Das Erbe der Carringtons
unter
fadenscheinigen Gründen für beinahe zwei Wochen verschwunden, hatte sich nach
wenigen Tagen überhaupt nicht mehr bei ihr gemeldet, war unangemeldet
zurückgekommen, hatte nach einer stundenlangen Fahrt nicht einmal geduscht, sah
aufgrund seiner Verletzungen ohnehin wie ein Häufchen Elend aus, erklärte ihr
nicht, warum er so lange weg gewesen war und sich nicht mehr gemeldet hatte,
unterhielt sich auch sonst nicht wirklich mit ihr und erwartete, dass sie trotz
allem mit ihm schlafen wollte, nur weil er sie unwiderstehlich fand und sich
nicht beherrschen konnte? Sie musste ihn für einen totalen Rüpel halten, der
keinen Anstand hatte.
„Tut
mir leid, ich…“, fing er unbeholfen an, wurde aber durch ihren entsetzten Blick
abgelenkt, der auf seinen Oberkörper gerichtet war. Er blickte an sich hinunter
und bemerkte, dass sie sein Hemd vollständig geöffnet und zur Seite geschoben
hatte, wodurch seine beiden Verbände und einige blaue Flecken, die aufgrund des
Giftes des Walddämons noch nicht verheilt waren, sichtbar wurden. Er seufzte.
Er sah schlimmer aus, als er gedacht hatte. Im Vergleich zu letzter Woche, ging
es ihm ziemlich gut. Da hatte er nicht darüber nachgedacht, wie er auf jemand
anderen wirken musste.
„ Kleiner Jagdunfall?“, fragte sie sarkastisch und stand auf. „Hast du dich mit einem
Berglöwen angelegt?“
Ryan
schnaubte lachend und bedachte sie mit einem amüsierten Schmunzeln. So falsch
lag sie damit nicht. Walddämonen sahen Berglöwen ähnlich, waren aber größer,
gingen auf zwei Beinen und hatten einen langen Schwanz mit giftigen Stacheln.
„Du
findest das auch noch lustig?“
Ryan
seufzte und überlegte, was er sagen konnte, das weder Dämonen beinhaltete, noch
total an den Haaren herbeigezogen klang und sie auch nicht noch mehr
beunruhigen würde.
„Was
ist passiert?“, hakte sie nach.
„Es
ist halb so wild. Ich… habe mich nur ein bisschen ungeschickt angestellt und…
bin gestürzt“, antwortete er letztendlich. Das war zwar nicht die volle
Wahrheit, aber auch nicht gelogen. Für einen trainierten Jäger hatte er sich
nicht gerade mit Ruhm bekleckert und gestürzt war er auch… nachdem der Dämon
ihn mit seinem Schwanz durch die Luft geschleudert hatte.
Sarah
runzelte die Stirn, wodurch sich Ryan nicht sicher war, ob sie ihm glaubte. Sie
sagte jedoch nichts. Stattdessen ging sie zum Ende des Bettes, kniete sich hin
und schien etwas darunter zu suchen. Als sie wieder zum Vorschein kam, hatte
sie zwei kleine Döschen in der Hand. Er sah sie verwirrt an.
„Egal,
wie du es geschafft hast, dich so zuzurichten, jetzt verarzten wir dich erst
mal richtig.“ Sie legte die Döschen auf das Bett und lief davon. „Ich hole noch
einen Verband. Du bleibst am besten hier und machst es dir schon mal bequem.“
„Zu
Befehl“, erwiderte er, zufrieden dass er es dadurch geschafft hatte, sie wieder
zum Lächeln zu bringen.
Als
sie das Zimmer verließ, ließ er sich zurückfallen und fragte sich, womit er
jemanden wie Sarah verdient hatte. Sie war nicht nur nett, hübsch und
verführerisch, sondern kümmerte sich auch noch um ihn. Er sollte sie wirklich
besser behandeln, sich einleuchtendere Ausreden einfallen lassen und dafür
sorgen, dass sie vor Lorraine und diesem Lunar sicher war!
Sarah
holte eine Mullbinde aus dem Schrank im Gemeinschaftsraum, drehte sich um,
lehnte sich gegen die Schranktür und atmete tief ein und aus. Sie war immer
noch außer Atem und ihr Puls raste. Außerdem schien ihr Hirn, wenn es um Ryan
ging, nicht richtig zu funktionieren. Sie musste sich beruhigen, einen klaren
Kopf bekommen und vor allem musste sie sich beherrschen. Nur weil er keine
Rücksicht auf sich und seine Verletzungen nahm, bedeutete das nicht, dass sie
das auch tun konnte, oder besser wollte . Dass seine Anziehungskraft nach
wie vor unglaublich stark auf sie wirkte, machte das Ganze natürlich nicht
leicht, aber so schwer konnte es nicht sein, sich zu kontrollieren und
angemessen zu verhalten, oder? Er war verletzt! Da konnte sie doch nicht daran
denken, mit ihm Sex zu haben! Anscheinend konnte sie das sehr wohl, wie sie
missbilligend feststellte. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie es auch tun
würde. Es war viel wichtiger, dass er sich auskurierte und schnell wieder fit
wurde. Danach würden sie für alles andere noch genügend Zeit haben. Davon
abgesehen, hatte sie sich sowieso vorgenommen, sich ihm nicht gleich an den
Hals zu werfen. Was für einen Eindruck
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