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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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den Kopf zur Seite sinken ließ und noch einmal tief ausatmete, ehe sie für immer still dalag, rannen Magdalena die Tränen über die Wangen. Sie gab sich keine Mühe, sie wegzuwischen. Nie würde sie sich daran gewöhnen, dass einem Menschen ab einem gewissen Zeitpunkt trotz all der Arzneien einfach nicht mehr zu helfen war.
    Barbara in ihrer Schlichtheit konnte es gar nicht fassen. Ihr mütterlicher Schmerz über den Tod Mariechens wich beinahe zurück vor dem bemerkenswerten Erlebnis, dass sowohl »die Rose von Konstanz« als auch der landauf, landab berühmte Doktor Zängle ihrer Tochter die letzte Ehre bei der Totenmesse und der anschließenden Beerdigung erwiesen.
    Die anderen Trauergäste waren arme Leute ihres eigenen Schlages: notleidende Tagelöhner, kleine Handwerker, Bettler und viele verschämte Arme, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen kaum das Nötigste für sich und ihre Familien herbeizuschaffen vermochten. Im Kreise dieser Trauergemeinde fielen Magdalena und Julius auf wie bunte Pfauen unter einer Schar von Krähen. Die einfache Korbflechterin
platzte schier vor Stolz und vergaß für eine Weile sogar das Weinen. Die Tränen flossen erst wieder reichlich, als der Geistliche am Grab so schöne und tröstende Worte fand.
    Dass der Notar Zängle dem Pfarrer dafür eine hübsche Summe gespendet hatte, brauchte die bedauernswerte Frau ja nicht zu wissen … Auf alle Fälle tat das Geld seine erhoffte Wirkung: Alle, die um die bescheidene Grabstelle herumstanden, waren von der Predigt höchst angetan.
    Sogar für ein recht ordentliches Totenmahl war einiges getan worden. Magdalena selbst, Änneli, die Magd, die Julius vor einiger Zeit zur Verstärkung seines Haushalts eingestellt hatte, und Berta hatten für die Verpflegung der Freunde, Bekannten und Verwandten der soeben zu Grabe Getragenen gesorgt. Keiner, der die Wohnung der Armenhäuslerin Barbara betrat, um ihr sein Beileid auszusprechen, musste ohne Speis und Trank abziehen. Der Tisch in der winzigen Stube der schäbigen Hütte bog sich beinahe unter der Last der Schüsseln mit Braten, Soße und Gemüse sowie der Platten mit Kuchen und der Schalen mit Obst und Kompott. Wer wollte, konnte Wein oder Bier trinken, so viel er vertrug.
    Der Leichenschmaus für ein so junges Menschenkind war stets ein tieftrauriger Anlass, aber immerhin ließen viele die Kleine hochleben und wünschten ihrer armen Seele eine alsbaldige Himmelfahrt. Magdalenas scharfen Augen entging nicht, dass sich Klaus, der Älteste der Geschwisterschar, still und heimlich aus dem Staub machte – aber erst, nachdem er bei Tisch ordentlich zugelangt hatte.
    Der allgemeine Wunsch nach Frieden und geordneten Verhältnissen in der Stadt sollte sich nicht so bald erfüllen. Im Gegenteil, Hader und Gezänk nahmen zu und breiteten sich weiter aus. Als Nächstes gerieten die Kastilier mit den Aragonesern in Streit – mit dem Ergebnis, dass die
kastilische Delegation die Stadt ohne kaiserliche Erlaubnis verließ. Sigismund schickte den Abtrünnigen umgehend Soldaten hinterher und ließ die Spanier gewaltsam zurückbringen.
    »Die Präsenz kaiserlichen Wachpersonals in den Gassen ist unübersehbar. Überall stehen bis an die Zähne bewaffnete Soldaten. Unser Konstanz wird derzeit strenger bewacht als ein Gefängnis!«, beschwerte sich Berta, als sie vom Einkaufen auf dem Markt zurückkam. »Sogar zur Seeseite hin ist alles abgeriegelt.«
    »Erregt Euch nicht, meine Gute!«, wiegelte der Hausherr ab. »Natürlich muss Sigismund das so handhaben, sonst stünde er bald alleine da! Konstanz muss aufs Genaueste überwacht werden, damit niemand abreist, der keine Ermächtigung dazu hat. Wer soll denn sonst einen neuen Papst wählen?«
     
    Tags darauf waren auch Magdalena und Betz von den rigorosen Maßnahmen betroffen, als sie von der Arbeit in der Klosterapotheke heimkehrten.
    »Schaut, Magdalena, da vorne ist alles abgesperrt«, rief der junge Apotheker aufgeregt, als sie in eine schmale Gasse einbogen. Es dämmerte bereits, und beide mussten die Augen zusammenkneifen, um im Halbdunkel Genaueres erkennen zu können.
    »Was ist denn da los, um Christi willen?«
    »Scheint so, dass am Ende der Gasse keinerlei Durchkommen mehr ist«, meinte Magdalena beunruhigt, die müde war und eigentlich nur auf dem schnellsten Weg zum Abendessen kommen wollte. Dieser Massenauflauf so spät am Tag war mehr als ungewöhnlich.
    »Himmel noch mal! Frau Lena, kommt rasch! Seht nur,
die vielen Leute rennen genau

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