Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
Hochkönigs wohl hingezogen, um für diese Menschen noch ein Zeichen der Hoffnung sein zu können. Und zu schlimm waren die Nachrichten, die von überall her die Stadt erreichten. Viele dieser Nachrichten glichen eher bösen Gerüchten, aber die Stimmung war so, dass viele offenbar selbst die schlimmsten Gerüchte noch für untertreibende Schilderungen der wahren Lage hielten.
In all dem Trubel, die Orfons Proklamation mit sich brachte, ging es beinahe unter, dass die Tharnawn den Hafen von Gaa erreichte. Prinz Eandorns Schiff war gekommen, um den Thronfolger des Elbenreichs und sein Gefolge abzuholen und zurück an den Elbenfjord zu bringen.
Arvan und seine Gefährten verabschiedeten die Elben am Hafen. Arvans Wunden waren in der Zwischenzeit nahezu vollkommen geheilt. Zalea hatte zwar eine heilende Tinktur nach Art der Heiler des Halblingvolks aufgetragen, aber auch ihr war bewusst, dass dies allenfalls zur Linderung von Schmerzen, aber wohl kaum zur Heilung selbst beigetragen hatte. Es waren vielmehr die in Arvan schlummernden Selbstheilungskräfte, die dafür verantwortlich waren, dass er sich selbst von schwersten Verletzungen auf wundersame Weise erholte. »D u solltest aber bedenken, dass auch die Kräfte dieses Elbenzaubers, der an dir durchgeführt wurde, nicht endlos sind und dich nicht immer retten können«, hatte Arvan noch ihre Worte im Ohr. »D u solltest in Zukunft nicht mehr so große Risiken eingehen, Arvan!«
Arvan hatte darauf nur mit einem Lächeln geantwortet. Große Risiken meiden? Ausgerechnet in einer Zeit, da Athranor sich mitten in einem grausamen Krieg befand? Nein, um ein risikoloses Leben zu führen, war er wohl einfach im falschen Jahr und in der falschen Gegend geboren worden. Es erschien ihm unvorstellbar, und vor allem hatte er auch keine Ahnung, wie er das hätte anstellen sollen. Schließlich war es seinem Gefühl nach nicht er, der die Gefahr suchte, sondern die Gefahren hatten es offenbar auf ihn abgesehen, und er fand, dass er bisher das Beste daraus gemacht hatte. Die Tatsache, dass er trotz allem, was ihm seit seinem Aufbruch aus dem Halblingwald widerfahren war, immer noch lebte, sprach seiner Ansicht nach für sich.
Lirandil unterhielt sich mit Prinz Eandorn in der Elbensprache.
»E r wünscht dem Prinzen viel Erfolg bei seinen diplomatischen Bemühungen am Hof des Elbenkönigs«, übersetzte Whuon die Worte des Fährtensuchers.
»D u scheinst die Sprache der Elben ja ziemlich gut gelernt zu haben«, stellte Arvan fest.
»I ch hatte einen guten Lehrer.«
Zalea mischte sich ein. »D u suchst doch die Wahrheit der Magie, nicht wahr? Alles über die Natur zauberischer Kräfte… Und um davon mehr zu verstehen und die Schriften der Elben lesen zu können, hast du ja schließlich auch die Mühe auf dich genommen, ihre Sprache zu erlernen.«
»D as ist richtig.«
»W as ist, wenn sich herausstellen sollte, dass du darüber von Lirandil nicht mehr erfahren kannst?«
Whuon hob die Augenbrauen. Er hatte die kräftigen Arme vor der Brust verschränkt. Sein Schwert trug er auf dem Rücken.
»W as soll schon sein? Ich werde dann woanders nach der Natur dieser Kräfte suchen.«
»U nd wenn dir jemand anders anbietet, dir dabei zu helfen?«
»W as soll die Fragerei?«
»E s gibt in Athranor wohl kein Geschöpf, das eine größere magische Begabung besitzt als Ghool!«, gab Zalea zu bedenken.
Whuon lachte. »U nd du glaubst, dass ich deswegen gleich in seine Dienste träte, wenn er mir Versprechungen machen würde?«
»I st das so abwegig? Schließlich wäre es ja auch nicht das erste Mal, dass du aus einem Heer desertieren würdest.«
»D as war nur deshalb, weil die Magier von Thuvasien ihre Versprechen nicht gehalten haben, mit denen man mich angeworben hatte! Bei Lirandil gehe ich davon nicht aus.«
Zalea wandte den Blick zu Arvan. »W enn du mich fragst: Wirklich beruhigend klingt das nicht.«
Aber Arvan hörte gar nicht richtig zu. Stattdessen sah er zu dem Elbenschiff hinüber, das gerade im Begriff war abzulegen. Wenig später segelte die Tharnawn bereits mit günstigem Wind hinaus auf das Meer.
»I ch hätte Prinz Eandorn darum bitten sollen, Zoéwén meine Grüße auszurichten«, sagte er plötzlich.
»W em bitte?«, fragte Zalea.
»A ch, ich habe nur laut gedacht.«
»M einst du etwa diese Elbin, die du so angestarrt hast, als wir auf König Péandirs Burg waren?«
Arvan nickte. »J a. Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf.«
»A rvan, ich habe dir
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