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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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einmal vollkommen überzogen reagiert zu haben, suchte sein Heil darin, dass er für eine Weile untertauchte. Mochten sich die erregten Gemüter erst einmal beruhigen. Allerdings war er so aufgebracht, dass er seiner Umgebung bereits das völlige Scheitern dieses Konzils prophezeite.
    Sein Heil suchte er bei den Schweizern und hielt sich etliche Wochen bei ihnen auf. Er wollte sich gut mit ihnen stellen; die Älpler hatten sich mittlerweile einigen Respekt verschafft. Der Kaiser zeigte sich wohlwollend, gestand ihnen
einige Vergünstigungen zu – die ihn selbst nichts kosteten – und erhielt dafür zum Dank mehrere Pokale, bis zum Rand gefüllt mit Dukaten.
    Diese Art des Volkes, ihm seine Ergebenheit zu beweisen, war ihm ohnehin die liebste. Schließlich erinnerte er sich daran, dass er doch die Hauptperson des Konzils sein wollte, und kehrte wieder zurück nach Konstanz.

KAPITEL 44
    FAST UNMERKLICH WAR in der Zwischenzeit das Jahr 1415 zu Ende gegangen und das Jahr 1416 angebrochen. Es war nicht weniger ereignisreich als das vorhergehende, doch Magdalena hatte so viel zu tun, dass sie manchmal nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Die Tage zerrannen ihr gleichsam unter den Händen, und als sie im Dezember 1416 im Hause Zängle in der Heiligen Nacht zu einem feierlichen Mahl beisammensaßen, da war ihr für einen Augenblick so, als sei das letzte Weihnachtsfest doch erst gestern gewesen – oder allerhöchstens vor einer Woche. Und ehe sie sich’s versah, war das Jahr 1417 angebrochen und auch schon wieder halb vergangen, ohne dass Magdalena auch nur einmal zur Ruhe gekommen wäre.
     
    Das Konzil gestaltete sich auch nach Sigismunds Rückkehr nicht harmonischer als zuvor, die üblichen Unstimmigkeiten flammten sofort wieder auf.
    Die »Reformer« – im Sinne Sigismunds – stellten ihre Bemühungen noch immer nicht ein, sondern drängten nach wie vor auf eine Erneuerung der Kirche. Das war den meisten
Kardinälen freilich äußerst unbequem. Scheinheilig hielten sie dagegen, einem künftigen Papst dürften sie schließlich keine Vorschriften machen.
    »Weil die Reformer aber gar keine Ruhe geben wollen – und ganz nebenbei gesagt, auch die besseren Argumente vorweisen können –, hat man sich heute im Münster auf die Einsetzung einer Sonderkommission geeinigt. Das Konzil soll künftig alle fünf, später alle sieben und danach alle zehn Jahre abgehalten werden und wichtige theologische und kirchenrechtliche Fragen verhandeln«, gab Julius Zängle am Abend eines anstrengenden Tages den neuesten Stand der Dinge wieder.
    Magdalena sah, wie erschöpft ihr Verwandter war, und sie beschloss, ihm heute einen ganz besonderen Trank zuzubereiten. Damit Julius wieder einmal eine Nacht ungestört durchschlafen könnte, würde sie ihm gegen nervliche Überreizung eine Mischung aus Baldrianwurzel, Lavendelblüten und Hopfendolden aufbrühen.
    Da sie vermutete, dass auch sein Gemüt einer Ermunterung bedürfe, würde sie der Mixtur noch jeweils einen kleinen Löffel Johanniskraut und Melissenblätter hinzufügen. Außerdem würde sie Änneli bitten, ihrem Herrn ein Amulett aus Amethyst unter das Kopfkissen zu legen – gegen schlechte Träume und für einen erholsamen Schlaf.
    »Du darfst dir das alles nicht so zu Herzen nehmen, Vetter! «, ermahnte sie Julius behutsam. »Wir brauchen dich noch lange. Es ist niemandem gedient, wenn du für die Sache der Kirche deinen körperlichen Verschleiß riskierst. Morgen werde ich dir in der Klosterapotheke einen besonders wirksamen Herzwein ansetzen.«
    Betz, der Zeuge dieses Gesprächs war, stellte sich flugs in Positur: »Es handelt sich um die berühmte Einhundertzehngramm-Formel,
nicht wahr? Den Herzwein kann auch ich zubereiten.«
    Auf Magdalenas fragenden Blick hin deklamierte er: »20, 30, 5, 25, 20, 10. Und alles in einen Liter!«
    Magdalena lachte schallend. »Sehr gut aufgepasst, Lehrling Betz! Damit hättet Ihr die Prüfung zum Apotheker mit Auszeichnung bestanden!«
    Betz grinste bis über beide Ohren.
    »Dürfte ich vielleicht auch erfahren, worum es sich handelt? «, warf der Notar ein und schmunzelte. Es gefiel ihm, wenn die jungen Leute Spaß hatten und fröhlich waren – aber er wollte gerne auch selbst mitlachen.
    »Es handelt sich um Gewichtsangaben der Inhaltsstoffe für einen besonders stärkenden Herzwein, den ich dir soeben verordnet habe, Julius.« Magdalena hob die Hand und zählte an den Fingern auf: »20 g Weißdornfrüchte, 30 g Weißdornblüten, 5

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