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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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von Athranor. Du sollst wissen, dass bei uns der Ruhm, der durch Gewalt erworben wird, nicht so hoch geachtet wird wie andernorts.«
    »I ch erwarte keine besonderen Ehrungen oder dergleichen. Alles, was ich will, ist, dass die Bedrohung durch Ghool ein Ende findet.«
    »K lingen da Hass und Schmerz in deiner Stimme mit?«
    »I ch wuchs bei Halblingen auf, die mich großzogen und denen ich alles verdanke. Ghools Schergen haben vermutlich meine Zieheltern umgebracht und unzählige andere Halblinge getötet. Der Wohnbaum, auf dem ich aufgewachsen bin, ist nur noch eine verkohlte Ruine. Ja, ich denke, da klingt Schmerz in meiner Stimme mit, werter Ferach.«
    »S chmerz… und Hass«, ergänzte Ferach.
    »U nd Wut. Eine unbändige Wut, der ich in der Schlacht gestatte, sich zu entfalten.«
    »D iese Wut ist ein gieriges Ungeheuer, Arvan. Ein Ungeheuer, das mitunter auch den verschlingt, der es von der Kette lässt.«
    Arvan spürte innerlich einen Widerwillen dagegen, dass dieser alte Elbenoide ihm Ratschläge zu geben versuchte. Was wusste dieser über Hundertjährige schon, der nicht viel von der äußeren Welt kannte und vermutlich sein Leben fast ausschließlich auf dieser nebeligen Insel verbracht hatte– abgeschieden und ohne Gefahren. Ihm ist nie etwas Vergleichbares widerfahren, und doch glaubt er, über mich urteilen zu können, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf. Im selben Moment hoffte er allerdings, dass sein Gedanke nicht so intensiv gewesen war, dass Ferach ihn vielleicht empfangen hatte. Wie weit die diesbezüglichen Fähigkeiten der Elbenoiden tatsächlich gingen, war Arvan nicht so recht klar. Aber es schien ähnlich wie bei den Elben zu sein: Eine geistige Verbindung gab es zumeist nur dann, wenn man sich aus irgendeinem Grund nahestand. Und das war in diesem Fall sicherlich nicht gegeben.
    »I ch werde Eure Worte bedenken, Ferach«, sagte Arvan laut.
    Ferach lächelte. »D u brauchst mir gegenüber nicht diplomatisch zu sein, Arvan. Das widerspricht deiner ganzen Natur, wie mir scheint.«
    »G roßvater, ist das der große Held, der den siebenarmigen Riesen erschlug?«, drang eine weibliche Stimme durch den Raum.
    Arvan drehte sich um und sah eine junge Frau, etwa so alt wie er selbst. Das helle Haar fiel ihr bis weit über die Schultern. Die Gesichtszüge waren fein geschnitten, und ihre graublauen Augen musterten Arvan voller Interesse. Obwohl sie wie alle anderen Elbenschüler ein kuttenartiges Gewand trug, schmiegte sich dessen feines, fließendes Gewebe dennoch so sehr an ihren Körper, dass die anmutige Gestalt nicht verborgen wurde.
    »J a, das ist Arvan Aradis«, bestätigte Ferach. »G enau wie seine Gefährten wird er nicht lange auf Colintia bleiben– und spätestens morgen früh wird dein Vater mit ihnen zur Küste der Orks segeln.«
    »E s freut mich, dich kennenzulernen, berühmter Arvan«, sagte sie und reichte dem völlig verdutzten jungen Mann die Hand. »I ch bin Lesene, die Tochter von Osgeion, der sich ja wohl angeboten hat, euch über das Meer zu bringen.«
    »D ie Freude… also… irgendwie… ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Arvan, der von Lesenes Anblick ganz verzaubert war.
    »U nd du hast wirklich einen Riesen erschlagen?«
    Ehe Arvan antworten konnte, griff Ferach ein. »D u könntest unseren Gästen die Quartiere zeigen, in denen sie die Nacht verbringen werden, Lesene.«
    »A ber gerne«, sagte sie. »W enn ihr mir bitte folgen würdet.«
    Lesene ging voran, und Arvan blieb zunächst wie angewurzelt stehen. Zalea gab ihm einen Stoß. »P ass auf, dass dir nicht die Augen aus den Höhlen fallen, du berühmter Held«, raunte sie ihm zu. »U nd ich hoffe, dir ist aufgefallen, dass das keine echte Elbin ist– sondern nur eine, die so tut als ob.«
    »U nd deswegen auch glücklicherweise wohl nicht gehört hat, was du gerade gesagt hast«, flüsterte Arvan etwas ärgerlich zurück. Die anderen hatten sich in Bewegung gesetzt, um Lesene zu folgen.
    Sie wurden durch einen hohen Gang geführt, dessen Decke mit einem Fresko bedeckt war, das offenbar Szenen aus der Geschichte der Elbenschüler zeigte. Man sah einen Elben, der einem Menschen ein Buch überreichte. Und beide schienen stets den Betrachter anzuschauen. Arvan stolperte fast, als er hinsah. Obwohl sie ihn wahrscheinlich gar nicht hätte halten können, wenn er gefallen wäre, griff Zalea ihm unter den Arm.
    »I ch überlege, ob ich nicht doch etwas lauter sprechen sollte«, sagte sie. »A ber ihre Ohren kommen

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