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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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»Aber er hat mir berichtet, was er in Erfahrung gebracht hat.«
    Eine Welle der Erleichterung spülte über Brigitta hinweg, die jedoch sofort von einem überwältigenden Reuegefühl abgelöst wurde. War es ihre Schuld, dass der Mann nicht mehr lebte?
    Ihr Herz schlug bis zum Hals, als Clementine weitersprach. »Er hat Vaters Haus aufgesucht, um in Erfahrung zu bringen, ob man deine Flucht entdeckt hat«, erklärte sie. »Aber die Wachen waren nicht besonders hilfreich.« Sie hob die Hand, als Brigitta sie unterbrechen wollte. »Allerdings hat er etwas anderes herausfinden können.« Die Spannung, die in der Luft lag, als sie nach den richtigen Worten suchte, war beinahe greifbar. »Außer ihm hat noch jemand nach dir gefragt.«
    Brigittas Augen weiteten sich, aber Clementine, die ihre Gedanken erahnte, schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. »Nein, es war nicht Wulf. Über ihn wusste niemand etwas. Es war ein ritterlicher Bote, dessen Rock ein merkwürdiges Wappen geschmückt hat.« Sie beschrieb einen buckelnden Kater auf einem schroffen Felsen, und Brigitta riss vor Staunen den Mund auf. Was hatte das zu bedeuten?, fragte sie sich und erinnerte sich an den Stofffetzen, den Wulf bei seinem Abschied bei sich getragen hatte. Als er ihr das Geld in seiner Schecke gezeigt hatte, war ihr Blick auf ein kleines Stückchen Tuch gefallen, das ebendieses Wappen geziert hatte. Sollte es möglich sein, dass er wohlauf war und den Mann nach ihr ausgeschickt hatte?
    »Mehr wusste er nicht«, beendete Clementine ihre Erzählung, doch Brigitta hörte ihr bereits nicht mehr zu. Ihr Geist arbeitete fieberhaft. War Wulf auf der Suche nach ihr? Hatte Gott ihre Gebete erhört? Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, als sie sich ausmalte, welche Wirkung die Nachricht gehabt haben musste, die der Bote ihm überbracht hatte. Dass sie in einem Quarantänehaus gefangen und vermutlich an der Pest erkrankt war! Sie hätte am liebsten auf der Stelle alles stehen und liegen lassen und sich aufgemacht, den Ort zu finden, dessen Wahrzeichen der buckelnde Kater darstellte. Sie musste Wulf wissen lassen, dass sie wohlauf war! Was, wenn er aufgab, weil er sie für tot hielt? Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, doch als sie sich vornüberbeugte, um das Stechen zu unterdrücken, formte sich bereits ein Entschluss in ihrem Kopf. Es gab nur einen einzigen Weg: Sie würde Altheim verlassen.
    Mit einem Stöhnen schob sie Clementines Hand zur Seite, als diese ihr besorgt dabei helfen wollte, sich wieder aufzurichten. »Ich habe zu schnell gegessen«, presste sie hervor und biss die Zähne aufeinander. Während sie den Schmerz so gut als möglich unterdrückte, nahm der Plan weiter Gestalt an. Sie würde den mageren Lohn, den sie für die Arbeit auf dem Hof erhielt, noch einige Zeit sammeln – so lange, bis sie genug hatte, um Proviant und Unterkunft zu bezahlen. Auf keinen Fall wollte sie dazu gezwungen sein, unter freiem Himmel zu nächtigen wie bei ihrer Herreise. Die Erinnerung an den Angriff der wütenden Dörfler ließ sie schaudern, doch so schnell der Gedanke gekommen war, verschwand er wieder und sie spann den Faden weiter. Sie würde sich die Kleider eines Bauernburschen besorgen und sich auf den Weg zu Wulf machen. Er musste am Leben sein, anders war die Tatsache, dass man nach ihr gefragt hatte, nicht zu deuten. Schmetterlinge lösten das Stechen in ihrem Bauch ab. Wenn sie doch nur wüsste, wie es ihm ging! Während das Kribbeln sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete, überlegte sie weiter. Vielleicht konnte sie sich zwischen die Getreidesäcke stehlen, wenn der nächste Wagen zum Markt nach Ulm aufbrach. Von dort aus musste es ihr gelingen, herauszufinden, welcher adelige Herr den Kater im Wappen führte.
    Sie verzog das Gesicht und stemmte sich in die Höhe. Zwar rebellierten ihre Eingeweide noch immer, aber wenn sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, dann musste sie so schnell wie möglich wieder an die Arbeit gehen.
    »Du solltest dich noch ein wenig ausruhen«, riet Clementine mit einem Stirnrunzeln, als Brigitta nach ihrem Hemdkleid griff und es sich über den Kopf zog. Als sie mit unsicheren Fingern die Locken unter einem Tuch verstaute, fasste Clementine sie sanft, aber bestimmt an den Oberarmen und zwang sie, ihr in die Augen zu blicken. »Was hast du vor?«, fragte sie misstrauisch, da sie sich ausmalen konnte, dass ihr Bericht etwas mit der Entschlossenheit der Schwester zu tun hatte.
    »Nichts«, log Brigitta und

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