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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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feinen Tropfen nicht mehr vorrätig zu haben, und womöglich versuchte, sie mit einem minderwertigen Trunk abzuspeisen, forderte Magdalena Albrecht scheinheilig auf, seinen Verwandten zu begleiten.
    »Dann kannst du meinem Oheim helfen, gleich mehrere Flaschen nach oben zu schaffen – damit der Ärmste nicht so oft in den Keller laufen muss!«
    Als Scheitlin ihr heimlich einen giftigen Blick zuwarf, sah er offenen Spott in ihren großen blauen Augen aufblitzen.
     
    Der weitere Abend gestaltete sich für Mauritz alles andere als angenehm. Magdalena tat, als wäre ihr Oheim überhaupt nicht vorhanden. Sie würdigte ihn keines Blickes und noch weniger einer Anrede. Die Unterhaltung fand – wie bereits den ganzen Abend über – überwiegend zwischen Magdalena, Albrecht und Margret statt. Wenn man Mauritz Scheitlin einbezog, dann nur, um ihn zu brüskieren und zu provozieren.
    Das hörte sich dann beispielsweise so an: »Sagt mir doch, Verwandter, habt Ihr Euren tüchtigen Pillendreher, Wendelin Traugott, bereits eingeweiht in die Tatsache, dass er bald mit einer Frau, nämlich mit seiner Herrin Magdalena, zusammenarbeiten wird?«
    Mauritz fiel die Kinnlade herunter. »Wiwieso?«, stammelte er entgeistert.
    »Ach? Jetzt sagt bloß, Vetter, Schultheiß Finsterwald und der Stadtpfarrer Auersberg haben es versäumt, Euch darüber
zu informieren, dass Ihr das Amt des Stadtapothekers nur stellvertretend für Euer Mündel innehabt – so lange, bis sie ihre Studien beim berühmten Klosterapotheker Frater Gregor in Konstanz beendet hat. In nicht allzu ferner Zukunft wird es so weit sein.«
    »Na, dann wollen wir doch abwarten, was sich bis dahin ergibt«, wehrte Scheitlin heftig grimassierend ab. Der letzte Teil des Satzes war kaum noch zu verstehen, da er sich vor Wut und Entsetzen an seinem Wein verschluckte.
    Als Magdalena und Albrecht endlich aufbrachen, geschah dies mit ehrlichen Dankesworten und einer herzlichen Umarmung für Margret und reichlich dürren Abschiedsfloskeln für den Oheim.
     
    Zu ihrem eigenen Erstaunen erkannte Magdalena vor dem Einschlafen, als sie ihren denkwürdigen Besuch noch einmal Revue passieren ließ, dass der Oheim keine Macht mehr über sie besaß, da sie aufgehört hatte, ihn zu fürchten. Zumindest ein Gespenst ihrer Vergangenheit schien fürs Erste besiegt, und mit einem Seufzer der Erleichterung gab sich Magdalena dem Schlaf hin.
    Am nächsten Tag machten sie sich auf den Rückweg nach Konstanz, und Magdalena freute sich fast ein wenig, war ihr die Stadt doch ein Stück weit zur zweiten Heimat geworden. Gleichzeitig bedauerte sie den erneuten Abschied von Gertrude – und auch die väterliche Apotheke verließ sie nur schweren Herzens – und in der Hoffnung, sie bald als rechtmäßige Eigentümerin erneut betreten zu können.

KAPITEL 43
    IN KONSTANZ HERRSCHTE, trotz der Anwesenheit so vieler gelehrter und edler Personen, keineswegs Frieden. Das Erste, was Magdalena nach ihrer Heimkehr von Vetter Julius zu hören bekam, waren Klagen über heftige Schlägereien, welche sich die ungarischen Reiter König Sigismunds gegenseitig lieferten.
    »Das allein wäre ja nicht so schlimm, aber dass dabei in schöner Regelmäßigkeit das gesamte Mobiliar in den Gasthöfen und Herbergen zerschlagen wird und die Gläser in den Schenken zu Bruch gehen – das steht auf einem anderen Blatt.«
    »Wenn die Kerle den Schaden, den sie anrichten, auch brav bezahlen, geht es ja noch«, war Magdalenas Meinung dazu.
    »Gerade daran hapert es aber zur Zeit! Die Männer behaupten anderntags einfach, sie könnten sich an nichts mehr erinnern«, ereiferte sich der überarbeitete Zängle.
    »Den Vogel hat jedoch Herzog Heinrich von Bayern abgeschossen, als er in der Katzgasse, in der Nähe des Münsters, seinen Vetter Ludwig überfiel und ihm eine Tracht Prügel verabreichte.« Der Notar schüttelte den Kopf. »Es ist eine Schande, wie die vornehmen Herren sich manchmal aufführen. Sie wollen Vorbilder fürs gemeine Volk sein und gebärden sich genauso schlimm wie Betrunkene auf einer Dorfkirchweih. «
    Trotz seiner Sorgen über einen einigermaßen friedlichen Verlauf des Konzils war dem Notar die Freude über Magdalenas Rückkehr anzumerken. Der ältliche Hagestolz hatte sie tatsächlich vermisst; über sein Gesicht lief ein Strahlen, als die junge Frau ihn freundschaftlich umarmte und auf beide Wangen küsste.

    Bertas Anblick entlockte ihm ebenfalls ein breites Lächeln. Er freute sich sichtlich, dass nun wieder

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