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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sich Männern anschließen, die ihnen als fromm, gerecht und als wahre Nachfolger Christi dünkten, prophezeite Zängle, und Magdalena musste seine pessimistische Ansicht leider teilen.
     
    Bald darauf hob Kardinal Sabattini die Tafel auf, und seine Gäste begannen, sich zu verabschieden. Als deutlich wurde, dass Magdalena noch beim Kardinal verweilen würde, war einer der Geistlichen in Versuchung, darüber eine scherzhaft gemeinte Bemerkung fallenzulassen. Aber Seine Eminenz schnitt ihm das Wort ab und sah ihn warnend an, und der Mann begriff, dass es besser war, den Mund zu halten.
    Die Narben auf Brust, Oberarmen und Schenkeln des Kirchenmannes erwiesen sich als nicht so schlimm, wie Magdalena befürchtet hatte. Um der Schamhaftigkeit Genüge zu tun, hatte Don Emilio seinen Sekretär Cavallo ebenfalls in sein Schlafzimmer rufen lassen, sowie seinen Leibdiener Daniele, der ihm beim Aus- und Ankleiden half.
    Die Apothekerin amüsierte sich im Nachhinein im Stillen über die Aussage Ser Ernestos, die Narben seines Herrn befänden sich »an gut sichtbarer Stelle«. Sie hatte da eigentlich eher an sein Gesicht gedacht. Aber sie wollte nicht die
Schuld daran tragen, wenn der hohe Herr zukünftig nicht mehr so gut bei der edlen Damenwelt ankommen sollte.
    Sie verordnete ihrem Patienten den regen Gebrauch von Umschlägen mit dem Aufguss der Blüten vom Wundklee, einem sehr guten Heilmittel, das man nicht umsonst auch »Apothekerklee« nannte. Ferner versprach sie, ihm am nächsten Tag eine Salbe schicken zu lassen, deren Inhaltsstoff sich aus den gelben Blüten der Ringelblume zusammensetzte, einem Gewächs, das bei verhärteten Narben sehr wirkungsvoll war, das aber leider nur in Mittelmeerländern vorkam und von dort bezogen werden musste. Zum Glück besaß das Kloster einen ordentlichen Vorrat dieser Heilpflanze.
    Der Kardinal zeigte sich auch heute wieder sehr großzügig, ganze drei Goldgulden war ihr Besuch ihm wert. Anschließend brachte sein Sekretär sie wieder nach Konstanz zurück.

KAPITEL 50
    DIE NÄCHSTEN TAGE und vor allem Nächte verliefen für Magdalena sehr unruhig. Das gemeinsame Essen bei Kardinal Sabattini, wo sie Zeugin des ungenierten Miteinanders von Männern und Frauen geworden war – auch von Männern, die eigentlich die Sünde des Fleisches besonders meiden sollten –, hatte ihr wieder einmal deutlich gemacht, was ihr fehlte.
    Sie ließ wohl zum hundertsten Male ihr bisheriges Leben im Geiste an sich vorüberziehen. Die große Frage war, weshalb eine gesunde, junge und sehr hübsche Frau (letzteres behaupteten eigentlich alle, die sie kannten) keinen Mann
fand, der sie heiraten wollte. Eine Antwort darauf hatte sie lange nicht zu finden vermocht.
    Doch auf einmal wusste sie, woran es krankte. Die Schuld, falls man es so nennen wollte, lag eindeutig bei ihr. Sie selbst war es, die zu verhindern schien, dass sich ihr jemand mit ernsthafteren Absichten näherte. Es war, als habe sie gleichsam einen hohen Zaun um sich gezogen, den niemand zu überwinden wagte.
    »Warum bin ich nicht endlich ehrlich zu mir selbst und gestehe mir den wahren Grund ein?«, fragte sie sich. »Ich liebe Konrad immer noch, und solange das so ist, wird kein anderer Mann eine Chance bei mir haben.«
    So einfach war das – und doch so unendlich tragisch. Der junge Kaufmann war für sie nun einmal verloren – für immer. Ihr einstiger Bräutigam hatte eine andere zur Frau genommen, war womöglich inzwischen Vater und dachte ganz gewiss nicht mehr an sie, das unzuverlässige Frauenzimmer, das ihn vermeintlich im Stich gelassen hatte.
    »Liebe heilige Muttergottes«, betete sie verzweifelt, »hilf mir, endlich darüber hinwegzukommen. Ich muss mir diese Liebe zu Konrad aus dem Herzen reißen. Sie macht mich nur unglücklich – und ganz nebenbei auch unfähig, mich in einen anderen zu verlieben. Ich wünsche mir doch so sehr eine eigene Familie mit vielen Kindern.«
    Denn dies entsprach der Wahrheit, wie sie sich eingestehen musste: So sehr sie sich mit ihrem Leben als alleinstehende Frau arrangiert hatte und so stolz sie bisweilen immer noch war, dass sie ohne einen Mann über die Runden kam, so sehr sehnte sie sich doch auch nach einer Familie. Schließlich war sie noch jung, und die langen Jahre, die wohl vor ihr lagen, dauerhaft in Einsamkeit zu verbringen, erschien ihr keine erstrebenswerte Aussicht.

    Entschlossen nahm sie sich vor, darauf zu achten, dass ja keiner jemals ihre wahren Gefühle für den Ravensburger

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