Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)
anderen Burschen würde auch der Neue bald wieder aus dem Haus verschwinden und durch einen weiteren Lehrling oder Gesellen ersetzt werden. Vermutlich war sie dann schon längst nicht mehr unter dem Dach ihres Vaters. Die erneut in ihr aufwallende Furcht verdrängte das andere Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte, und als Ursula sie bat, das Tuch abzulegen und den Arm zu heben, schlug ihr das Herz in der Kehle.
Mit sicheren Bewegungen befreite die Magd sie von der drahtigen Achselbehaarung, während sie das Thema geschickt zurück auf Brigittas bevorstehende Hochzeit lenkte. »Wer ist es denn?«, erkundigte sie sich ehrlich interessiert und griff nach der Pinzette.
»Ich weiß es nicht«, gab Brigitta leise zurück und spreizte gehorsam die Beine, um Ursula ihren Schambereich zu präsentieren. Das leichte Kratzen der Klinge verwandelte sich schon bald in eine neue, angenehme Empfindung, die Brigitta erstaunt registrierte. In zuckenden Wellen durchlief sie ein Gefühl der Lust, das sie leicht erröten ließ. Kaum hatte die Magd auch an dieser Stelle dafür gesorgt, dass die Haut glatt und zart schimmerte, träufelte sie etwas Rosenöl auf die Finger, das sie mit kreisenden Bewegungen einmassierte. Nur mit Mühe unterdrückte Brigitta ein wohliges Seufzen, und als Ursulas Hand weiterwanderte, hätte sie sie beinahe darum gebeten, nicht aufzuhören. Da das Mädchen sie jedoch ohnehin neugierig musterte, grub sie die Zähne in die Unterlippe und schloss die Augen.
Eines um das andere wurden auch ihre Beine rasiert und geölt, und um das Pochen in ihrem Unterleib zu unterdrücken, konzentrierte Brigitta sich auf den allmählich durch die Tür hereindringenden Gestank der Sickergruben. Nachdem diese zum letztmöglichen von der Stadt erlaubten Termin – dem Gallustag am vierten April – geleert worden waren, begannen sie sich bereits wieder zu füllen; und an schwülen Tagen wie diesem stanken sie zum Himmel.
»Diese Prozedur wirst du von jetzt an wöchentlich über dich ergehen lassen müssen«, schreckte sie die Stimme ihrer Mutter auf, und sowie Ursula beinahe schuldbewusst von ihr zurücktrat, zog Brigitta die Beine an, um ihre privateste Stelle zu verbergen. Mit einem wissenden Blick registrierte Anna von Ensingen die steil aufgerichteten Brustwarzen ihrer Tochter, deren Wangen sich mit dem Feuer der Scheu überzogen. »Du brauchst dich nicht dafür zu schämen«, las Anna die Gedanken ihrer Tochter und hielt ihr das Leintuch hin, in das Brigitta sich hastig einwickelte. »Und auch nicht für das, was ich dir jetzt sage.«
Damit ließ sie sich neben ihrer Tochter nieder und lehnte den Rücken an die warme Wand, nachdem sie ein kleines Büchlein zwischen sich und Brigitta platziert hatte. Wenngleich es in der Badestube heiß und dampfig war, trat nicht ein einziger Schweißtropfen auf die Stirn der Hausherrin. Mit einem Wink gab sie der Magd zu verstehen, sich zurückzuziehen, und obwohl man Ursula ansah, dass sie vor Neugierde beinahe platzte, folgte sie dem Befehl ohne Murren.
Sobald sie mit ihrer Tochter allein war, kam Anna von Ensingen ohne Umschweife zur Sache. »Ich nehme an, du weißt, wie Kinder entstehen«, hub sie an und musterte Brigitta forschend. Als diese nicht antwortete, fuhr sie sachlich fort. »In der Hochzeitsnacht wird dein Gatte dich in sein Bett befehlen, um die Ehe zu vollziehen. Dabei dringt er mit seinem Glied in dich ein.« Sie schlug das Buch auf und wies auf eine Zeichnung, die Brigitta erbleichen ließ.
»Das erste Mal tut es weh«, warnte Anna. »Und du wirst bluten.« Als sich Brigittas Augen entsetzt weiteten, setzte sie hinzu: »Lass ihn alles machen, lege dich einfach nur auf den Rücken. Wenn du dich zu willig zeigst, wird er annehmen, du seist eine Hure.« Sie hielt einen Moment inne, um ihre Gedanken zu ordnen. »Sieh zu, dass dein Gemahl das Blut auf dem Laken sieht. Es ist das Zeichen für deine Reinheit und Unschuld. Wenn er auch nur die geringsten Zweifel an deiner Jungfräulichkeit hat, kann er die Ehe annullieren lassen, und du bist eine gefallene Frau.« Sie hob mahnend den Zeigefinger. »Gleichzeitig hast du als Braut das Recht, ihn zurückzuweisen, wenn sein Glied nicht hart wird.«
Die Röte auf Brigittas Wangen spielte inzwischen ins Violette, und auch das Zittern ihrer Hände verriet, wie unangenehm ihr diese Unterhaltung war. Als sich die Tür der Badestube öffnete, fuhr sie heftig zusammen.
»Ah, da seid Ihr ja«, begrüßte Anna eine streng
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