Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
in Gaa weilt und auch Zeuge der Proklamation des Hochkönigs wurde.«
»J a, das habe ich bemerkt«, bestätigte Lirandil. »L eider hat der Gesandte aus Thuvasien bislang meine Gesellschaft gemieden.«
»E s handelt sich um Seldos von Thuburg, Mitglied im Hohen Rat der Stadt der Spiegel und des Wächterkollegiums des Weltentors. Sein Wort hat in Thuvasien Gewicht. Dass er bei der Wahl des Magierkönigs unterlag, hat viele überrascht, aber das heißt nicht, dass man seine Macht unterschätzen sollte!«
»H abt Ihr irgendetwas darüber gehört, was Seldos von Thuburg beim Turm des Asanil zu suchen hat?«
»D ie Überwachung unserer Gäste ist leider nicht lückenlos«, gestand Welbo. »A ber dass dieser Turm die Quelle mächtiger Magie ist, weiß jeder, der den Turm einmal aus der Ferne leuchten gesehen hat. So wenig mir restlos klar ist, was Ihr dort sucht, so wenig weiß ich über Seldos’ Ziele.« Der Halbling in den Diensten des Waldkönigs zuckte mit den Schultern. »I ch nehme an, dass es letztlich auf dasselbe hinausläuft: Magie und ihre Beherrschung. Kräfte, die man gegen Ghool oder vielleicht auch in den Diensten der Thuvasier nutzbar machen könnte. Und, ganz ehrlich, es hat mich schon überrascht, dass man sich nach all der langen Zeit der Unentschiedenheit plötzlich an unser Bündnis angenähert und sogar einen Gesandten zur Proklamation des neuen Hochkönigs geschickt hat.«
Lirandil nickte leicht.
»J edenfalls danke dafür, dass Ihr uns informiert habt, werter Kanzler!«
»V ielleicht interessiert es Euch, dass Seldos mit einem Schiff unterwegs ist, das einem Kaufmann aus der Sinkenden Stadt gehört.«
»D a wir uns für den Landweg entschieden haben, wird Seldos vor uns eintreffen«, stellte Lirandil fest.
»W ir hätten doch das Angebot des Elbenprinzen annehmen sollen«, murrte Borro vor sich hin, aber laut genug, dass alle es hören konnten. Er zuckte mit den Schultern. »N a ja, das konnte man ja nicht ahnen…«
»E s ist im Moment schwierig, ein Schiff zu bekommen, aber ich könnte da etwas für Euch tun, Lirandil«, sagte Welbo.
Überraschenderweise schüttelte Lirandil jedoch den Kopf. »I ch weiß Eure Hilfsbereitschaft zu schätzen, aber das wird nicht nötig sein.«
»G anz wie Ihr meint, werter Lirandil!«
In aller Frühe verließen Arvan und seine Gefährten Gaa. Lirandil schien es zunächst nicht weiter für nötig zu halten, den anderen zu erklären, weshalb er auf das Hilfsangebot des Kanzlers verzichtet hatte.
Er wirkte während der Reise überhaupt ziemlich in sich gekehrt und überließ das Reden den anderen. Dasselbe galt für Brogandas, der ebenfalls kaum ein Wort von sich gab.
Aber was den Dunkelalben betraf, so hatte Arvan dafür durchaus ein gewisses Verständnis. Schließlich hatte es Brogandas sicher viel Kraft gekostet, ihm im Kampf gegen den Feuerdämon und die aus den Höhlenmalereien heraustretenden Orks zu helfen. Schließlich hatte er dabei sehr viel von der Zauberkunst der Dunkelalben eingesetzt, und wie lebensbedrohend Magie für denjenigen sein konnte, der sie einsetzte, hatten sie ja in der Mark des Zwielichts erlebt, als Brogandas beinahe an Erschöpfung gestorben war.
»I ch glaube, Brogandas und Lirandil befürchten weitere magische Angriffe und sind deshalb hoch konzentriert«, glaubte Borro. »S eht sie euch nur an– trotz all der äußerlichen Unterschiede und dem Gerede von angeblich verbotener, unelbischer Magie, dunklen Kräften, die man nicht verwenden darf und so weiter, scheinen sich beide im Moment viel ähnlicher zu sein, als sie es vielleicht selbst gerne wahrhaben würden!« Borro kicherte, während sein Pferd einen Satz nach vorn machte und der kleine, etwas stämmig geratene Halbling sich gut am Sattelhorn festhalten musste, um nicht im hohen Bogen in den Dreck zu fliegen.
»D ann konzentrier du dich mal am besten darauf, dass dein Gaul keine Dummheiten macht«, lautete Neldos Kommentar.
Im Gegensatz zu Borro hatte sich Neldo inzwischen recht gut an das unter Halblingen eigentlich nicht übliche Reiten von Pferden gewöhnt. Dasselbe galt für Zalea. Am besten kam jedoch zweifellos Arvan damit zurecht. Aber das lag auch daran, dass er den Willen seines jeweiligen Reittiers auf ähnliche Weise beeinflusste, wie er es bei Baumschafen und Rankpflanzen im heimatlichen Halblingwald gewohnt war.
Das Pferd, das man ihm diesmal gegeben hatte, war etwas störrisch und hatte einen vergleichsweise starken Willen. Aber Arvan hatte
Weitere Kostenlose Bücher