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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nicht um das Wohl seiner Herren verdient machte. Er hockte in seiner Freizeit bei Veit im Schuppen und ließ sich Geschichten aus dem Morgenland erzählen, und wenn Johann ihm diese oder jene Handreichung beim Brauen erklärte, bemühte er sich heldenhaft, sein ihm angeborenes Gezappel zu unterdrücken und aufmerksam zuzuhören. Alle hatten ihn gern, nur Willi nicht, der immer eine Möglichkeit fand, Berni wie einen Tölpel dastehen zu lassen oder ihm sonst wie eins auszuwischen, indem er ihn schubste oder ihm ein Bein stellte oder ihn einfach von der Arbeit ablenkte, bis Berni den erwarteten Fehler beging und ausgeschimpft wurde. Gern hob Willi hervor, dass er aus einer besseren Familie stammte als Berni, dessen Vater nur Kranentreter war, und dass Berni nur deshalb ein ordentliches Handwerk erlernen könne, weil sein Großvater, der Tischler gewesen war, das ganze Lehrgeld im Voraus aufgebracht hatte. Mit solch herablassenden Äußerungen machte Willi sich auch bei Caspar unbeliebt, der darunter womöglich noch mehr litt als Berni, vor allem, seit Madlen ihm vor zwei Tagen eröffnet hatte, dass seine Aussichten, der Bruderschaft der Brauer beizutreten, gering waren. Nach außen hin hatte er es gefasst aufgenommen, doch Madlen hatte gemerkt, wie sehr es ihn getroffen hatte. Sonst meist zu Spott und launigen Scherzen aufgelegt, war er anschließend kaum noch ansprechbar gewesen. Wie es aussah, hatte er sich noch immer nicht von diesem Schlag erholt, denn er blieb die ganze Zeit in sich gekehrt und bedrückt.
    Gern hätte sie ihm eine bessere Nachricht überbracht, doch Onkel Eberhard, den sie eigens deswegen aufgesucht hatte, hatte aus seinen Bedenken keinen Hehl gemacht. Er wollte es zwar auf einer der nächsten Sitzungen ansprechen, warnte aber davor, darauf irgendwelche Hoffnungen zu gründen. Die Bruderschaft neigte dazu, ihre Reihen geschlossen und ihre Regeln hochzuhalten. Bereits Johann könne von Glück sagen, dass eine Mehrheit von Mitgliedern seiner Aufnahme wohlwollend gegenüberstehe; es gebe durchaus den einen oder anderen, der sich gegen ihn ausgesprochen habe. Eberhard musste nicht eigens erwähnen, dass damit Barthel gemeint war.
    Letzteren sah Madlen in derselben Woche am Samstag auf dem Markt wieder, wo sie wie üblich ihr Bier verkaufte und nebenher davon auch ausschenkte, um die Leute probieren zu lassen. Barthel hatte sein Fuhrwerk nicht allzu weit von ihrem abgestellt, auch er schlug einige von seinen Fässern los. Herbergswirte, Bürgersfrauen, Stiftsverwalter, Klostervorsteher und Handwerksmeister zogen in Begleitung ihres Gesindes über den Markt, um in entsprechender Menge für die bevorstehenden Festtage einzukaufen. Das Ende der Fastenzeit steigerte die Kauflaune, allerorten wurden Handkarren und Fuhrwerke beladen, deren Räderrumpeln sich mit dem übrigen Marktlärm mischte. Das laute Feilschen, das Schnauben der Zugpferde, das Poltern der Fässer, die von den Händlern zu den Wagen gerollt wurden – das geschäftige Treiben reichte bis in die letzten Winkel der Budengassen. Das frühlingshafte Wetter tat ein Übriges, die Menschen in aufgeräumte Stimmung zu versetzen und die Vorfreude auf Ostern und die damit einhergehenden leiblichen Genüsse zu steigern. Vorbei die Zeit, da hauptsächlich Hering, Kohl und Rüben den täglichen Speiseplan bestimmt hatten! Fleisch wurde in Mengen gekauft, Würste und Schinken und fettig glänzender Speck, frisch geschlachtete Hühner und Lämmer, Seiten von Schwein und Rind, schiere Bratenstücke und ausgesuchte Innereien. Auch Johann hatte bereits für das Ostermahl eingekauft und die Waren in einem Korb hinten auf dem Fuhrwerk verstaut, während Madlen mit Caspars Unterstützung ein Fässchen Bier nach dem anderen unter die Leute brachte und zwischendurch die Kundschaft zum Probieren einlud. Sie scheute sich nicht, wie die anderen Markthändler durch energische Rufe und Gesten auf ihre Erzeugnisse aufmerksam zu machen.
    »Leute, probiert mein Ingwerbier!«, rief sie. »Und kauft ein Fass von meinem frischen Kräuterbier, es ist schon beinahe alles weg! Wer heute kauft, sitzt morgen nicht auf dem Trockenen! Ist euch ein ganzes Fass zu viel? Ich fülle euch auch einen Krug ab, dafür mache ich einen Sonderpreis!«
    Sie hatte bereits bemerkt, dass Barthel kaum ein Dutzend Schritte entfernt stand und immer wieder zu ihr herübersah, doch sie tat einfach so, als sei er nicht da. Anders konnte sie ihrer Gefühle nicht Herr werden, denn hätte sie weitere

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