß sie auf Schritt und Tritt auf vergoldete oder bunt bemalte Skulpturen von Heiligen, die auf Truhen, Tischen oder Treppenabsätzen standen. Die Wände waren bedeckt mit riesigen Spiegeln in Silberrahmen und mit Gemälden, die auf Goldgrund Episoden aus der Heiligen Schrift wiedergaben oder Maria mit dem Kinde sowie verschiedene Märtyrer darstellten.
    Die bis zum oberen Stockwerk reichende Eingangshalle wurde von hohen Säulen gestützt, deren Kanneluren man mit Blattgold überzogen hatte; die doppelt mannshohen und überbreiten Türen waren mit vergoldeten Schnitzereien versehen.
    Gerne hätte Magdalena vor jedem Gemälde verweilt, um die Feinheit der Pinselstriche zu bewundern, aber Ser Massimo drängte sie weiter, die breite Marmortreppe hinauf. Als sie in einen geräumigen Flur einbogen, trat ihnen ein Geistlicher in schwarzer Seidenrobe in den Weg.
    »Wen bringt Ihr uns denn da, Messer Massimo?«, wollte Don Severino wissen und musterte die junge Frau mit recht unziemlicher Neugier. Die Inspektion schien zwar günstig auszufallen, aber offenbar war er sich über Sinn und Zweck dieses Besuches noch nicht recht im Klaren.
    Die Person war noch jung und sehr anziehend, schien aber – ihrem ruhigen und verständigen Gehabe und ihrer in gedeckten Farben gehaltenen Kleidung nach – ein ehrbares Gewerbe auszuüben. Was wollte sie also hier?
    »Seine Heiligkeit hat mich ausgesandt, in der Stadt eine Heilkundige zu finden, die ihm wieder auf die Beine helfen soll. Der Heilige Vater hat extra nach einer jungen, hübschen Frau verlangt, die ihn mit sanfter Stimme zu trösten weiß und mit kundiger Hand von seinem Leiden kuriert. Da habe ich diese Jungfer im Kloster der Franziskaner

Weitere Kostenlose Bücher