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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Libellenreiterstadt wussten, wie man diese Riesenlibellen aufzog und zu willigen Reittieren machte. Die Libellenreiter waren als Kundschafter und Überbringer wichtiger Botschaften hoch geschätzt und ließen sich dafür fürstlich bezahlen. Offiziell gehörte die Libellenreiterstadt zu Harabans Reich, tatsächlich regierte sich die Stadt aber seit Langem selbst, und anstatt dass sie Steuern an den Waldkönig entrichtete, erhob der Stadtrat selbst eine Steuer auf den Lohn eines jeden Libellenreiters, auch wenn er für fremde Herrscher arbeitete. Wer sie nicht entrichtete, hatte keine Aussicht mehr, ein neues Reittier erwerben zu können– auf deren Aufzucht und Ausbildung hatte man ja das Monopol.
    »I ch habe gehört, dass die Libellenreiter ursprünglich darauf bestanden haben, den neuen Hochkönig mitzuwählen«, sagte Rhelmi. »A ber das hätte Haraban wohl niemals zugelassen, denn als Nächstes wären dann wohl seine eigenen Herzöge mit demselben Anliegen aufgetreten.«
    »A uch wenn ich ehrlich gesagt etwas überrascht bin, so halte ich es doch für ein gutes Zeichen, dass ein Gesandter der Libellenreiterstadt den Weg hierhergefunden hat«, meinte Lirandil. »U nd dasselbe gilt für die Gesandten aus Trollheim und Thuvasien. Wir werden in diesem Kampf wirklich noch jeden Bundesgenossen dringend brauchen. Und wenn man am Hof von König Grabaldin denkt, dass ihn dieser Krieg vielleicht nie betreffen wird…«
    »G enau deswegen sollten wir uns unterhalten«, unterbrach ihn Rhelmi.
    »S o?«
    »I ch habe besorgniserregende Neuigkeiten aus meiner Heimat…«
    In diesem Moment erhob sich nun Haraban. Der Waldkönig schien es als sein legitimes Recht anzusehen, den neuen Hochkönig zu proklamieren, nachdem er es selbst schon nicht werden konnte. »O rfon von Bagorien wird uns in die kommenden Schlachten führen!«, verkündete er. »N iemand zweifelt an seinem Mut, und sein Geschick als Feldherr ist Legende. Überall breiten sich die Horden schier unaufhaltsam aus, die Ghool entsandt hat, um Tod und Vernichtung über Athranor zu bringen und eine Herrschaft zu errichten, die auf Gewalt und finsterster Magie beruht…«
    »A ls ob die eigene Herrschaft dieser grotesken Mischwesen aus Baum und Mensch auf irgendetwas anderem beruhen würde als auf Gewalt und finsterster Magie!«, raunte Rhelmi Lirandil zu.
    »I hr scheint Euch ja wirklich sehr sicher zu sein, dass hier niemand im Saal ist, der erstens ein ebenso feines Gehör hat wie ich und zweitens Eure Sprache versteht.«
    »A ch, zum Teufel mit Eurer Elbendiplomatie!«
    Unterdessen erhob sich nun auch Orfon von Bagorien.
    Ein Soldat in bronzefarbenem Harnisch und einem Federbusch auf dem Helm brachte die Magische Lanze, die König Nergon von Ambalor getragen hatte und mit der Arvan den siebenarmigen Zarton bekämpft hatte, nachdem der Hochkönig gefallen war.
    Niemand hatte die Waffe seitdem gereinigt.
    Das Blut Zartons war an ihr getrocknet und teilweise in den Schaft eingezogen, der sich dunkel verfärbt hatte.
    Haraban wollte die Lanze nehmen.
    »H alt!«, rief nun König Candric von Beiderland und erhob sich ebenfalls. In der Kleidung eines stolzen Ritters stand er da und ließ einen angemessenen langen Zeitraum verstreichen, ehe er weitersprach. »E s war der Elb Lirandil, der die Magische Lanze über die Zeit bewahrte, seitdem sie in den Magierkriegen von Tarman von Nalonien geführt wurde. Lirandil hat sie auch Nergon von Ambalor übergeben, unserem heldenhaft in der Schlacht gefallenen Hochkönig. Er soll auch den neuen Hochkönig auf diese Weise mit dem Zeichen seiner Herrschaft versehen!«
    Zustimmende Rufe erschallten im Saal.
    Weder Candric noch Haraban kann – aus unterschiedlichen Gründen – Hochkönig werden, obwohl sie es beide gern würden. Aber obwohl die Entscheidung längst gefallen ist und wir uns eigentlich der Verteidigung Athranors widmen sollten, geht die Rivalität zwischen ihnen weiter, ging es Lirandil durch den Kopf. Und das Schlimmste ist: Sie machen mich jetzt zu einem Teil ihres Ränkespiels – und ich habe keine Möglichkeit, mich dem zu entziehen.
    »S o tretet vor, Lirandil, Fährtensucher der Elben!«, sagte Candric von Beiderland.
    Es entstand eine Gasse, und Lirandil trat vor. Man reichte ihm die Lanze.
    »S icherlich ist Lirandil würdig, die Magische Lanze zu übergeben, aber sollte das nicht derjenige tun, der sie zu nutzen wusste?«, mischte sich nun Dolgan Jharad ein. Niemand hatte von dem alten Mann erwartet, dass er

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