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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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erkundigte er sich mit vorgetäuschtem Interesse. Er wusste genau, was sie meinte, er fragte nur, um Zeit zu gewinnen, sich eine möglichst begütigende Antwort zu überlegen.
    »Bier auszuschenken, was sonst«, fauchte Anneke. Die Zipfel ihres Kopfputzes zitterten empört. »Sie tun es sogar heute! Den ganzen Tag! In der Karwoche! Ich dachte, diese Tage sind zu heilig dafür! Warum machen wir unsere Schänke nicht auch auf?«
    »Weil die Bruderschaft zu Ehren unseres Erlösers beschlossen hat, sich an diesen Tagen des Ausschanks zu enthalten.«
    »Dann muss es den Betbrüdern von Groß Sankt Martin auch verboten sein.«
    »Sie unterstehen nicht unserer Zunftordnung, und nach den Bestimmungen der Kirche dürfen sie es, denn Flüssiges bricht das Fasten nicht. Liquida non frangunt ieiunium . Es ist gleichsam, als würden sie das Brot mit Gästen brechen.«
    »Gäste! Sie lassen sie dafür bezahlen!«
    »Das tun wir sonst doch auch, mein Liebes. Wir nehmen sogar mehr dafür als sie«
    »Das ist es ja gerade! Sie geben ihr Bier billiger ab als die meisten Brauer und schnappen uns so die Kunden weg! Sie betreiben einen Ausschank, verhökern ihr Bier an der Klosterpforte, brauen es gar fässerweise für den Verkauf – und alle Leute, die vorher bei uns kauften, rennen jetzt zu den scheinheiligen Mönchen! Bald wird keiner mehr zu uns in den Schwarzen Hahn kommen. Das muss aufhören! Wenn der Papst den Weinausschank in den Klöstern verbieten kann, geht das auch beim Bier.« Anneke stemmte die Hände in die Hüften. »Du musst eine Sitzung einberufen, und dann muss die Bruderschaft eine Eingabe beim Rat machen.«
    »Der Rat hat über die Klöster nicht zu befinden, die unterstehen dem Erzbischof.«
    »Dann müsst ihr die Eingabe eben bei dem machen, und er muss es dann verbieten.«
    »Er ist derzeit nicht in der Stadt.«
    »Irgendwann wird er schon wiederkommen! Du musst endlich was tun!« Anneke hob die Stimme, bis sie in alle Winkel der Braustube drang und sämtliche Gesellen und Knechte bestens hören konnten, wer hier das Sagen hatte. Eberhard zählte im Stillen bis zehn und betete zum heiligen Petrus um Geduld und Beherrschung.
    »Nach Ostern werde ich mich darum kümmern«, versprach er. Und das war nicht einmal nur so dahingesagt, denn er hatte es tatsächlich vor, auch wenn es ihm jetzt schon Magenschmerzen verursachte, weil es nur dazu führen konnte, die ohnehin schon tiefen Gräben zwischen dem Erzbischof und der Stadt zu vertiefen. Es ging dabei nämlich beileibe nicht nur um unterschiedliche Schankzeiten. Die Klöster mussten keine Biersteuern zahlen und konnten daher ihre Preise deutlich günstiger kalkulieren – zum Nachteil der Braubruderschaft. Auf lange Sicht war das äußerst unbefriedigend und störte ein gedeihliches Zunftleben.
    Bedächtig legte Eberhard die Kelle beiseite, mit der er eine Probe vom Sud entnommen hatte, und schritt gemessenen Schritts zum Tor. Anneke lief ihm hinterdrein wie ein Bluthund, der eine Fährte aufgenommen hatte. Das Blitzen in ihren Augen sagte ihm, dass sie noch nicht fertig mit ihm war. Die Sache mit den Klosterbrauern war nur der Auftakt für die eigentliche Auseinandersetzung gewesen, die sich fraglos wieder um denselben leidigen Punkt drehen würde wie immer, wenn sie ihm mit Klagen und Beschimpfungen in den Ohren lag.
    »Eberhard, ich muss mit dir über deinen Sohn reden.«
    Immer, wenn Jacop sündigte oder seiner Mutter anderweitigen Kummer bereitete, war er nicht ihrer beider, sondern allein Eberhards Sohn, Annekes Einleitung verhieß folglich Ungemach.
    Sie senkte die Stimme. Was sie als Nächstes zu sagen hatte, musste nicht unbedingt jeder mitbekommen.
    »Er geht immer noch zu dieser Hure.« Das letzte Wort stieß sie heraus, als müsse sie Essig ausspucken. »Vorhin war ich auf dem Markt, und dort behauptete die Frau vom Tischler, jemand aus ihrer Verwandtschaft habe ihn aus dem Haus der Witwe Appolonia kommen sehen, wo angeblich sogar der Scharfrichter verkehrt.« Aufgebracht schloss sie: »Er hat mir geschworen , davon abzulassen! In dem sicheren Wissen, dass er sich nicht daran halten wird! Verstehst du? Dein Sohn hat seiner eigenen Mutter ins Gesicht gelogen! Und ich habe ihm geglaubt!«
    »Oh.« Eberhard gab sich überrascht, doch er fürchtete, dass seine Darbietung nicht viel hergab, denn Anneke musterte ihn mit flammendem Blick. »Gib zu, dass du davon wusstest! Es war nämlich während der Arbeitszeit, er hätte also hier in der Braustube sein

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