Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
sich auf diese Weise einmischen würde. Er erhob sich von seinem Stuhl und sah sich um. »I st Arvan Aradis hier im Saal? Er vergoss das Blut von Zarton, wie man überall erzählt. Er war es, der die Magische Lanze an sich nahm und damit gegen dieses Ungeheuer kämpfte. Ein Junge, der aus Carabor stammt, auch wenn er aufgrund gewisser Umstände bei den Halblingen am Langen See aufwuchs!«
Lirandil sah Dolgan Jharad an. Einen Hochkönig von Carabors Gnaden – ist das die Botschaft, die von diesem Saal ausgehen soll?, überlegte Lirandil ärgerlich, und es fiel ihm schwer zu glauben, dass ausgerechnet der eigentlich so uneitle Caraboreaner jetzt seine Stadt in den Vordergrund zu rücken versuchte.
»M an soll diesen Arvan rufen lassen!«, forderte Orfon von Bagorien.
»A rvan ist zu bescheiden, als dass ihm an höfisches Gepränge etwas läge«, sagte Lirandil. »E r hat es abgelehnt, selbst Hochkönig zu werden, obwohl viele im Überschwang der Siegesfreude genau das verlangt haben. Ihr werdet also mit mir vorliebnehmen müssen.« Der Fährtensucher umfasste die Magische Lanze mit den Händen und reichte sie Orfon. »L ang lebe der neue Hochkönig von Athranor! Und die Götter mögen auf seiner Seite sein!«
Orfon nahm die Lanze, hob sie, und ein ohrenbetäubender Jubel ertönte im Audienzsaal des Statthalters von Gaa. Aber Lirandil der Fährtensucher hatte lange genug unter den Menschen gelebt, um zu wissen, dass dieser Jubel sich in Wahrheit mit Verzweiflung mischte und nicht das ausdrückte, was die meisten im Saal wirklich dachten und fühlten.
»Ü berall soll es verkündet werden!«, rief Orfon. »I ch werde die Orkbrut über das Gebirge zurück in die Aschendünen treiben! Und das Blut der Dämonenkrieger wird die Erde tränken, sodass sie sich abwechselnd rot, schwarz oder grün färbt, je nachdem, welcher übel riechender Lebenssaft ihnen auch entströmen wird!«
Unter anderen Umständen hätte eine derart martialische Ansprache im Audienzsaal nur dafür gesorgt, dass die Nasen über diesen Barbarenkönig aus Bagorien gerümpft wurden, dessen halbe Armee aus Ogern bestand und der anscheinend auch deren Manieren teilweise angenommen zu haben schien. Aber in diesem Moment schienen Orfons Worte sogar dem erlesenen Publikum zu gefallen, das hier versammelt war. Und Orfon schien das zu spüren. Er fuhr fort und malte in den blutrünstigsten Farben aus, wie er die Horden Ghools zu bekämpfen gedachte.
Lirandil entfernte sich unterdessen von dem Podest der Throne. Er hatte seinen Teil getan. Und jetzt mochte man sich seinetwegen ruhig auf diese Weise Mut machen. Es würde sicher schon bald die Stunde kommen, da man diesen Mut auch unter Beweis stellen musste.
»L irandil!«
Aus all dem immer wieder aufbrandenden Jubel hörte Lirandil heraus, dass jemand seinen Namen rief.
Rhelmi holte den Elb rasch ein.
»G ehen wir zum Ausgang«, schlug Lirandil fort. »D er Palast hat gute Ohren.«
»J a, aber wie Ihr schon bemerkt habt, sind sie für die Sprache der Zwerge wohl weitgehend taub.«
Sie erreichten schließlich das Portal des Audienzsaals. Selbst die Wächter an der Tür waren mehr auf das konzentriert, was sich in dessen Innerem tat, als dass sie auf einen Zwerg und einen Elb geachtet hätten, die etwas miteinander zu besprechen hatten und dabei auch noch eine Sprache benutzten, die zumindest den Menschen von Athranor kaum noch bekannt war.
Rhelmi drehte sich kurz um. Dann griff er in die Tasche seines Wamses und holte einen Kristall daraus hervor. »M ithilfe dieses magischen Kristalls habe ich die Verbindung in meine Heimat aufrechterhalten und meinen König ständig über die neuesten diplomatischen Entwicklungen informiert.«
»S o etwas Ähnliches habe ich erwartet«, gestand Lirandil.
»I hr Elben lebt so lange, dass Ihr es nie nötig hattet, eine praktische Magie zu entwickeln. Oder Ihr verbannt diejenigen, die es doch tun, wie diesen bärtigen Magier, der mit seinem Himmelsschiff auf und davon flog und diesen Turm hinterließ…«
»W ir wollen uns über die unterschiedlichen Qualitäten von elbischer und zwergischer Magie heute nicht streiten«, erklärte Lirandil. »W as wolltet Ihr mir mitteilen? Vorhin klang es sehr wichtig.«
»S eht Ihr diesen Kristall?«
»I ch kann nichts Ungewöhnliches daran feststellen.«
»E r ist mit Magie aufgeladen, und er hat nicht die kleinste Unreinheit, die seine Funktion beeinträchtigen könnte!«
»N un ja, für den verschwommenen Blick eines
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