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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und Schädel zertrümmert hatte und sein Körper einer leblosen Puppe glich.
    Orfon lief zu dem Kriegselefanten, stach einen Ork mit der Lanze zu Boden und ergriff dann einen der Halteriemen für die Schützengondel und zog sich hoch. Die Lanze ließ er dabei nicht los. Um keinen Preis der Welt hätte er das getan. Schließlich war sie das Symbol seines Hochkönigtums. Einer der Schützen nahm ihm die Waffe ab. Orfon kletterte an dem Elefanten empor. Hände griffen nach ihm und zogen ihn in die Gondel. Orfon keuchte. Er spürte, dass der Elefant sich in Bewegung setzte und dabei eine Drehung vollführte. »N icht zurück!«, rief der Hochkönig.
    »W ir haben keine andere Wahl«, sagte einer der Schützen, der mit einer wuchtigen Bewegung den gefallenen Söldner, der durch das Wurfbeil getötet worden war, aus der Gondel warf, um Platz zu haben. Das blutige Wurfbeil glitt dabei fort; es landete auf dem mit Flechtwerk ausgelegten Gondelboden und hinterließ einen Blutfleck. Orfon griff nach dem Beil, riss dem Armbrustschützen die Magische Lanze aus der Hand und erhob sich. Der Elefant war bereits in panischer Flucht begriffen.
    Und dasselbe galt für einen Großteil jener Heerscharen, an deren Spitze Orfon von Bagorien einen Ausfall gegen die heranrückenden Massen von Angreifern gewagt hatte.
    Von seinem jetzt deutlich erhöhten Standort aus hatte Orfon einen recht guten Überblick über das Geschehen. Und selbst ihn, den schlachterprobten Recken, schauderte es bis ins Mark, als er sah, dass sich ein breiter Strom weiterer Angreifer in einer unaufhaltsamen großen Flut gleich über den Horizont ergoss.
    Das Schauderhafteste aber war der gewaltige Schatten, der sich am Himmel abzuzeichnen begann. Der Schatten eines gigantischen Vogels. Erst erschien diese Form nur wie ein grauer Dunst, den irgendeine Form von Magie in diese Form gezwungen hatte, dann trat der Schatten immer deutlicher hervor. Er wurde dunkler.
    »B ei den Ersten Göttern!«, stieß Orfon hervor, während der Schatten die Sonne verfinsterte und machte, dass es nun überall auf dem Schlachtfeld kalt und dämmrig wurde. Ein eisiger Wind kam plötzlich auf.
    Einem Wolfskrieger, der gerade zu einem Speerwurf ansetzen wollte, schleuderte Orfon die Axt entgegen und traf ihn an der Schulter. Die Klinge der Wurfaxt durchdrang den Knochen. Die Wucht, mit der Orfon die Waffe geschleudert hatte, ließ den Hochkönig beinahe das Gleichgewicht verlieren und aus der Gondel des Kriegselefanten stürzen.
    Pfeile zischten durch die Luft.
    Eine Gruppe von mit Langbogen ausgerüsteten Wolfskriegern hatte sie abgeschossen. Mehrere trafen den Elefanten. Aber nur einer drang an einer von der Panzerung ungeschützten Stelle ein. Das Tier brüllte und lief von noch größerer Panik erfüllt in Richtung der Mauern von Gaa. Ein Pfeil streifte Orfon am Harnisch. Das Metall wurde etwas eingedrückt, die Spitze aber abgewehrt.
    Im nächsten Moment stellte Orfon fest, dass er als Einziger auf dem durchgehenden Kriegselefanten noch lebte. Der Treiber war, von einem Pfeil getroffen, vornübergefallen und von den Füßen des Elefanten zermalmt worden. Und die Schützen in der Gondel waren ebenfalls tot.
    Elefantenblut drang aus der Panzerung des Tieres hervor. Der Elefant war dermaßen außer sich, dass es im Augenblick wahrscheinlich auch dem erfahrensten der Treiber nicht gelungen wäre, ihn zu beruhigen. Einer der toten Schützen rutschte über den Rand der Gondel zu Boden.
    Orfon stand noch immer breitbeinig da, balancierte auf dem schwankenden Rücken des Elefanten. Er hatte das Gesicht den Feinden zugewandt und reckte ihnen die Magische Lanze entgegen. »G laubt ja nicht, dass ich mich fürchte, ihr Unterweltgezücht!«, rief er laut und heiser. »U nd dasselbe gilt für dich, du Schattenvogel! Ich fürchte niemanden! Auch Ghool den Schicksalsverderber selbst nicht!«
    Der Schattenvogel flog eine Schleife über das Schlachtfeld. An einer Stelle, wo sich besonders viele zerschlagene Leiber angehäuft hatten, sank er nieder. Sofern die Erschlagenen und Zerstückelten Wiedergänger gewesen waren, regte sich hier und da noch etwas von dem grausigen Scheinleben, mit dem Ghool sie erfüllt und in die Schlacht geschickt hatte.
    Der Schattenvogel breitete seine Flügel aus. Sie vergrößerten sich und deckten schließlich einen Bereich zu, der größer war als der große Hafenmarkt von Gaa. Nur Finsternis war dort jetzt noch zu sehen. Und als er wieder in die Lüfte emporstieg, erhoben

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