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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Versammlung des Admiralsrates stehend überstehen muss … Und vermutlich wird er argumentieren, dass er den Hochkönig zwar mitgewählt, ihm aber nicht gehuldigt oder ihm die Treue geschworen hat – womit er den Einfluss der Caraboreaner so wirksam wie möglich ausgenutzt hätte. Ein listiger Diplomat …
    Prinz Eandorn nahm ganz bewusst an der Ausrufung des neuen Hochkönigs nicht teil. Wenn die Kunde an den Hof von König Péandir gedrungen wäre, dass Prinz Eandorn sich in irgendeiner Form an der Wahl eines Hochkönigs beteiligt hätte, so hätte dies am Hof des Elbenkönigs für arge Verstimmung gesorgt und alle Versuche, die Elben auch weiterhin im Bündnis zu halten, sehr erschwert. Natürlich wäre es für die stolze Elbenheit unvorstellbar gewesen, auch nur den geringsten Anschein zu erwecken, dass man sich einem Hochkönig aus dem kurzlebigen und vergleichsweise primitiven Menschenvolk unterwarf.
    So hatte Prinz Eandorn sich in Zurückhaltung geübt und auch nicht den Hauch eines Anscheins dafür geboten, dass jemand hätte annehmen können, der Thronfolger des Elbenreichs sei im Namen seines Vaters irgendwelche Verpflichtungen eingegangen.
    Unter den einfachen Gästen entdeckte Lirandil neben dem Statthalter von Gaanien auch Rhelmi von Thomra-Dun, den Botschafter von Zwergenkönig Grabaldin, in dessen Reich man sich wohl auch noch nicht entschieden hatte, auf welche Seite man sich in diesem Krieg nun endgültig stellen sollte. Wahrscheinlich glaubte man in König Grabaldins versunkenem, seit einer großen Flutkatastrophe bis auf wenige Inseln unterhalb des Meeresbodens gelegenem Reich, dass man weit genug vom Kampfgeschehen entfernt war, als dass man schon allzu bald von Ghools sich ausbreitender Macht hätte betroffen sein können.
    Rhelmi unterhielt sich gerade mit einem knollennasigen, grobschlächtig wirkenden Troll, dem die Bartstoppeln bis fast unter die Augen wuchsen. Darunter schimmerte steingraue Gesichtsfarbe hervor. Lirandil hatte davon gehört, dass ein Botschafter aus Trollheim in Gaa angekommen war, ebenso wie ein Gesandter der Magier von Thuvasien. Dieser stand etwas abseits und war sofort an den buschigen, schräg gestellten Augenbrauen und der keilförmigen Stirnfalte zu erkennen, die man in den Menschenreichen auch als Magierfalte bezeichnete. Während Lirandil mit dem Gesandten aus Thuvasien in den vergangenen Tagen bereits gesprochen hatte, hatte sich der Troll sowohl von Lirandil als auch von Prinz Eandorn ferngehalten. Vielleicht war das mit Rücksicht auf die alte Feindschaft zwischen Elben und Trollen geschehen, die in lange vergangenen Zeitaltern als »E lbenfresser« verschrien gewesen waren. Aber andererseits war der Fährtensucher Lirandil auf seinen ausgedehnten Reisen oft genug nach Trollheim gekommen, um deutlich werden zu lassen, dass die Vergangenheit zumindest für ihn keine allzu große Bedeutung mehr hatte. Wir werden sie jedenfalls alle als Verbündete brauchen, ging es Lirandil durch den Kopf.
    Inzwischen hatte Rhelmi von Thomra-Dun ihn erreicht.
    »E s freut mich, Euch zu sehen, Lirandil«, wisperte der stämmig gebaute breitschultrige Zwerg, während ein Herold bereits damit begonnen hatte, mit der feierlichen Begrüßung der Gäste und der Aufzählung der Großtaten aller anwesenden gekrönten Häupter zu beginnen.
    »D ie Freude ist ganz meinerseits, aber Ihr könnt ruhig noch leiser sprechen, werter Rhelmi«, antwortete Lirandil. »W ie Ihr sicher wisst, besitzen wir Elben ein überaus feines Gehör.«
    »A ußer Euch dürfte es hier niemanden geben, der sich in der Zwergensprache zu unterhalten weiß– insofern wird uns ohnehin niemand verstehen.«
    »M ag sein.«
    »S eht Ihr den Reiter mit den ineinandergreifenden Ovalen in seinem Wappen?«
    »E in Libellenreiter«, stellte Lirandil fest. »I ch habe ihn gestern aus Norden heranschweben sehen!«
    »E s ist ein offizieller Gesandter der Libellenreiterstadt, nicht einfach nur irgendein Reiter, der in den Diensten von Haraban steht! Werter Lirandil, es scheint, dass Ihr nicht mehr ganz auf dem Laufenden der diplomatischen Entwicklungen seid.«
    »J a, das scheint mir langsam auch so«, gab Lirandil stirnrunzelnd zu.
    Die ineinandergreifenden Ovale im Wappen des Reiters symbolisierten die Flügel der etwa pferdegroßen Riesenlibelle, die ausschließlich in den Sümpfen zwischen den verschiedenen Verzweigungen des altvaldanischen Grenzflusses schlüpften. Nur die Bewohner der in Flussnähe gelegenen

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