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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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musste seine Gedanken darauf richten, den Willen der Pferde zu lenken. Die Tiere liefen los. Als sie sich aus dem Unterholz befreit hatten, folgten sie einem sehr breiten Trampelpfad der Kriegselefanten von Harabans Söldnern in Richtung Norden. Es dauerte nicht lange, und man konnte sie nicht mehr sehen. Nur den Hufschlag hörte man noch. Und hin und wieder ein Schnauben oder Wiehern.
    »U nd wir werden uns jetzt sehr unscheinbar verhalten müssen«, erklärte Lirandil.
    Bis zum Einbruch der Nacht warteten sie auf der Hauptastgabel eines unbesiedelten Riesenbaums. Ein paar junge Triebe wuchsen dort empor und gaben etwas Sichtschutz. Und außerdem gab es mehrere natürliche Baumhöhlen, in denen man sich notfalls verstecken konnte.
    Die meiste Zeit kauerten sie schweigend in einer dieser Höhlen. Viele von ihnen stammten von Stechschnäbeln genannten Vögeln, die etwa so groß wie Halblinge waren und diese Höhlen sehr zahlreich zur Eiablage in Bäume schlugen. Allerdings benutzten Stechschnäbel eine Baumhöhle nur ein einziges Mal.
    Brogandas hielt während dieser Zeit zumeist Wache und ließ sich manchmal von Lirandil ablösen. Die beide lauschten dann angestrengt in das Rascheln der Bäume und den Chor der sonstigen Geräusche hinein, dessen Gesang in den Wäldern der Dichtwaldmark allgegenwärtig war.
    »W enn Ihr irgendetwas Ungewöhnliches hören solltet, dann ist das mein knurrender Magen«, flüsterte Borro zwischendurch. Er zupfte sichtlich gereizt an der Sehne seines Bogens herum. Im Moment war es einfach nicht möglich, auf die Jagd zu gehen oder in einem der zahlreichen Bäche und Wasserläufe, die die Wälder durchzogen, einen Fisch schießen zu wollen.
    »S tell dich nicht so an«, wisperte ihm Zalea zu.
    »H abt ihr schon mal darüber nachgedacht, was die Orks mit unseren Pferden anfangen, wenn sie sie einfangen und gemerkt haben, dass die Reiter nichts als Trugbilder sind?«
    »W enn du dich selbst quälen willst, kannst du dir ja in allen Einzelheiten vorstellen, wie die Scheusale sie über dem Feuer braten und verschlingen, während du hungern musst«, mischte sich Whuon ein.
    »S ehr lustig, Söldner«, knurrte Borro etwas beleidigt.
    »M it leerem Magen versteht er keinen Spaß«, versuchte Zalea seine Laune zu erklären.
    Whuon war damit beschäftigt, mithilfe eines kleinen Schleifsteins seine Waffen der Reihe nach zu schärfen. Mit einigen Blättern, die er zu diesem Zweck gesammelt hatte, reinigte er die Klingen seiner beiden Schwerter und der diversen Wurfringe und Dolche, die er mit sich führte, außerdem von Blutresten. »S chließlich haben wir unter uns ja zumindest zwei, deren Geruchssinn äußerst empfindlich ist«, meinte er dazu. Lirandil schien im Moment für Whuons groben Humor ebenso wenig empfänglich zu sein wie Borro. Und Brogandas, auf den diese Bemerkung nicht weniger gemünzt war als auf Lirandil, hielt gerade Wache.
    Lirandil saß in sich versunken da. Immer wieder leuchtete es bläulich durch die geschlossenen Augenlider des Elben. Er schien sich gerade wieder einmal intensiv mit dem Wissen zu beschäftigen, das er in Asanils Turm erhalten hatte. Und wenn er das tat, hatte es auch wenig Sinn, ihn anzusprechen.
    Arvan schloss indessen die Hand um den Elbenstab. Und für einen Augenblick spürte er wieder die unheimliche Kraft, die in diesem Gegenstand gebündelt war. Er schloss die Augen und sah sich verändernde Runen vor sich. Dazu eine Stimme, die Worte murmelte, von denen er eigentlich das Gefühl hatte, sie verstehen zu müssen. Aber stattdessen waren sie ihm vollkommen unverständlich. Immer intensiver lauschte er dieser Stimme. Es musste die Gedankenstimme des Stabes sein, die schon einmal zu ihm gesprochen hatte.
    Aber diesmal blieb das, was sie ihm sagte, fremd und unverständlich.
    Hör auf damit!, drangen plötzlich Lirandils Worte in seine Gedanken. Arvan schreckte hoch. Der Elb sah ihn mit weit geöffneten Augen an. Ein Blick, der Arvan förmlich zu durchbohren schien und ihn dazu veranlasste, augenblicklich den Griff um den Elbenstab in seinem Gürtel zu lösen. Jeglicher blauer Schimmer war aus Lirandils Augen verschwunden, und sein Tonfall hatte eine Strenge, die Arvan nur selten an ihm bemerkt hatte.
    »W as… ich meine… wovon sprecht Ihr denn eigentlich?« Arvan schluckte.
    »D as weißt du sehr gut«, antwortete der Elb scharf. »D u bist unsere allergrößte Hoffnung, Arvan. Sieh zu, dass du nicht zu unserer größten Gefahr wirst!«
    Arvan bewegte

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