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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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verstreuten Katen, noch nahm er die ihm vereinzelt entgegenkommenden Fuhrwerke wahr, da sein Instinkt ihm sagte, dass Brigitta auf keinem der Bauernkarren zu finden sein würde.
    Nachdem er wenige Meilen hinter Ulm den Weg nach Altheim erfragt hatte, folgte er der mehr schlecht als recht befestigten Straße, die ihn auf die Albhochfläche führte. Er jagte durch Dörfer und an Gehöften vorbei und ließ sich von dem mit jedem Huftritt zunehmenden Gefühl der Beklemmung leiten. Wie bereits in der Nacht zuvor vermeinte er deutlich zu spüren, dass Brigitta in Not war.
    Als er kurz vor Mitternacht aus unruhigem Schlaf hochgeschreckt war, war ihm ein heftiger Stich der Furcht in die Brust gefahren, und eine eiserne Klaue hatte sich um sein Herz gelegt. Er musste sich beeilen! Wenn er zu spät kam … Er ließ den Gedanken unbeendet und grub die Fingernägel in die Handflächen.
    Während die Sonne ihren Weg zum Zenit unaufhaltsam fortsetzte, machte Wulf lediglich hie und da halt, um Erkundigungen einzuholen und nach einem Mann und einem Mädchen zu fragen, die den Dorfbewohnern in den letzten Tagen aufgefallen waren. Als ihm auch in Beimerstetten niemand weiterhelfen konnte, beschloss er, der alten Römerstraße nach Bernstadt zu folgen, anstatt über Breitingen nach Altheim zu reiten.

Kapitel 54

    Bernstadt, 10. August 1368

    Vorsichtig, um kein verdächtiges Geräusch zu verursachen, schob Brigitta sich weiter in Richtung Wand. Seit vor mehreren Stunden die Schenke zum Leben erwacht war, hatte sie unermüdlich versucht, den Strick, mit dem ihre gefesselten Hände an dem Bettkasten befestigt waren, an einem hervorstehenden Nagel zu durchtrennen. Vor wenigen Minuten war es ihr endlich gelungen. Da allerdings inzwischen nicht nur ihre Handgelenke blutig gescheuert waren, sondern auch ihre Rücken- und Schultermuskeln vor Schmerz schrien, musste sie sich einige Momente ausruhen, bevor sie es wagen konnte, einen Fluchtversuch zu unternehmen.
    Wenn sie doch nur nicht eingeschlafen wäre!, schalt sie sich und unterdrückte ein Ächzen, als sie sich erschöpft gegen den kühlen Putz lehnte. Dann hätte sie schon längst über alle Berge sein können! Mühsam beruhigte sie ihren Atem, schloss die bleischweren Lider und dachte an die furchtbare Nacht zurück.
    Nachdem Ortwin sie in der Kammer zurückgelassen hatte, war sie vor Angst beinahe gestorben. Zitternd und weinend war sie bei jedem Geräusch zusammengefahren, und als er schließlich – bis zur Besinnungslosigkeit betrunken – aus dem Schankraum zurückgekehrt war, hatte sie ihn schluchzend angefleht, sie zu verschonen. Kalt kroch das Grauen ihren Rücken hinauf, als sie an das schreckliche Lachen zurückdachte, mit dem er sie gepackt und auf das Bett geworfen hatte. Im Handumdrehen hatte er sich die Kleider vom Leib gestreift und sich gerade an ihren Hosen zu schaffen gemacht, als ihr Kampfwille zurückgekehrt war und sie sich unter ihm hervorgewunden hatte. Halb stolpernd, halb fallend war sie zur Tür geflohen, die sie jedoch verschlossen vorgefunden hatte; und bevor sie in fliegender Hast den Riegel aufgeschoben hatte, war er bei ihr gewesen.
    Sie schlang die Arme um die Schultern und wiegte sich hin und her. Ob sie diesen Augenblick jemals würde vergessen können? Seine verzerrte Fratze tauchte vor ihrem inneren Auge auf.
    »Es ist zwecklos«, hatte er ihr mit fauligem Atem ins Gesicht gehaucht. »Schon vergessen?« Seine Stimme triefte vor Hohn. »Du gehörst mir.« Damit hatte er ihr grob das Hemd über den Kopf gezogen und gierig auf ihre bloßen Brüste gestarrt, bevor er seine Erregung gegen ihren Bauch gepresst und sie zurück zum Bett gedrängt hatte. Lediglich der durch die Fensterläden hereinfallende Mond erhellte die grauenvolle Szene, und als sie sein Gewicht auf sich spürte, hatte Brigitta ergeben die Augen geschlossen. Seine Pranken begannen gerade zwischen ihren Beinen zu grapschen, sie rücksichtslos auseinanderzuzwingen, als er unvermittelt innehielt und schwer atmend zur Seite sackte. Zu dem Gestank von Wein und Knoblauch gesellte sich mit einem Mal ein anderer, fauliger Geruch, der Brigitta würgen ließ. Während Ortwin neben ihr zu husten begann, spürte sie, wie seine Männlichkeit erschlaffte, und als er sich ohne Vorwarnung über die Bettkante beugte, um sich in die Nachtpfanne zu erbrechen, wich sie Zoll um Zoll vor ihm zurück.
    Erneut sorgte die Erinnerung an das Vorgefallene dafür, dass sie trotz der inzwischen in die Herberge

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