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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die Finger der Hand, die gerade noch den Elbenstab umfasst hatte. Sie fühlten sich auf eigenartige Weise taub an. Ein Kribbeln durchlief ausgehend von den Fingerspitzen seinen gesamten Körper. »N iemand ist mächtiger als du«, wisperte plötzlich die Stimme des Stabes in seinem Kopf. Und gleichzeitig glaubte Arvan in seinem Kopf den Widerhall eines dröhnenden und sehr boshaften Gelächters zu hören.
    »I hr wisst, dass ich immer auf Euren Rat gehört habe, Lirandil«, sagte Arvan dann schließlich.
    »D aran tust du auch weiterhin gut, Arvan, so mächtig du dich vielleicht auch als Träger des Elbenstabs zwischenzeitlich fühlen magst. Und wenn wir schon dabei sind, dann gebe ich dir gleich noch einen weiteren Rat.«
    »I ch bin ganz Ohr, werter Lirandil«, behauptete Arvan, obwohl er in Wahrheit mehr auf die Botschaften in seinem Inneren achtete. Botschaften, die er mit der Kraft des Elbenstabs in Verbindung brachte.
    »D u wirst gewiss manchmal glauben, dass der Elbenstab zu dir spricht.«
    »N un, ich…«
    »D u brauchst es nicht zu leugnen. Ich weiß, dass es so ist. Auch wenn der Geist eines Menschen generell weniger empfänglich ist als der eines Elben, gibt es keinen Grund, warum es dir anders ergehen sollte als vor dir König Elbanador.«
    »W ie sollte ich auf diese Stimme reagieren?«, fragte Arvan.
    »D u solltest vor allem ihre wahre Natur erkennen.«
    Arvans Augen wurden schmal. Er schien nicht zu verstehen, worauf Lirandil hinauswollte. »I hre wahre Natur?«, echote er.
    »E s sind nicht die Gedanken des Elbenstabs, die dir etwas einflüstern, auch wenn du das eine Weile glauben magst.«
    »N icht?«
    »D as, was der Stab enthält, ist nur Kraft. Kraft der puren Dunkelheit, so finster, dass niemand all ihre Eigenschaften kennt. Nicht einmal die Dunkelalben dürften ernsthaft behaupten wollen, alle Aspekte dieser Art von Kraft auch nur annähernd erforscht zu haben. In dem Stab wohnt keine Seele, kein Wille, kein Gedanke, kein Ziel, keine Form. Nur eine vollkommen chaotische, zerstörerische Macht.«
    Arvan konnte das nicht fassen.
    »A ber die Gedanken…«
    »… sind deine eigenen, Arvan. Oder vielleicht auch nur die Zerrbilder davon. Es sind deine eigenen Worte, die du hörst, auch wenn sie dir bisweilen so fremd und eigenartig vorkommen mögen, dass du sie nicht einmal zu verstehen meinst.«
    Arvan schwieg ernüchtert. »D as wusste ich nicht«, gestand er. »U nd ehrlich gesagt fällt es mir schwer, das zu glauben.«
    »D er Stab ist wie ein Spiegel, Arvan. Wenn du in ihn hineinsiehst, erschafft er nichts Neues. Er zeigt dir nur etwas, was zuvor schon da ist.«

Im Land des Schreckens
    Sie ruhten sich bis zum Abend etwas aus. Arvan bekam allerdings kaum ein Auge zu. Seit er der Träger des Elbenstabs war, fühlte er eine Art von innerer Unruhe, die er früher nicht gekannt hatte. Nicht einmal in den Augenblicken größter Gefahr oder wenn er als tollkühner Berserker in die Schlacht gezogen war, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, wie hoch seine Überlebenschance wohl sein mochte.
    Bei Einbruch der Dunkelheit brachen sie auf.
    Sie schlichen so unauffällig wie möglich durch den Wald. Für einen elbischen Fährtensucher wie Lirandil war es nicht schwierig, sich auch des Nachts in der Dichtwaldmark zurechtzufinden.
    Immer dann, wenn Lirandil oder Brogandas die Geräusche der Orks vernahmen– oder manchmal auch nur den Geruch ihrer Lagerfeuer in der Nase spürten–, versuchten sie ihnen so gut es ging auszuweichen. Die Schergen Ghools waren allerdings so zahlreich, dass das nicht immer möglich war.
    An einem Orklager kamen sie ziemlich dicht vorbei. Für Halblinge, Elben und Dunkelalben war es natürlich sehr viel leichter, sich lautlos zu bewegen, als für Menschen. Der Libellenreiter Nomran-Kar war daran am wenigsten gewöhnt, während Arvan in dieser Hinsicht ja schon sein ganzes bisheriges Leben lang seinen Halblingfreunden nachzueifern versucht hatte.
    Aus der Sicht von Halblingen hatte die Betonung da natürlich auf dem Wort versuchen gelegen. Aber andererseits machten die Orks selbst so viel Krach, dass es meistens gar nicht auf vollkommene Lautlosigkeit ankam.
    Bei Anbruch der Morgendämmerung suchten sie sich erneut einen unbewohnten Riesenbaum, um sich dort den Tag über zu verbergen.
    Immer wieder waren sie auf ihrem Weg an ausgebrannten Wohnbäumen vorbeigekommen. Und auch wenn die Dunkelheit der Nacht den Blick auf viele grausige Einzelheiten

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