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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schnell herausgefunden, wie er das Tier durch seine Gedanken beruhigen konnte.
    Lirandil führte die Gruppe an. Ihm folgte Whuon. Im Gegensatz zu der Zeit ihres Aufenthalts in Gaa trug der Söldner nun seine sämtlichen Waffen. Im Rückenfutteral steckte sein monströses Langschwert. Ein Kurzschwert hing am Gürtel, dazu ein ganzes Arsenal an Dolchen und Wurfringen verschiedenster Größe. Einige weitere steckten in den Schäften seiner Stiefel. Das dunkle Haar wurde notdürftig durch eine Lederkappe gebändigt, die er seit einiger Zeit trug. Er hatte sie wohl auf dem Markt von Gaa gekauft.
    Ihm zur Seite ritt Brogandas, die Kapuze seiner Kutte tief ins Gesicht gezogen. Die Zügel seines Pferdes hielt er stets sehr locker, so als bräuchte er sie gar nicht, um sein Pferd zu lenken. Manchmal fuhr eine dürre Hand empor, mit der er eigenartige Gesten ausführte. Gesten, die aussahen, als würde er magische Zeichen in die Luft schreiben.
    Arvan und die drei Halblinge ritten meistens im Abstand von ein paar Pferdelängen hinter dieser Vorhut her.
    »S ieh sie dir nur an, die drei Gestalten, denen wir folgen«, meinte Borro mit Blick auf Lirandil, Whuon und Brogandas. »E in Elb, ein Dunkelalb und ein bis auf die Zähne bewaffneter Söldner, der einem wandelnden Waffenlager gleicht und der unbedingt nach dem geheimen Wissen der Magie strebt. Tja, und die beiden Zauberkundigen da vorn vertreten die Magie in ihrer ganzen Breite! Die schwächelnde Elbenmagie und die dunkle, aber kraftvolle Dunkelalben-Hexerei.«
    »H ör auf mit deinem Gequatsche!«, meinte Neldo. »E hrlich, ich kann dieses Gerede nicht mehr hören. Es ist weder lustig noch trägt es irgendetwas dazu bei, uns die Langeweile zu vertreiben!«
    »M ir ist schon seit Längerem aufgefallen, dass du ziemlich schlechte Laune hast, Neldo!«
    Neldo atmete tief durch. Seine Stirn wirkte umwölkt. Der Gesichtsausdruck erschien härter und kantiger als früher. Da war sich zumindest Arvan sicher. Niemand wird wohl auf Dauer unverändert bleiben können, dachte er. Vor allen Dingen niemand, der das erlebt hat, was uns widerfahren ist! Aber Arvan hatte keine Lust, darüber zu reden, und ihm war auch nicht danach, irgendetwas zum Gespräch beizutragen.
    »G eht euch das eigentlich nicht auch so?«, fragte jetzt Neldo.
    »K eine Ahnung, wovon du redest, Neldo!«, behauptete Borro.
    »S eit wir von Gaa aufgebrochen sind, habe ich immer wieder das Gefühl, dass wir eigentlich in die falsche Richtung reiten! Was, wenn gerade jetzt eine Orkhorde die Wohnbäume unseres Stammes überfällt? Was, wenn all diejenigen, die wir zurückgelassen haben, gerade jetzt von den Horden Ghools angegriffen und umgebracht werden?« Einen kurzen Augenblick schloss Neldo die Augen, und sein Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck des Ekels und der Abscheu. »I ch darf gar nicht daran denken, wie die Orks die Schädel spalten und die Hirne schlürfen– gleichgültig, ob es Menschen, Halblinge oder nur Baumschafe sind! Das ist so furchtbar.«
    »E s ist nicht unbedingt klug, sich immer alles in allen Einzelheiten vorzustellen«, behauptete Borro. »I ch tue das deswegen auch nicht!« Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn und setzte noch hinzu: »A lles eine Frage der geistigen Disziplin! Frag mal Lirandil! Ich wette, die Elben machen das genauso! Allerdings übertreiben sie es vielleicht, und dann kommt es eben dazu, dass man nach ein paar Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden gar nicht mehr wissen will, was außerhalb des eigenen Reiches geschieht… Aber das ist wohl ein ganz anderes Thema.«
    »I ch könnte es mir nie verzeihen, wenn wir eines Tages in den Halblingwald zurückkehren würden und fänden dort nur noch Spuren der Zerstörung und vielleicht die verstümmelten Leichen unserer Familien. Oder vielleicht nicht einmal das, wer weiß…« Neldo hatte einfach weitergesprochen, ohne auf Borros Worte einzugehen. Zu sehr schienen ihn die Gedanken an den heimatlichen Wohnbaum und an das Schicksal der Halblinge von Gomlos Baum zu beschäftigen. In letzter Zeit neigte er dazu, sich wieder und wieder und in immer schlimmeren Varianten auszumalen, was möglicherweise mit den im heimatlichen Wald zurückgebliebenen Angehörigen und Freunden geschehen war.
    »W enn du jetzt bei unseren Verwandten und Freunden wärst, und die würden tatsächlich von einer übermächtigen Horde Orks überfallen…«, begann Arvan. »W ürde das was ändern? Glaubst du, dein kleines Rapier und eine Schleuder

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