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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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»natürlich« zu beenden. Sie galt als großartige, wenn auch etwas suspekte Heilerin, der man im Stillen Achtung zollte – mit der man aber nicht gerne gesehen werden wollte.
    Mit der kirchlichen Obrigkeit stand sie sich nicht allzu gut – wen wunderte es? War sie doch eine Frau, die nach
dem frühen Tod ihres Gemahls, eines habsburgisch-kaiserlichen Ministerialen, als schöne junge Witwe allein und eigenverantwortlich gelebt hatte.
    Sie verwaltete geschickt ihr Vermögen, führte ein Dasein ganz nach eigenem Gutdünken (wozu auch diverse Liebschaften gehörten) und zog auch ihren unehelich empfangenen Sohn Rudolf (dessen Erzeuger sie niemals preisgab) ohne männlichen Beistand groß. Zu keiner Zeit kümmerte sie sich um das Gerede der anderen Leute.
    Das alles war Magdalena lange bekannt. Was sie hingegen nicht gewusst hatte, war die verwirrende Tatsache, dass diese geheimnisvolle Frau mit ihr verwandt war: Gertrude war eine Nichte ihrer Großmutter. Sie war nämlich die einzige Tochter von Elises Schwester Magdalena, nach der sie selbst getauft worden war.
    »Von meiner Schwester hast du deine Begabung als Heilerin und deine Liebe und dein Verständnis für Pflanzen und speziell für Heilkräuter geerbt – genau wie dein Vater Georg«, hatte die Großmutter erläutert.
    Das junge Mädchen äußerte befremdetes Erstaunen über die Tatsache, dass man niemals zuvor über Gertrude als Verwandte gesprochen und sie auch nie zu Familienfeiern eingeladen hatte.
    »Sie selbst hat es so gewollt«, erklärte Elise der Enkelin. »Nach dem Tod ihres Mannes lebte meine Nichte eine kurze Zeit bei uns im Haus. Bald jedoch zog sie um in ihr jetziges, geräumiges Domizil, ein Herrenhaus auf dem Gelände unterhalb der Ravensburg am Eingang in das engere Bachtal.«
    »Ach, das kenne ich«, sagte Magdalena. »Das ist im Ölschwang, wo sich auch die Papiermühlen angesiedelt haben.«
    »Ganz recht; es ist die Gegend um Rauenegg-, Mühl-, Leonhard- und Holbeinstraße. Es handelt sich um den grauen,
schlichten Kasten an der Holbeinstraße, der zur Mönchsmühle der Dominikanerinnen gehörte, die die Nonnen an Friedrich Holbein verkauft haben. Der Baumeister hat sich dabei an den strengen Vorgaben der Minoritenbrüder orientiert, die bekanntlich die schmucklosen Architekturformen bevorzugten – sind sie doch wie die Franziskaner ein Bettelorden. «
    Das Mädchen verkniff sich die Bemerkung, dass dieser betont sparsame Baustil eigentlich auf alle Bürgerhäuser Ravensburgs zutraf. Das Stadtbild insgesamt zeigte wenig Prunk, galt es doch nicht für schicklich, seinen Reichtum durch Protzerei nach außen hin zu demonstrieren.
     
    Elises Knecht legte trotz der Dunkelheit, die lediglich vom Mondenschein erhellt wurde, ein beachtliches Tempo vor. Angesichts der besonderen Umstände wagte er es nicht, eine brennende Fackel zu benützen, aber er kannte die Gassen und Plätze so gut, dass er sogar mit verbundenen Augen jedes Ziel in der Stadt gefunden hätte.
    Geschickt umging er die Dunghaufen und die tückischen Jauchegruben, deren Inhalt zwar zur Düngung der Allmende und der Gärten diente, von denen es aber einfach zu viele gab …
    Hinderlich waren ihm eigentlich nur die streunenden Hunde und Katzen, die einem zwischen den Beinen hindurchliefen, sowie die zahlreichen Ratten und der Müll, den die Bewohner verbotenerweise aus den Fenstern warfen, obgleich der Rat der Stadt dies unter Androhung schwerer Geldbußen untersagt hatte. Um den schlimmsten Dreck wegzuspülen, öffnete man regelmäßig den Flattbach.
    Zur Aufnahme des Ausgusses eines jeden Haushalts waren jeweils beide Gassenseiten zur Mitte hin abgeschrägt.
So konnten die Wassermassen des Bachs auf den Gassen dahinschießen und wenigstens einen Teil des Unrats mitreißen. Das war heute Nacht der Fall, dennoch war der Gestank grauenhaft.
    Das lag an den »Wustgräben« hinter den Häusern und Gärten der Bürger, in die man alles hineinwarf, dessen man sich entledigen wollte. Nur wenn diese Gräben wirklich randvoll waren, entleerte man sie. Der Geruch, den der halb verweste Abfall verbreitete, stach scharf in Magdalenas Nase. Sie war Derartiges durch ihren Aufenthalt im Kloster am See nicht mehr gewohnt …
    »Es wird Zeit, dass der Nachtwächter die Sünder wieder einmal der Obrigkeit meldet«, knurrte Gandolf, nachdem er über einen durchlöcherten Kochhafen gestolpert war. Das Ding lag mitten im Weg, anstatt im Wustgraben, wo es eigentlich hingehörte.
    »Geh ein bisschen

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