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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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vortrefflicher Kriegsmann und versteht sein Geschäft. Die Obrigkeit hat mir den Auftrag erteilt, alles nach meinem Gutdünken zu besorgen. Somit bin ich auch allein für alles verantwortlich und muss auch meinen Kopf hinhalten, wenn etwas schiefgeht, oder?«
    Der Kritiker wurde ob dieser Zurechtweisung rot. »Trotzdem! Ich bin der Meinung, Ihr hättet den Rat der Stadt zumindest vorher davon in Kenntnis setzen müssen, ehe Ihr so weitreichende Entscheidungen, die die Sicherheit der Stadt anbelangen, trefft.«
    »Jetzt macht aber einen Punkt, mein Lieber!«, ereiferte sich der andere Stadtvater. »Seien wir froh, dass wir einen Mann gefunden haben, der es auf sich nimmt, diese undankbare Sisyphusarbeit zu erledigen. Ihn jetzt durch kleinliche Vorschriften behindern zu wollen, finde ich nicht gerade sehr hilfreich, Meister Dominikus.«
    Simon Dammert war regelrecht in Rage geraten, und sein Gesicht zeigte bereits die Farbe von Klatschmohn.
    »Wenn Ihr meint!«, gab Läpple scheinbar leichthin nach. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte er seinen Einwand
gleichsam weg. »Einen schönen Tag wünsche ich den Herren noch!« Damit machte er sich davon.
    Gleich darauf bedeutete auch Dammert, er habe seinen Geschäften nachzugehen, und Zängle verabschiedete sich mit gemischten Gefühlen. Doch kaum hatte er das Haus verlassen, eilte er auch schon weiter – ein beachtliches Tagespensum galt es auch heute zu bewältigen. Mit den Fischhändlern musste er noch einen Konsens über die Preise von Felchen und Hechten erzielen.
    Außerdem wollte er mit Ritter Bodman vereinbaren, dass dieser zu Beginn des Konzils eine genaue Bestandsaufnahme der einheimischen und zugereisten Huren vornahm und alle Hübschlerinnen mit den festgelegten Tarifen bekanntmachte – und mit den entsprechenden Strafen bei Zuwiderhandlung.
    Das brachte ihn ganz nebenbei zu der Überzeugung, dass es zudem ratsam sei, über die Kapazität geeigneter Kerkerzellen nachzudenken …

KAPITEL 20
    IN RAVENSBURG WAR im Hause Scheitlin eine Art Waffenstillstand eingetreten. Davon profitierte in erster Linie Margret; sie war nicht länger die Person, an der der Hausherr seine schlechte Laune ausließ. Mauritz hatte es sich nämlich zur unguten Gewohnheit gemacht, sie mit Schlägen auf die Oberarme und in die Seite zu traktieren, wenn ihm etwas gegen den Strich ging …
    Aber auch Elise Scheitlin genoss es, dass nicht mehr jeden Tag die pöbelnde Stimme ihres Sohnes in ihre Gemächer
im oberen Stockwerk drang. Keine der Frauen wusste, was diesen Wandel bewirkt hatte, denn Scheitlin hielt es freilich nicht für notwendig, Ehefrau oder Mutter in Kenntnis zu setzen.
    Mauritz hatte sich endlich mit der Oberin des Klosters Sankt Marien am See, in das er seine Nichte am liebsten auf Dauer verbannt hätte, geeinigt. Die Ehrwürdige Mutter Notburga hatte schweren Herzens nachgegeben und die Mitgift Magdalenas sowie ihre zurückgelassene Kleidung, ihre Bettwäsche, ihre Bücher, ihre Matratze und alles andere, was sie ins Kloster mitgebracht hatte, dem Oheim zurückerstattet.
    »Was bin ich froh, dass ich mit dieser von blanker Habgier zerfressenen Nonne vom Bodensee nichts mehr zu schaffen habe«, äußerte Mauritz etlichen Bekannten gegenüber großmäulig. »Ich habe ihr gehörig eingeheizt, damit sie endlich das Geld und die Sachen Magdalenas herausrückt. Ich habe Notburga sogar mit einer Anzeige beim Bischof gedroht. Da hat sie es mit der Angst zu tun bekommen und mir freiwillig alles ausgehändigt, was ich verlangt habe. Ja, Freunde, ich kenne meine Rechte!«
    Diese hatten dazu wohlweislich geschwiegen. Insgeheim nahmen sie an, dass auch die Klosterfrauen froh waren, mit dieser Sorte Mann nichts mehr zu tun zu haben.
    Aber damit war die plötzliche Glückssträhne von Magdalenas Vormund noch nicht beendet. Wie es sich fügte, hatte er in einem Wirtshaus in Habacht – einem winzigen Dorf nahe dem südlich von Ravensburg gelegenen Meckenbeuren – einen wandernden Apothekergesellen getroffen.
    Der hatte etliche Jahre in Italien verbracht und befand sich auf dem Heimweg in seinen Heimatflecken Mochenwangen, ein kleiner Ort nördlich von Ravensburg. Großspurig stellte sich Scheitlin dem jungen Mann als Stadtapotheker von Ravensburg
vor, der möglicherweise einen Helfer beschäftigen könne, weil er selbst so viele Aufgaben und Ämter in der Stadt wahrzunehmen habe, dass er leider darüber das Geschäft des Pharmazeuten vernachlässigen müsse.
    Er befragte den jungen Mann

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