Das Erbe der Apothekerin - Roman
erstarrt und derart überrumpelt, dass sie anfangs fast keinen Widerstand leistete.
Dann jedoch erinnerte sie diese Situation fatal an jene, die ihr Kind das Leben gekostet hatte, und sie überlegte verzweifelt, wie sie sich dem Übergriff am schnellsten entziehen könnte.
Um Hilfe zu rufen, erschien ihr nicht sehr dienlich. Die Domestiken Baldassare Cossas waren mit Sicherheit darauf geeicht, auf »Ziererei« unwilliger Frauen nicht zu reagieren. Auf diese Kerle konnte sie nicht zählen.
»Ich muss genau überlegen, was ich tue«, dachte sie und versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Sie hatte sich geschworen, dass sie es keinem Mann mehr gestatten würde, sich ihr gegen ihren Willen aufzudrängen. Und diesem Heiligen Vater, der offenbar glaubte, leichtes Spiel mit ihr zu haben, schon gar nicht! Sie war mittlerweile überzeugt, dass er sie absichtlich in die Falle hatte tappen lassen.
Damit tat sie Johannes zwar Unrecht, aber das änderte nichts an der fatalen Lage, in der sie sich befand. Der Papst schien in seine ehemalige Profession eines Piraten zurückgefunden zu haben und sie als rechtmäßige Beute, die ihm zustand, zu betrachten.
Ihr Rock war bereits an der Längsnaht aufgerissen, und Cossas Hand hatte ihren Weg zwischen ihre Beine gefunden, trotz ihrer heftigen Gegenwehr.
»Du hast wunderbare Schenkel, mein Täubchen«, schnaufte Seine Heiligkeit erregt und grabschte mit der anderen Hand nach ihrer Rechten, um diese an sein erigiertes Glied zu führen. »Fühl nur, was du bei mir ausgelöst hast, Schätzchen. Fass ihn an, meinen strammen Liebespfeil, der dich jetzt gleich durchbohren wird.«
Magdalena gab ihren Widerstand scheinbar auf und das wiederum bestätigte Johannes XXIII. in seiner fälschlichen Annahme, sie wehre sich nur halbherzig. In Wahrheit tastete sein Opfer nach dem Dolch, den sie stets auf der linken Seite in einer tiefen Tasche ihres langen Rocks zu tragen pflegte.
Die Schwierigkeit bestand allerdings darin, dass sie dummerweise auf der linken Körperseite lag und infolgedessen mit ihrem eigenen Gewicht den Zugriff auf die Waffe erschwerte. Sie musste versuchen, ihren Körper etwas zu drehen, um an den Messergriff zu gelangen.
Der Papst in seinem Liebestaumel dachte allerdings, sie wolle ihm ihren Unterleib darbieten. Er wollte sich gerade daran machen, in sie einzudringen, als ihn ein unangenehmer Druck in der Speckschicht unterhalb seines Nabels augenblicklich davon abhielt.
Der Druck entwickelte sich gleich darauf zu einem Schmerz, und als alter Seeräuber, Raufbold und Messerstecher wusste er genau, welchem Gegenstand er diese Missempfindung verdankte. Sein Penis schrumpfte umgehend, und er sah sich genötigt, die Frau aus seiner Umklammerung zu entlassen.
»Was soll das, du dreckige Hure?«, keuchte er wütend, als er auf seinen wohlgenährten Bauch hinunterschielte und die scharf geschliffene Messerklinge im Kerzenschein funkeln sah, deren Spitze sich bereits ins Fleisch gedrückt hatte, ohne jedoch die Haut zu durchstoßen. Noch nicht.
»Ich bin keineswegs eine Hübschlerin, sondern eine ehrenwerte Apothekerin, die man im guten Glauben in Euer Schlafgemach geführt hat, dass sie Euch Heilung von einer leichten Übelkeit bringen solle. Diese bewusste Irreführung empfinde ich als unverschämte Beleidigung, Eure Heiligkeit. Und zum Dolch habe ich nur deshalb gegriffen, weil Ihr mich – trotz meiner Gegenwehr – nicht losgelassen, sondern mich zu Euch ins Bett gezerrt und mir die Kleider zerrissen habt. Nehmt bitte Eure Hände von mir, entschuldigt Euch und lasst mir durch Eure Dienerschaft ein anständiges Gewand bringen, ja? Wenn Ihr mir das bei Eurer Seligkeit versprecht, will ich die Waffe weglegen, Heiliger Vater. Wenn nicht, muss ich Euch leider den Dolch in die Gedärme bohren – oder, noch besser: Ich befreie Euch für alle Zeiten von diesen unheiligen Gelüsten und schneide Euch gleich das Gemächt ab.«
Magdalena befleißigte sich ganz bewusst einer ungeheuer kaltschnäuzigen Ausdrucksweise – und traf damit genau den Nerv des Papstes. Auf diese Sprache verstand sich Seine Heiligkeit.
»Nein! Um Jesu Christi willen! Jungfer, ich bitte Euch demütig um Vergebung. Es war alles ein Riesenirrtum meinerseits, und mein Diener Massimo ist ein Esel. Ich habe ihm den delikaten Auftrag erteilt, mir ein Freudenmädchen zu suchen, aber er hat es wohl missverstanden und eine Heilerin gebracht. Verzeiht mir bitte, ich flehe Euch an. Ich will versuchen, es
Weitere Kostenlose Bücher