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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wahrheit entsprach. Ihn schauderte, während sich beide Hände um den Stab schlossen. Er sah auf die Runen, sah sie sich verändern und golden schimmern– so unruhig wie nie zuvor. Wie aus weiter Ferne glaubte er eine protestierende Stimme in seinem Kopf zu hören, deren Worte er aber nicht zu verstehen vermochte. Die Runen erstarrten schließlich und verloren ihren goldenen Glanz.
    »E s war nicht meine Absicht, gegen Eure Sitten beim Essen zu verstoßen, werte Elbenschüler«, sagte der Ork in einem so perfekten Relinga, dass es einige im Raum verwunderte.
    Nicht jedoch Lirandil.
    »S eid gegrüßt, guter Freund«, sagte der Elb. »I ch hoffe, Ihr seid wohlauf.«
    »F ast erschlagen wurde ich, als ich am Orktor zusammen mit dem Herzog von Rasal und seinem Gefolge gegen die Flut der Angreifer kämpfte«, sagte der Ork. »D as Singende Schwert zerbrach dabei– und mit ihm ist auch der letzte Widerstand im West-Orkreich zerbrochen. Nur mit knapper Not konnte ich entkommen.«
    »U ms so mehr freut es mich, Euch zu sehen«, erklärte Lirandil mit beinahe feierlichem Ernst.
    »V ielleicht hättest du die Güte, uns dieses schlammverschmierte Scheusal mal vorzustellen, Elb«, meldete sich Whuon zu Wort.
    Der Ork schnaufte daraufhin geräuschvoll. Schleim spritzte ihm aus den Nasenlöchern, und ein grollender, gurgelnder Laut drang aus der Tiefe seiner Kehle zwischen seinen Hauern hervor.
    »N ichts lieber als das«, antwortete Lirandil unterdessen dem Schwertkämpfer. »D ies ist niemand anderes als Rhomroor, der ehemalige Herr aller Orkländer und zuletzt der Anführer des Widerstandes im West-Orkreich. Man nennt ihn den friedlichen Ork, und er hat lange unter Menschen gelebt.«
    »D as erklärt sicher seine penible Körperpflege«, meinte Whuon spöttisch.
    »S chlammbäder sind für die Gesundheit eines Orks auf die Dauer unerlässlich«, sagte Rhomroor. Durch seine guten Kenntnisse der menschlichen Sitten und Gewohnheiten schien er gleich zu ahnen, worauf Whuon mit seiner Bemerkung gezielt hatte. »U nd da ich mir vorgenommen habe, der erste Ork zu sein, der eines fernen Tages eines natürlichen Todes stirbt, will ich wenigstens, dass mich nicht irgendwelche Parasiten bei lebendigem Leib langsam auffressen, nur weil ich die Poren meiner schuppigen Haut nicht mit genügend Schlamm gereinigt habe.«
    »S etzt Euch zu uns, werter Rhomroor. Ihr habt mehr für die Freiheit Athranors getan als viele andere.«
    Rhomroor wandte sich sich an Ferach. »E s ist Euch sicher unangenehm, wenn ich Eure Sitzmöbel mit dem getrockneten Schlamm verunreinige, der mir anhaftet. Darum ziehe ich es vor, stehen zu bleiben.«
    »S etzt Euch nur«, sagte Ferach. »W ir haben Euch bei uns aufgenommen, und Ihr seid unser Gast, werter Rhomroor. Und es wird niemand von Euch verlangen, dass Ihr menschlicher seid als ein Mensch.«
    »O der reinlicher als ein Elbenschüler«, murmelte Borro vor sich hin– allerdings wie üblich laut genug, dass man seine Worte auch ohne ein hochempfindliches Elbengehör deutlich verstehen konnte.
    Zögernd setzte sich Rhomroor also an den Tisch. »V on Eurem Mahl möchte ich jedoch lieber nichts angeboten bekommen«, erklärte er an den alten Elbenoiden gerichtet. »D enn dann wäre ich gezwungen, so unhöflich zu sein und es abzulehnen.«
    »D ie Küche der Elbenschüler ist nicht jedermanns Geschmack«, sagte Ferach. »D afür haben wir Verständnis.«
    »N ein, es liegt nicht so sehr an dem bekanntermaßen faden Geschmack Eurer fleischlosen Speisen, sondern daran, dass es eine Ewigkeit her ist, seit ich zuletzt an einem menschlichen Mahl teilgenommen. Und, ehrlich gesagt, so große Mühe ich mir auch gab, so bin ich doch stets daran gescheitert, mir die Nahrung so einzuverleiben, dass niemand damit bekleckert wird. Aber davon abgesehen bin ich auch nicht hungrig.«
    »B erichtet, wie es Euch ergangen ist, werter Rhomroor«, forderte Lirandil.
    »L eider war alles umsonst. Das West-Orkreich hat tapfer und bis zum letzten Blutstropfen gekämpft, aber die Zahl meiner Mit-Orks, die unter die Herrschaft Ghools gerieten, war zu groß. Ich weiß nicht, welche magischen Einflüsterungen dazu führten, dass sie ihm wie blind folgen und sich von ihm in Schlachten schicken lassen, in denen sie nichts als Werkzeuge des Bösen sind. Aber es ist eine Tatsache, dass Ghool so viel Macht über sie hat, dass sie sich niemals daraus befreien könnten. Nicht aus eigener Willenskraft jedenfalls.«
    Lirandil nickte finster. »J a,

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