Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
Ein Glück, dass nicht gut gehen kann, denn es grenzt an ein Wunder, und solche schaffen die Götter nicht. Nicht für verschleierte Frauen aus dem Süden.
» Mir scheint, es geht Euch nicht gut. Darf ich Euch helfen?«, fragte eine dunkle Stimme neben ihnen. Es war der Dieb. Er hatte sich wie ein Schatten zu ihnen gesellt, währenddessen Nj’Akish und sein Gefolge die Halle verließen. »Ist es Trauer, die Euch bedrückt? Dann will ich versuchen, Euch aufzuheitern.«
Aichame hob die Brauen und musterte den gutaussehenden jungen Mann.
»Ich vermute, auch Euer König wird gleich aufbrechen«, sagte sie kühl. »Ihr solltet zu ihm gehen.«
Ceyda räusperte sich, als schäme sie sich für die rüde Art ihrer Mutter.
»Ich befürchte, edle Dame, auch mein König lässt jemanden in Dandoria zurück.«
» Wen?«
» Mich«, sagte er und wirkte kein bisschen traurig.
Etwas hier geht nicht mit rechten Dingen zu!
»Ihr bleibt in Dandoria?«, echote Aichame.
Ceyda wurde nervös , und ihre Wangen glühten.
Am Tor der Halle wurde es laut. Alle Köpfe fuhren herum.
»Mchlat klot`t Puta Achmatta!«, brüllte Nj’Akish in seiner Sprache. Aichame, die ihn verstand, zog den Kopf zwischen die Schultern.
Viel Spaß mit der Hure!, sagt er. Bei den Göttern, so bezeichnet er mich? Als Hure? Und Connor wirkt, als wolle er gleich zu den Waffen greifen. Ist ihm nicht bewusst, dass Akish fast sechzig Mann bei sich hat? Sollte es in dieser überfüllten Halle zu einer Auseinandersetzung kommen, wird sehr viel Blut fließen, liebe Güte!
Für einen Moment schien es, als starre jeder auf eine Zündschnur, die kurz davor war, ein Pulverfass in die Luft zu jagen. Zwar wusste niemand, warum die Stimmung sich änderte, aber die Angriffslust des Südkönigs und sein unbändiger Zorn waren wie eine Gewitterfront, in der sich Blitze sammelten.
Rund um Akish sammelten sich seine Männer, ein Pulk, der sich bis in die Halle fortsetzte, und es roch nach Gewalt.
Connor erhob sich. »Auch ich danke Euch für den Besuch, König Nj’Akish. Doch nun wünsche ich Euch schweren Herzens eine gute Überfahrt. Meine draußen postierten Bogenschützen und besten Schwertkämpfer verabschieden Euch mit aller Achtung und eskortieren Euch und Eure Männer zum Hafen.«
Akish wirkte wie ein Schattenriss, hinter dem die Herbstsonne kalte Strahlen in den Burghof sandte. Er spuckte aus, drehte sich um und stapfte davon. Er hatte die Warnung begriffen.
Jetzt sieht er nicht mehr aus wie ein König, sondern wie ein kleiner Verbrecher, der sich davonstiehlt!, dachte Aichame, die erleichtert durchatmete.
König Rod Cam sprang auf und schob sich vor Connor. »Was geht hier vor sich?«, donnerte er. Auch er war voller Wut und sah aus, als platze er gleich.
Akish war auf dem Burghof.
Der eine König hatte sich verabschiedet, wenn auch auf sonderbare Weise, nun begann der andere König, seinen Zorn zu versprühen.
Connor redete auf Rod Cam ein , und seine Worte gingen im Lärm unter. Der dicke König beruhigte sich und setzte sich wieder. Er vergriff sich an einem gebratenen Huhn und stopfte sich einen Schenkel in den Mund, als wolle er ihn mitsamt der Knochen vertilgen.
Ruhe kehrte ein.
»Sonderbar, nicht wahr?«, fragte der Dieb. »Dieser Wechsel der Gefühle.«
Aichame nahm ihn erst jetzt wieder wahr. »Wie ist Euer Name?«
Trevor stellte sich vor. »Und Ihr seid Aichame, die Blüte des Südens?«
Aichame nickte geschmeichelt.
»Ihr, die wunderschöne Ceyda und ich, sind also jene, die zurückgelassen werden, warum auch immer. König Connor scheint ein gerissener Mann zu sein, wie wir schon bei der Hinrichtung der Freibeuter erleben durften. Ich frage mich, was er vorhat?«
» Ich vermute, wir werden es bald erfahren«, antwortete Ceyda. Ihre Stimme hörte sich an wie das Zwitschern einer Nachtigall, und Aichame staunte, wie sehr sich ihre Tochter veränderte, wenn sie mit Trevor, dem Dieb, sprach. Sie zeigte eine sanfte, fast kindliche Seite, die ihr fremd war.
Connor löste sich von den Männern und der blonden Frau und kam zu ihnen. Er verbeugte sich und sagte: »Es ist mir eine Ehre, Euch bei mir für lange Zeit willkommen zu heißen, verehrte Aichame. Euch und Eure Tochter.«
Lieber Idiot!, dachte Aichame belustigt. Ich sehe dir den Triumph an, und dass du mich am liebsten umarmen würdest und vielleicht noch viel mehr deine Tochter. Du wirst Zeit dafür haben, viel Zeit ...
» Ich hoffe, ich habe die Zeichen in Euren Augen richtig
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