Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
Schergen nicht entgehen.«
»E r ist ein erfahrener Fährtensucher«, erwiderte Arvan. »U nd ich vertraue ihm. Er wird sich schon etwas dabei überlegt haben.«
»F ragt sich nur, wie es danach weitergehen soll. Ganz Rasal gehört den Orks, und selbst die eingeschlossenen Küstenstädte könnten inzwischen gefallen sein. Die einzige Möglichkeit wäre, bis zur Küste vorzudringen und dann über das Meer in die Orkländer zu gelangen.«
Arvan zuckte mit den Schultern. »V ielleicht ist es das, was Lirandil plant.«
»U nd du glaubst, da liegt irgendwo ein Schiff für uns bereit, das nur auf uns wartet?«
Inzwischen wurde Brogandas immer unruhiger. Er hielt sein Schwert in der Hand, drehte sich abrupt um, blickte suchend mal in jene, mal in eine andere Richtung, so als erwartete er jeden Moment, dass massenweise Orks aus dem Unterholz hervorbrachen. Er murmelte dabei einige Worte in der Sprache der Dunkelalben. Ob das ein Zauberspruch oder nur eine einfache Verwünschung war, konnte niemand sagen.
Whuon überprüfte den Sitz seiner Waffen. Er nahm außerdem den Wurfring wieder an sich, mit dem er den flüchtenden Ork getötet hatte. Als er zurückkehrte, zog er das Langschwert vom Rücken, hielt es in der Rechten und fasste mit der Linken nach dem kurzen Breitschwert, das er am Gürtel trug. Beide Waffen ließ er mit beängstigender Leichtigkeit durch die Luft kreisen. »S ie sollen nur kommen«, meinte er. »G leichgültig, wie viele es sein mögen.«
Borro wandte sich unterdessen an Lirandil. »H abt Ihr denn keine Idee, was wir jetzt tun können?«
Lirandil beachtete den rothaarigen Halbling nicht weiter. Er schien intensiv nachzudenken und aufmerksam zu lauschen, wie schnell sich die Orks ihnen näherten. Eine tiefe Furche hatte sich auf der ansonsten vollkommen glatten Stirn des Elben gebildet. Auch er hielt das Schwert kampfbereit in der Hand. »D as wird gefährlich«, murmelte er– mehr zu sich selbst als an Borro gerichtet, der bereits einen Pfeil in seinen Bogen eingelegt hatte.
»D ie Pferde«, meldete sich nun Brogandas zu Wort.
»H ättet Ihr die Güte, Eure Vorschläge zur Rettung unserer aller Leben vielleicht etwas zu präzisieren?«, meinte Borro.
Brogandas wandte sich an Arvan. »D u musst ihnen deinen Willen aufzwingen und sie dazu bringen, immer weiter in nördlicher Richtung zu laufen. So weit es geht und so lange wie möglich sollen sie einfach nur laufen.«
»J a, aber das wird uns nicht retten.«
»D och! Ich würde das ja selbst tun, aber wenn mein Plan klappen soll, dann werde ich mich auf eine andere Aufgabe konzentrieren müssen, zu deren Erfüllung ich alle meine Kräfte brauche.«
»W ovon sprecht Ihr?«
»D avon.«
Er streckte sein Schwert in Richtung der Pferde aus und murmelte dabei mit eindringlicher Stimme eine Formel. Die Runen in seinem Gesicht wurden dabei zu einem Geflecht aus feinsten, miteinander verwobenen Linien.
Eine Wolke aus dunklem Rauch kam aus der Schwertspitze heraus und verteilte sich, bis man nichts mehr davon zu sehen vermochte. Arvan glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Auf den Pferden saßen schattenhafte Gestalten. Sie wirkten durchscheinend, und man konnte kaum Einzelheiten an ihnen erkennen. Eines der Pferde wieherte laut und stellte sich auf die Hinterhand. Sein Reiter verschwand daraufhin.
»H abe ich dir nicht gesagt, du musst die Pferde unter deine Herrschaft bekommen?«, drängte Brogandas. »I ch kann mich nicht gleichzeitig darauf konzentrieren, diesen Pferden meinen Willen aufzuzwingen und einen Illusionszauber zu wirken, der gut genug ist, um die Orks zu täuschen.«
Arvan beruhigte das Pferd sofort wieder. Einige Gedanken reichten dazu aus. Er sprach ein paar Worte zu dem Tier, ging darauf zu. Du bist auch nicht viel widerspenstiger als ein stures Baumschaf, dachte er.
»H e, habe ich das richtig verstanden?«, rief jetzt Borro. »D ie Pferde sollen die Orks ablenken? Aber was wird mit unseren Sachen? Mit dem Proviant?« Er schluckte. »D as heißt ein paar Tage ohne Frühstück, nicht wahr?«
»A nders geht es nicht«, sagte Lirandil. »U nd wenn etwas von unserem Eigentum mit ihnen geht, dann wirkt der Illusionszauber überzeugender. Das ist eine magische Grundregel, und an der ändert sich auch nichts, wenn ein Dunkelalb sie anwendet.«
Die Gestalten, die nun auf den Pferden erschienen, hatten erschreckende Ähnlichkeit mit Arvan und seinen Gefährten. Allerdings blieb Arvan keine Zeit, um länger darüber nachzudenken. Er
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