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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Schlafzimmer. Auf dem Stuhl davor würde er stundenlang – vermutlich die ganze Nacht bis in den hellen Morgen hinein – ausharren und auf Abruf bereit sein, falls Johannes einen Wunsch äußern sollte.
    »Na, mein hübsches Kind«, begann Baldassare Cossa sein übliches, wenig einfallsreiches Liebesgeplänkel, »traut Euch nur näher heran, ich pflege nicht zu beißen, haha.«
    Letzteres war vollkommen überflüssig, und Magdalena schmunzelte. »Wie sollte ich Euch sonst helfen können, Heiliger Vater? Freilich muss ich Euch nahekommen, sogar sehr nahe – wofür ich Euch übrigens gleich um Verzeihung bitte. Aber ich muss Euch erst untersuchen, ehe ich sagen kann,
welche Arznei in Eurem Fall angebracht erscheint. Vorsorglich habe ich eine gewisse Auswahl an Medikamenten mitgebracht. «
    Sie deutete auf den Weidenkorb, den sie neben dem Bett abgestellt hatte.
    »Arznei, Medizin! Haha! Das ist ja eine ganz neue Sache, die Ihr Euch habt einfallen lassen, meine Schöne! Gefällt mir, gefällt mir! Sehr löblich, dass Ihr mir helfen wollt! Wenn ich Euch so ansehe, glaube ich sofort, dass es Euch gelingen wird. Ihr seid nicht nur verteufelt hübsch, sondern auch wirklich einfallsreich, Kindchen. Natürlich müsst Ihr mir auf den Leib rücken – sehr eng sogar. Hauteng sozusagen, haha!«
    Magdalena bückte sich nach ihrem Korb und entnahm ihm einen Spatel.
    »Würdet Ihr Euren Mund bitte weit öffnen, Eure Heiligkeit? «, fragte sie ruhig, ohne auf das alberne Geschwätz einzugehen. Verblüfft tat Johannes, was sie verlangte. Diese Art von »Liebesspiel« musste eine teutonische Variante sein.
    »Nun, Eure Mandeln sind in Ordnung, die Zunge ebenfalls; nur Euer Rachen erscheint mir ein wenig gerötet«, stellte sie fest. Vielleicht litt der Papst an Fieber und sprach deswegen so wirres Zeug? Prüfend legte sie ihm ihre kühle Hand auf die Stirn. Die Temperatur schien ein bisschen erhöht, aber keineswegs besorgniserregend.
    Der Heilige Vater kicherte entzückt. »Oh, was habt Ihr für sanfte Händchen! Es wird mir ein ganz besonderes Vergnügen sein, diese liebreichen Fingerchen noch auf ganz anderen Stellen meines Körpers zu fühlen! Molto bene! Ist dieses Spielchen Eurer eigenen Phantasie entsprungen, Liebchen, oder der Eures Bordellwirts?«, erkundigte er sich dann, wobei er die seidene Bettdecke zurückschlug und zur Seite rückte, um ihr Platz zu machen.

    »Setzt Euch jetzt zu mir, Kindchen.«
    Er griff nach ihrem Arm, um sie zu sich niederzuziehen, stieß jedoch auf unerwarteten Widerstand. Mit einem Ruck befreite sich Magdalena von der zupackenden Hand.
    »Danke, Eure Heiligkeit! Ich bin Euch nahe genug, um mir ein Bild von Eurem Zustand zu machen. Lasst mich jetzt Euren Puls fühlen. Ich denke, Ihr habt doch Fieber! Was sollte sonst das wirre Gerede von einem Bordellwirt bedeuten? Frater Gregor, der Apotheker der Franziskaner, schickt mich.«
    Die junge Frau griff energisch nach seinem Handgelenk. Der verblüffte »Kranke« ließ es zwar geschehen, wehrte aber zugleich ab: »Falls mein Herzschlag zu schnell sein sollte, liegt das daran, dass Ihr mich so erregt, mein Liebchen. Endlich einmal eine Hure mit Phantasie! Und das in Deutschland! Ich bin entzückt!«
    Magdalena war vollkommen konsterniert. Die Lage, in der sie sich seit ihrem Eintreffen im päpstlichen Schlafgemach befand, ähnelte einer grotesken Mischung aus fatalem Irrtum und lächerlichen Zumutungen, kurz gesagt: einer derben Verwechslungskomödie.
    »Was sagt Ihr da, Heiliger Vater? Ich bin doch keine Hure! Was fällt Euch ein? Wollt Ihr mich kränken?«, entgegnete sie empört und ohne alle Furcht vor dem Umstand, dass es sich bei ihrem Gegenüber um den Papst handelte.
    Johannes XXIII. hatte jetzt genug von dem Versteckspiel. Mit harter Hand langte er zu und zog Magdalena mit Schwung neben sich aufs Bett.
    »So, meine Kleine, jetzt lassen wir aber die Spielchen und gehen zum Wesentlichen über, ja?« Er fasste nach ihrem Busen. Magdalena versuchte zwar sich zu wehren, aber der Papst hielt sie mit eiserner Faust fest, damit sie ihm nicht
mehr entschlüpfte. »Als Erstes wollen wir diesen ulkigen Kopfputz ablegen«, verlangte er. »Er erinnert mich direkt an die Tracht neapolitanischer Wehmütter, haha.«
    Ehe die Apothekerin sich’s versah, lag ihre weiße, penibel gefältelte Leinenhaube in einer Ecke. Als Nächstes zerrte der liebestolle Kirchenfürst an ihrem Brusttuch, das bei dieser rohen Behandlung zerrissen wurde. Magdalena war wie

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