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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Backwarenständen vorbei, an denen die findigen Händler der Stadt sowohl den Torzoll als auch die städtische Marktgebühr umgingen. Anders als innerhalb der Stadtmauern gab es auf der Bürgerwiese weder eine Vorschrift über die Mengen, die gekauft werden durften, noch eine feststehende Reihenfolge, welche die Einkaufszeiten für die Bürger und Gewerbetreibenden regelte. Auch wurden die Lebensmittelgesetze hier nicht ganz so hart gehandhabt, was dazu führte, dass der angebotene Fisch sicherlich älter war als acht Tage. Ortwin rümpfte die Nase und hastete an einem Verschlag voller lebender Schweine vorbei. Jedes Jahr fragte er sich aufs Neue, welcher Einfaltspinsel so dumm sein konnte, die minderwertigen und oft überteuerten Güter hier zu erstehen, anstatt auf dem Markt vor dem Rathaus einzukaufen.
    Wenngleich sich der Nachmittag bereits dem Ende zuneigte, stach die Sonne immer noch erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel, in dem Bussarde und Milane ihre Kreise zogen. Schwer schnaufend wischte sich der zukünftige Steinmetzmeister den Schweiß aus den Augen und ließ seine Aufmerksamkeit von links nach rechts und zurück wandern. Nachdem er sich mit einer fadenscheinigen Entschuldigung von der Baustelle entfernt hatte, brannte Ortwin nun darauf, sein Vorhaben durchzuführen. Da er sicher war, die Gesuchte irgendwo in der Nähe des Ufers anzutreffen, schlug er nach einiger Zeit diese Richtung ein. Mit einem wachsamen Blick über die Schulter versicherte er sich, dass ihm niemand Beachtung schenkte, und zog sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf. Auf keinen Fall wollte er bei dem, was er vorhatte, erkannt werden.
    Auf leisen Sohlen huschte er an eng umschlungenen Paaren vorbei und schlich unter die tief herabhängenden Äste der Trauerweiden und Birken, bis er schließlich den dunkelblonden Schopf der Bäckersmagd erspähte. Ein Lachen drang an sein Ohr, und als sie den schwanenweißen Hals zurückbog, um ihrem Freier die vollen Brüste entgegenzustrecken, durchbohrte Ortwin ein Pfeil der Lust. Brennend vor Begierde beobachtete er, wie der in den Farben irgendeines Grafen gewandete Ritter die riesigen Pranken um die prallen Rundungen legte und mit den Zähnen an ihrem Ohrläppchen knabberte. Als sie ein täuschend echt wirkendes Stöhnen von sich gab, drängte er sie mit dem Rücken gegen einen mächtigen Stamm, schob ihre Röcke nach oben und nahm sich das, wofür er zweifelsohne bezahlt hatte.
    Mit jedem Stoß, den der Freier tat, pulste mehr Blut in Ortwins Männlichkeit, und nur mit Mühe hielt er sich davon ab, sich selbst Erleichterung zu verschaffen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren! Mit steinerner Miene wartete er ab, bis der Ritter keuchend und um Luft ringend sein Ziel erreicht hatte, der Magd einen heftigen Klaps auf die Kehrseite versetzte und sich mit einer anzüglichen Bemerkung und dem Versprechen, sie bald wieder aufzusuchen, von ihr verabschiedete.
    Froh über die kühle Distanz und Entschlossenheit, die sich in diesem Moment über ihn senkten, verfolgte Ortwin beinahe interessiert, wie die Dirne sich – kaum war der Ritter aus ihrem Blickfeld verschwunden – angewidert über den Hals wischte und das Kleid raffte, um sich im Wasser des Flusses zu waschen. Eigentlich war es schade, dass er sich ihrer entledigen musste, dachte Ortwin bedauernd, als sie ihre perfekt geformten Schenkel erneut entblößte. Wie viel Spaß er noch mit ihr hätte haben können! Aber die Gefahr, die von ihr ausging, war weitaus größer als ihr Nutzen.
    Um zu verhindern, dass der Anblick ihres Geschlechtes ihn von seinem Plan abbrachte, konzentrierte er sich auf das Spiel des Lichtes auf den um sie entstehenden Wellen und spannte die Muskeln in seinen Oberarmen. Wie ein Jäger auf der Pirsch schlich er auf Zehenspitzen näher – peinlich darauf bedacht, keinen der kleinen Zweige zu zerbrechen und sie so zu warnen. Der weit ausladende Ast, unter den sie sich mit ihrem Freier zurückgezogen hatte, bot einen beinahe perfekten Schutz vor neugierigen Blicken, und nachdem er sich ein letztes Mal vergewissert hatte, dass ihm niemand gefolgt war, setzte Ortwin behutsam den Fuß auf den schwammigen Ufersand.

Kapitel 21

    Ulm, 21. Juni 1368

    »Großartig«, sagte Wulf säuerlich und stieß misstrauisch mit dem Fuß gegen den klumpigen Strohsack, der sich an die Wand der winzigen Nische drängte, in die der habgierige Gastwirt ihn geführt hatte.
    »Der Markt«, erwiderte dieser mit einem gleichgültigen

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