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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Neuerdings kamen noch starke Blähungen und Durchfälle dazu – alles in allem ein Zustand, der ihn schwer belastete, nicht selten ganz außer Gefecht setzte und welcher – ganz nebenbei gesagt – geeignet war, ihn bei seinen zahlreichen Kontrahenten lächerlich zu machen.

    »Ein Heiliger Vater, der ständig donnernd furzt und mitten in der hitzigsten Debatte mit zusammengekniffenen Arschbacken aus dem Münster rennen muss, um mit Mühe und Not den nächsten Abtritt zu erreichen – das ist so recht eine Situation, die meine Feinde lieben«, beklagte er sich bitter – in gewohnt derber Sprache – bei Magdalena.
    »Keine Sorge, Eure Heiligkeit.« Die junge Frau, die sich ein Lächeln verkneifen musste, versuchte, ihm Mut zu machen. »Gegen die lästigen Winde und gegen den Durchfall kann ich Euch gute Medikamente verabreichen, die prompt ihre Wirkung entfalten werden.«
    Sie bückte sich nach ihrem Weidenkorb und suchte das Entsprechende, nämlich zerstoßene Fenchel- und Korianderfrüchte, sowie Nelkenwurz und Thymiankraut.
    »Aber gegen die Übelkeit und die Neigung zum Erbrechen sowie die Magenkrämpfe anzukämpfen – das wird schwieriger sein. Da gibt es verschiedene Ursachen, und wir werden einiges ausprobieren müssen, ehe wir die richtige Medizin gefunden haben. Leider muss ich Euch ein wenig Geduld abverlangen. Doch ich kann Euch versprechen, Heiliger Vater, dass wir auch diese Sache in den Griff bekommen werden. Allerdings müsst Ihr Euch genau an meine Anweisungen halten.«
    »Oh! Ihr seid ja richtig streng zu mir, Donna Magdalena! Das gefällt mir. Von einer schönen Frau lasse ich mir das gerne gefallen.« Bei diesen Worten warf der Papst ihr wieder einmal einen Blick zu, den er vermutlich für unwiderstehlich hielt. Magdalena grinste unwillkürlich. Der alte Schwerenöter konnte es wohl nicht lassen …
    Ohne sich von seinen Protesten beirren zu lassen, erließ sie ein striktes Verbot all jener Speisen, die er über alles schätzte. Vorbei war es mit Sahnesoßen und fettem Gänsebraten,
knusprige Schweinehaxen und süße Schmalzkringel waren ab sofort tabu, und vom vergorenen »Traubensaft«, den er literweise zu konsumieren pflegte, durfte er sich gleichfalls weitgehend verabschieden. Allenfalls ein kleines Gläschen »zur Beförderung der Nachtruhe« gestattete sie ihm. Der Patient zeigte sich alles andere als begeistert von diesem Rezept, das in seinen Augen einer Rosskur gleichkam.
     
    Magdalenas Besuche bei Papst Johannes blieben im Kloster nicht unbemerkt. Es erlangten auch jene Brüder davon Kenntnis, die von Anfang an Widerstand gegen die Anwesenheit und gar Mitarbeit einer Frau geleistet hatten. Ihr größter Gegner war Frater Malachias, ein kompromissloser Eiferer und absoluter Feind alles Weiblichen.
    Im Laufe der vergangenen Wochen scharte er eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten um sich, die auf mancherlei Art versuchten, die junge Apothekerin in Verruf zu bringen, indem sie allerlei abträgliche Gerüchte über sie verbreiteten. Diese reichten vom Vorwurf der Inkompetenz bis zum Verdacht eines liederlichen Lebenswandels.
    »Was wisst Ihr denn eigentlich über dieses Frauenzimmer, ehrwürdiger Vater Prior?«, fragte Malachias seinen Vorgesetzten. »Sie schneite einfach so bei uns herein! Außer, dass unsere Brüder sie unter dubiosen Umständen auf einem Gebirgspfad aufgeklaubt haben, zusammen mit einem blutjungen Burschen, ist Euch doch nichts über sie bekannt. Was für ein Leben mag sie bis dahin wohl geführt haben?« Geringschätzig verzog Malachias seinen Mund. »Was hatte sie an diesem abgelegenen Ort – ohne Begleitung einer verständigen und für sie verantwortlichen Person – überhaupt zu suchen? Ich habe da Gerüchte über sie gehört, die mich ernsthaft an ihrer Ehrbarkeit zweifeln lassen.«

    »Das müsst Ihr mir genauer erklären, Bruder.« Der Prior erschrak nun doch ein wenig.
    »So viel mir und einigen Mitbrüdern zu Ohren kam, wohnt das junge Weib ganz unschicklich mit einem angeblichen Vetter unter einem Dach. Weiß der Himmel, was die beiden miteinander treiben!«
    Pech für den Intrigenspinner – und Glück für Magdalena – war, dass Frater Gregor, der den Prior wegen eines zweifelhaften Krankheitsfalles aufsuchen wollte, die letzten Sätze mitgehört hatte. Worauf er sich umgehend in das Gespräch einmischte und sehr temperamentvoll seine Autorität als tadelloser Mönch und gelehrter Heilkundiger in die Waagschale warf.
    Zuletzt schlich der böswillige

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