Das Erbe der Carringtons
Kelly
schnell mit einer Pralinenschachtel bestach und sie dadurch auf ihre Seite zog.
Kelly erwähnte, dass ihr Ariana sowieso von Anfang an netter erschienen war als
Lorraine und deren Freundinnen, die während der Party nach Ariana bei ihnen
aufgetaucht waren. Das führte dazu, dass sie gemeinsam über die Hexen herzogen
und sich bestens verstanden. Sarah grinste. Nichts schweißte mehr zusammen als
gemeinsame Feinde oder zumindest gemeinsame Abneigungen. Sie überließ ihre
Freundinnen für einen Moment sich selbst und konzentrierte sich auf ihre SMS.
Sie war von Ryan.
Sarah
lächelte, als sie die Nachricht anklickte. Es war bereits die vierte, die er
geschrieben hatte. Offensichtlich war es ihm ernst gewesen, dass er sich, so
oft er konnte, melden würde. Als sie las, was er schrieb, verschwand das
Lächeln jedoch. Er würde ein paar Tage länger wegbleiben. Sein Freund brauchte
seine Hilfe bei einem Problem. Sarah seufzte. Natürlich verstand sie, dass er
einem Freund helfen wollte, und solange sich Ryan nicht in Lunadar aufhielt,
war er vor Lorraine sicher. Dennoch vermisste sie ihn und wünschte sich nichts
mehr, als ihn so schnell wie möglich wiederzusehen.
„Schlechte
Nachrichten?“, fragte Selina, die ihr anscheinend wieder an ihrem
Gesichtsausdruck ansah, was los war.
Sarah
berichtete ihren Freundinnen von Ryans SMS, woraufhin diese versuchten sie
aufzumuntern. Sie durfte sogar den Film wählen, den sie sich anschauten. Aber
auch das half kaum gegen ihre trübe Stimmung.
Die
nächsten beiden Tage hörte Sarah nichts mehr von Ryan. Wahrscheinlich hatte er
kein Netz oder war zu beschäftigt damit, seinem Freund zu helfen. Bestimmt
hatte er nicht schon das Interesse an ihr verloren, oder? Sie musste warten,
bis er zurückkam. Geduld war allerdings nicht ihre Stärke. Sie wurde trotz
gutem Zureden von sich selbst und ihren Freundinnen immer unruhiger. Dass sie
letzte Nacht nach einem Alptraum, in dem eine Kreatur Ryan angefallen und
verletzte hatte, schweißgebadet aufgewacht war, machte die Sache nicht besser.
Wüsste sie, wohin er gefahren war, wäre sie womöglich zu ihm teleportiert, um
sich davon zu überzeugen, dass mit ihm alles in Ordnung war. Er hatte nur
erwähnt, dass sein Freund in den Bergen wohnte, und Sarah wusste nichts
Genaueres. Das war auch besser so. Sie glaubte kaum, dass Ryan begeistert wäre,
wenn sie plötzlich uneingeladen auftauchen würde, und wie ein Stalker wollte
sie sich auf keinen Fall verhalten. Sich ständig verfolgt zu fühlen, war nicht angenehm,
unabhängig davon, welche Motive der Beobachter hatte. Sie würde sich
zusammenreißen und warten, egal wie beunruhigt sie war oder wie sehr sie wissen
wollte, womit Ryan seinem Freund eigentlich half.
Um
sich von Ryan abzulenken, beschloss Sarah sich auf andere Teile ihres Lebens zu
konzentrieren. Sie trainierte fleißig mit Ariana weiter und fing an, joggen zu
gehen, in der Hoffnung, dass Hans dies gut fand und sie dadurch mehr Zeit für
Selbstverteidigung in seinen Unterrichtsstunden haben würden. Des Weiteren
versuchte sie, endlich herauszufinden, warum sie erst so spät in ihrem Leben
magische Fähigkeiten entwickelt hatte. Weder Lorraine noch Ariana konnten es
sich erklären. Auch in Büchern hatten sie keine Anhaltspunkte gefunden. Magie
war erlernt oder angeboren. Sarah müsste ihre Fähigkeiten von klein auf gehabt
haben, konnte sich allerdings nicht erinnern, dass ihr früher je etwas
Seltsames, wie Schweben oder Teleportieren, passiert war. Eines stand trotzdem
fest, magische Fähigkeiten waren nicht nur angeboren, sondern wurden vererbt.
Einer ihrer Eltern musste eine Hexe oder ein Magier gewesen sein. Sie konnte
die beiden nicht direkt fragen, da sie nicht mehr lebten. Hexenbretter
funktionierten allerdings. Die konnten zwar gefährlich sein, aber wenn sie sich
ein Brett besorgte, das von Profis angefertigt worden und mit Schutzsymbolen
versehen war, ließen sich die Risiken einschränken. Außerdem würde sie es mit
Ariana zusammen benutzen, die im Notfall mit ihrer Immunität eingreifen konnte.
Es würde bestimmt alles gut gehen. Sarah musste dringend ein paar Fragen
loswerden und sie würde damit bei ihrer Mutter anfangen.
Fest
entschlossen machte Sarah sich auf den Weg in den Magie-Laden.
Dort
angekommen traf Sarah Julian, der im oberen Bereich des Ladens an der Kasse
stand. Sie unterhielt sich eine Weile mit ihm und die beiden amüsierten sich
über zwei Kunden, die erst einige Amulette betrachteten und
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