Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
aus der Wunde hervor und drang ihm aus Mund und Nase.
Mit einem wilden Kampfschrei auf den Lippen und ohne Rücksicht auf sein eigenes Schicksal stürmte Orfon vorwärts. Einen Wolfskrieger, der gerade noch seinen getreuen Ogersoldaten getötet hatte, trieb er mit wuchtigen Schlägen vor sich her. Der Ork konnte diese Schläge mit seinem Sichelschwert kaum parieren. Auch er war ein Wiedergänger, sein Körper von furchtbaren Wunden und Verstümmelungen aus der Schlacht übersät. Mit einer schnellen Folge von Schlägen und einem Stich mit der Magischen Lanze machte er ihn dann nieder. In einem wahren Blutrausch kämpfte er sich durch die Reihen der nachdrängenden Orks. Er hieb durch ihre Leiber, stach immer wieder mit der Lanze zu, und es schien ihm gleichgültig zu sein, ob ihm überhaupt noch einer seiner Krieger folgte oder nicht. Wie aus weiter Ferne drang das Trompeten der Kriegselefanten an sein Ohr, auf denen die Bogen- und Armbrustschützen das schier unendliche Heer der Angreifer zu dezimieren versuchten. Wie ein Berserker kämpfte Orfon. »I ch trage die Magische Lanze und bin unbesiegbar!«, brüllte er.
Ein Ruf, den in dem Schlachtenlärm ohnehin niemand hörte, geschweige denn verstand. Der Schlag eines Morgensterns traf ihn von hinten. Für einen Moment versagte sein Atem. Die mit spitzen Dornen bewehrte Metallkugel am Ende jener Kette, die am Schaft des Morgensterns befestigt war, hatte sich in seinen Harnisch gebohrt. Dessen Metall war zwar nicht zerstört, aber eingedrückt worden. Und allein die Kraft des Schlages war schon so furchtbar, dass ein rasender Schmerz durch Orfons Oberkörper fuhr. Er wirbelte herum. Ein Ork von ungewöhnlicher Größe stand vor ihm. Er überragte den nicht gerade klein gewachsenen König um eine halbe Mannlänge. Im Gegensatz zu vielen anderen, die hier kämpften, war er auch kein Wiedergänger, sondern gehörte zu der Minderheit unter den Angreifern, in denen noch die ganz gewöhnliche Lebenskraft wohnte, die die Natur geschenkt hatte.
Der riesenhafte Ork hieb erneut zu. Als Orfon mit dem Schwert den Schlag abwehren wollte, schlang sich die Kette des Morgensterns um die Klinge. Mit einem Ruck wurde dem Hochkönig das Schwert aus der Hand gerissen. Ein untoter Wolfskrieger bekam beides– Schwert und die Kugel des Morgensterns– in das geöffnete Maul und taumelte brüllend zurück.
Orfon umklammerte die Magische Lanze. Mit ihr parierte er erst den Axthieb, den der Riesenork mit der anderen Pranke ausführte. Dann stürmte er vor, stieß seinem Gegner die Lanze in den Bauch. Dieser öffnete das Maul und brachte einen würgenden Laut zwischen seinen Hauern hervor. Der letzte Schlag, den der Riesenork im Todeskampf noch ausführen konnte, traf Orfon an der Schulter. Orfon schrie auf, halb vor Schmerz und zur anderen Hälfte aus einer Mischung aus Hass und Wut. Der Ork hatte den Schlag schon nicht mehr mit voller Wucht ausführen können. Mit dem Stiefel stieß Orfon ihn von sich und löste dadurch die Lanzenspitze aus dem Körper seines Gegners. Das Trompeten eines Kriegselefanten dröhnte ihm in den Ohren.
»K ommt her, Hochkönig!«, rief einer der Schützen, die sich oben in der auf dem Elefantenrücken aufgeschnallten Gondel verschanzten. Die Gondel war mit der Haut der gehörnten valdanischen Flusspferde bespannt. Sowohl die Zähne von Krokodilen als auch Pfeilspitzen konnten diese dichte Haut nur schwer durchdringen. »H ochkönig, hierher! Rettet Euch!«, rief einer der Söldner aus Harabans Heer, die diese Elefanten bemannten. Ein Armbrustschütze, der seinem Akzent nach aus Altvaldanien stammte. Im nächsten Moment traf ihn das Wurfbeil eines Orks genau in der Stirn und spaltete ihm den Schädel. Die anderen Schützen beantworteten das mit zwei Bolzenschüssen aus ihren Armbrüsten, und der Treiber, der vorn hinter dem Kopf des Elefanten saß, hatte Mühe, das Tier einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
Orfon blickte sich um.
Er war nur von Feinden umgeben. Kaum ein Krieger aus dem Heer der Verbündeten, die er zuvor noch in seiner Nähe geglaubt hatte, war noch da– zurückgedrängt die einen, erschlagen die anderen. Mehrere Ogerkrieger wurden durch Wolfsmenschen regelrecht zerhackt, und ein gepanzerter Reiter war von Orks umringt worden, wehrte sich heftig, aber vergeblich. Das Ross brach unter ihm zu Boden, und eine Flut von Schlägen mit den unterschiedlichsten Waffen prasselte auf ihn ein– auch dann noch, als ein Keulenschlag ihm längst Helm
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