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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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ältere – an einer merkwürdigen Hautkrankheit litten, die tiefrote Flecken und enormen Juckreiz verursachte.
    »Am schlimmsten, sagen die Mädchen, sei es an den Händen und Armen, an den Füßen und Schienbeinen – sowie an einer Stelle, die man vor einer anständigen Frau nicht nennen sollte, wenn Ihr versteht, was ich meine. Aber Ihr seid medizinisch geschult und nicht erst seit heute im Geschäft. Also nehme ich an, dass Ihr nicht zimperlich seid. Ich darf also sagen …«
    »Ihr braucht mir gar nichts zu sagen, Schwertle! Ich habe schon verstanden. Ihr könnt es Euch sparen, den Körperteil, womit Eure Huren ihr und Euer Geld verdienen, laut zu benennen. Ich werde Euch wieder einmal eine Salbe mischen, die Ihr Euren Mädchen zum Einreiben gebt. In drei Tagen sollte der Ausschlag weg sein.«
    »Es wäre mir lieber, Ihr würdet Euch die Frauen persönlich ansehen. Ich bin mir nicht sicher, ob es dieses Mal mit einer einfachen Salbe getan sein wird. Jeder Tag, den die
Mädchen ausfallen, kostet mich schließlich ein Vermögen! Den Freiern kann ich sie so nicht präsentieren – aber essen wollen die Frauenzimmer doch!«
    Magdalena hatte überhaupt keine Lust, Schwertles Bordell aufzusuchen. »Es ist mir schon klar, dass Ihr kein Wohltäter, sondern ein beinharter Geschäftsmann seid, Schwertle.«
    Die Apothekerin verzog spöttisch ihren Mund.
    »Dennoch bin ich der Meinung, dass meine Salbenmischung den Ausschlag schnell beheben wird, sofern die Mädchen sie stündlich auftragen und gut in die Haut einreiben. Meiner Anwesenheit bedürfen sie dabei sicher nicht.«
    Hannes Schwertle wand sich wie ein Wurm. Er schnitt eine Grimasse, näherte sich Magdalena so weit, dass sie seinen weinsauren Atem riechen konnte, und begann schließlich zu flüstern: »Es verhält sich so, dass ein sehr edler, hochberühmter Herr unter meinem bescheidenen Dach weilt.« Der Bordellwirt hüstelte.
    »Ja und?« Die junge Frau wartete auf eine nähere Erklärung und machte es Schwertle absichtlich schwer. »Was habe ich mit diesem Mann zu schaffen?«
    »Er hat ein schmerzhaftes Augenleiden.«
    »Ich bin kein Arzt für Augenheilkunde.«
    »Der Herr kann fast nichts mehr sehen.«
    »Das tut mir leid für ihn. Aber muss er die Hübschlerin, deren Gunst er genießt, unbedingt sehen?«, fragte sie spöttisch. Schwertle tat, als überhöre er diesen bösen Scherz.
    »Es handelt sich um einen sehr edlen, ja, um einen hochedlen Herrn«, wiederholte er fast hilflos sein Anliegen, das er sich offensichtlich nicht zu konkretisieren getraute.
    Magdalena hätte das Spielchen gerne noch länger getrieben. Es bereitete ihr ein diebisches Vergnügen, Schwertle zu ärgern. Aber in diesem Augenblick betrat Frater Gregor die
Apotheke, und sie musste freundlich auf die Wünsche dieses guten Kunden eingehen.
    »Meinetwegen«, gab sie nach. »Ich komme mit Euch, sobald ich die Salbe für Eure Mädchen angerührt habe, und sehe mir die Augen dieses überaus wichtigen Herrn an.«

KAPITEL 51
    MAGDALENA BETRAT NICHT zum ersten Mal die »Liebeslaube« genannte Unterkunft der Konstanzer Venusdienerinnen. Immer mal wieder bedurften die Insassinnen ihrer Heilkünste. Die Mädchen konnten sie gut leiden, und auch an diesem Tag wurde sie von ihnen freudig begrüßt. Die vom Ausschlag Befallenen rissen ihr die Heilsalbe förmlich aus den Händen. Jede war bestrebt, möglichst bald wieder ihrem Gewerbe nachgehen zu können: Schwertle war kein sehr geduldiger Herr, und Faulenzerinnen konnte er nicht leiden.
    Der Hurenwirt verschwand irgendwo in dem pompös ausstaffierten Gebäude, und einer seiner Diener, ein schleimiger Geselle, der Magdalena von Herzen zuwider war, führte sie in einen Raum mit einem breiten Bett und bat sie, auf den »hochedlen Herrn« zu warten.
    Die Apothekerin setzte sich auf die mit zahlreichen Kissen bestückte Bettstatt und bereitete sich innerlich auf den ominösen Patienten vor. Von Augenkrankheiten verstand sie eigentlich nicht allzu viel.
    »Wenn ich mir nicht sicher bin, mache ich gar nichts, sondern verweise ihn an einen Medicus«, nahm sie sich vor, während sie das Mobiliar des Zimmers genauer betrachtete. Die Einrichtung schien auf den ersten Blick eines Schlosses würdig
zu sein. Aber Magdalena war sich sicher, dass die angeblich goldenen Lampen, Kerzenständer, Schalen und Weinpokale nur aus Katzengold oder glänzend polierter Bronze bestanden.
    Selbst die erotischen Gemälde an den Wänden, die nackte Frauen und Männer in intimen

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