Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
eine großzügige Geste.«
Jamus nickte und lächelte. Egg grummelte beifällig. Beide hatten jahrelang zusammengelebt und es bedurfte keinerlei Worte, um einander zu begreifen.
Ihr Verhältnis war ungewöhnlich, denn sie hatten beide kein Weib, waren sich selbst allerdings sehr verbunden. Mochte es auch Gerüchte geben, niemand störte sich daran.
Connor sagte: »Aber es ist auch etwas Abscheuliches geschehen. Trevor hat heute zum zweiten Mal seine Mutter verloren. Der Mörder ist der Sohn meines Freundes Darius. Und der Sohn meiner Freundin Bluma. Nun sitzt er im Kerker und ich frage mich, wie Darius reagiert, wenn er zurückkehrt. Derselbe John verlor heute seine Liebste, ist also doppelt bestraft. Zwei Tote in so kurzer Zeit. Wir müssen forschen, ob Sheyna Angehörige hatte.«
» Ich begreife es nicht ...«, flüsterte Bluma. »Ich begreife es einfach nicht. Ach, Trevor, es tut mir so leid.«
» Es braucht Euch nicht leidzutun, Bluma Darken«, gab der Meisterdieb zurück. »Ihr seid nicht mehr die Hüterin Eures Kindes. John ist ein erwachsener Mann. Vermutlich musste es geschehen.«
Sie lächelte ihn bitter an. »Ich halte nichts von Fatalismus.«
Trevor antwortete nicht. Wer Lord Murgon besiegt hatte und das Gewissen von Mittland gewesen war, besah Dinge anders als gewöhnliche Wesen.
Connor sagte: »Vor einer Stunde erreichte uns ein Rabbolo von der Irbina . Er brachte keine Nachricht, sodass wir annehmen müssen, dass etwas Schlimmes geschehen ist.«
» Falls er nicht entflogen ist«, sagte der Elf.
» Darius wusste, dass wir auf ein Zeichen warten. Er würde niemals zulassen, dass so etwas geschieht«, sagte Bluma. Sie hielt sich tapfer, obwohl der Kummer ihr Gesicht zeichnete.
»Und wir wissen nun, dass es jemanden gibt, der Gedanken stehlen kann. Es handelt sich um Trevors Vater, was noch so eine traurige Geschichte ist.«
» Kann man sich gegen Gedankendiebstahl wappnen?«, wollte der Elf wissen.
Trevor nickte. »Ich kann es, mein Lehrmeister auch und die meisten ausgelernten Diebe. Man muss es lernen. Es ist anstrengend, die Zimmer im Kopf zu verschließen. Wir können es deshalb, weil wir uns gegen magische Einflüsse wappnen müssen, aber auch, um eine innere Einkehr zu erfahren, die unsere Konzentration steigert. Nur absolute innere Ruhe führt zum Erfolg. Bald fanden wir heraus, dass wir auf diese Weise auch Chargos abwehren können.«
Connor sagte: »Ich habe keine Ahnung, ob und wie das alles verknüpft ist und ob es einen Bezug zueinander hat.«
Ceyda , sah ihren Vater an und in ihrem Gesicht zuckte es, als erkenne sie erst jetzt, wie weichherzig der große Barbar war und wie sehr er mit seinen Freunden litt. Dann sah sie zu Trevor. Wer Augen und ein Herz hatte, nahm ihre Liebe zu beiden Männern wahr.
» Will Euer Vater uns schaden, Trevor?«, fragte Connor.
Trevor hielt dem Blick der blauen Augen stand. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Er war vor ein paar Tagen hier in Dandoria. Als ich die Routenbücher stahl, war er schon vor mir im Haus des Hafenmeisters. So, als überwache er mich. Er sprach ein paar Sätze mit mir und zeigte mir seine Überlegenheit. Dann verschwand Chargos L’okien in die Dunkelheit. Ich habe nicht darüber gesprochen, um niemanden zu beunruhigen, außerdem kenne ich die Wahrheit selbst erst seit ein paar Stunden.«
» Was mag der Gedankendieb in Dandoria wollen? Oder ist er wieder abgereist?«, fragte Jamus.
Niemand hatte darauf eine Antwort.
»Wir sollten auf der Hut sein«, sagte Drinúin. »Vielleicht handelt es sich nur um einen Zufall, dennoch ...«
Saymoon, der bisher geschwiegen hatte, murmelte: »Du warst früher Barde, Jamus. Du spieltest die Flöte, so wie ich noch heute. Du hast Lieder geschrieben und Texte erfunden. Du bist ein Künstler. Also weißt du, was es bedeutet, wenn man ein Licht sieht.«
» Ja, das weiß ich, Saymoon Wanderer. Wenn ich dieses Licht sah, strömte es aus mir hervor ... unzählige Lieder, die ich sang. Leider ist das inzwischen nicht mehr so. Genau genommen ist es vorbei, seitdem ich bei den Riesen war.«
» Ich sehe dieses Licht.«
Alle starrten den alterslosen , grüngekleideten Mann an.
» Verzeiht, mein König, wenn es klingt, als eröffne ich Euch Träume«, sagte Saymoon.
Connor winkte ab. »Der Traum beweist, dass wir nicht so fest in uns eingeschlossen sind, wie es scheint. Also sprecht, Wanderer.«
» Ich sehe eine große Gefahr auf uns alle zukommen. Es gab bisher stets einen
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