Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
ja noch nicht einmal durch ihr Haar hindurch. Wie will man da etwas hören. Und was die kleinen Füße angeht, taugen die vermutlich auch zu nichts. Trotzdem hat sie deine Aufmerksamkeit fast so in Beschlag genommen wie damals diese Elbin, deren Namen mir jetzt einfach nicht mehr einfallen will.«
»Z alea!«
»I ch bewundere deine Heldentaten übrigens auch, Arvan. Auch wenn ich dummerweise immer wieder vergesse, gebührend zu erwähnen, dass du einen Riesen erschlagen hast, bevor ich dich anrede.«
Aber Arvan schien ihr gar nicht zuzuhören. Sein Blick war auf Lesene gerichtet, die sich jetzt zu den Gästen der Elbenoiden umdrehte. »M ein Großvater hat unsere größten Räume für Euch herrichten lassen«, sagte sie an Lirandil gerichtet. »I hr wart sein Lehrer, und er hat sehr oft von dem erzählt, was Ihr ihm einst beigebracht habt.«
»D as freut mich über die Maßen«, nickte Lirandil. »V or allem weil der Unterrichtung von kurzlebigen Wesen ja immer ein gewisser Hauch der Vergeblichkeit anhaftet.«
»S eid unbesorgt! Euer Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben«, versicherte Lesene, deren Blick sich jetzt für einen Augenblick mit dem von Arvan traf, der sie bereits die ganze Zeit unverwandt angestarrt hatte.
Am Abend gab es ein festliches Essen in Ferachs Haus.
»G ibt’s hier gar kein Fleisch?«, wunderte sich Borro. »M an hätte mir ja Bescheid sagen können, dann wäre ich gern noch am Abend auf die Jagd gegangen.– Ich nehme an, dass es hier auf Colintia auch essbares Wild gibt.«
»W ir Elbenoiden essen kein Fleisch«, erklärte Osgeion daraufhin in einem Tonfall, der deutlich machte, wie sehr ihn allein der Gedanke an den Verzehr von Fleisch schon anwiderte. »D as gehört zu den Regeln, die wir uns gegeben haben.«
»I ch weiß ja, dass Elben wenig essen, aber dass Ihr grundsätzlich auf Fleisch verzichtet, war mir ehrlich gesagt neu, werter Lirandil«, wandte sich Borro etwas enttäuscht an Lirandil.
»D as trifft auch nicht zu«, erklärte dieser. »D ie Verbindung zwischen den Elben und ihren Schülern ist vor so langer Zeit abgebrochen, dass sich in der Zwischenzeit vieles verändert hat. Vor allem natürlich bei den kurzlebigen Schülern, die ja mit dem Fluch leben, ihr Wissen in jeder ihrer kurzen Generationen wieder neu erwerben zu müssen.«
»E s entspricht unserer Tradition«, erklärte Ferach. »V or allem deshalb, weil wir festgestellt haben, dass der übermäßige Genuss von Fleisch die Wirksamkeit von Elbenmedizin reduziert.«
»A lso lieber krank und satt oder hungrig und dafür gesund bis ins hohe Alter«, brachte es Borro in seiner gewohnten Weise auf den Punkt. »A lso, da wüsste ich schon, wie ich mich entscheiden würde.« Er wandte sich an Lirandil, nachdem er einen Bissen von den gebratenen Wurzeln genommen hatte, die serviert wurden. »G leichgültig, wie sehr die Elben versucht haben mögen, auch Halblinge zu etwas Besserem zu erziehen– an den Essgewohnheiten meines Volkes hat das glücklicherweise keinen bleibenden Schaden hinterlassen.«
Lirandil quittierte Borros Bemerkung nur mit einem tadelnden Blick. Der Elb empfand die Worte des rothaarigen Halblings wohl als ungebührlich. Aber in dieser Hinsicht ließ Borro sich ja für gewöhnlich kaum beeinflussen.
Arvan bekam von alledem kaum etwas mit, denn er hatte nur Augen für Lesene, die ihm gegenübersaß. Sie fragte ihn nach seinen Erlebnissen, wollte, dass er ihr genau beschrieb, wie er den Riesen Zarton getötet hatte und weshalb er es abgelehnt hatte, sich zum Hochkönig ausrufen zu lassen. Arvan hatte noch nie in seinem Leben so sehr gestottert wie bei dieser Gelegenheit. Er wunderte sich darüber, dass Lesene seine unzusammenhängenden Sätze trotzdem zu verstehen schien und nicht aufhörte, an seinen Lippen zu hängen.
Zalea wiederum verdrehte dabei nur die Augen.
Lirandil wandte sich inzwischen an Nomran-Kar. »I ch habe mit Ferach auch Euer Schicksal besprochen«, erklärte er. »I hr könnt hier auf Colintia bleiben, bis sich für Euch eine Gelegenheit ergibt zurückzukehren.«
»M einen Dank dafür«, sagte Nomran-Kar.
»L irandil sieht offenbar keinen Sinn darin, dass ein Libellenreiter ohne Reittier uns begleiten würde«, meinte Whuon dazu, der neben Nomran-Kar saß und dem die rein pflanzlichen Speisen auch nicht sonderlich zu schmecken schienen, wie sein Gesichtsausdruck erkennen ließ.
»E s ist tatsächlich besser, wenn sich unsere Wege hier trennen«, bekannte
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