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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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am anderen Ufer des Langen Fjords übersetzen lassen können. Es gibt viel zu wenig Schiffe und Boote. Nahezu alles, was schwimmen kann und sich mit einem Segel bespannen lässt, ist schon im Einsatz, und ich sehe da manchmal Flöße hinausfahren …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »D a fragt man sich, ob die Passagiere wirklich die richtige Entscheidung treffen und nicht besser hier in Transsydien geblieben wären, anstatt in den Fluten des Langen Fjords womöglich zu ertrinken, wenn diese Nussschalen kentern.«
    »W ovor fliehen diese Leute?«, wollte Borro wissen und erntete dafür von Lirandil einen tadelnden und von dem Wirt des Gasthauses einen vollkommen verständnislosen, ungläubigen Blick.
    »N a, der Krieg! Ich dachte eigentlich, bei euch im Halblingwald wüten die Orks besonders schlimm! Aber sie werden auch hierherkommen! Die ersten Banden hat man bereits im Sumpfland gesehen. Und abgesehen davon machen inzwischen ihre Schiffe das Meer so unsicher, dass die Fischer nicht mehr rausfahren.«
    »O rks und Schiffe?«, fragte Borro. »A lso, ich dachte immer, die schwimmen auf Riesenschildkröten und Flößen. Oder vielleicht auf primitiven Booten– aber Schiffe?«
    »D ie Orks von Orkheim haben Schiffe«, sagte Lirandil. »D as ist ja gerade der Grund dafür, dass sie auf den Rest ihres Volkes manchmal ziemlich herabblicken. Und außerdem sind Ghools Horden die Schiffe der Händler aus dem Menschenvolk in die Hände gefallen. Vor Generationen schon haben sich ja Menschen dort angesiedelt, um mit den Orks Handel zu treiben.«
    »E in Elb, der sich mit Orks auskennt!«, stieß der Wirt hervor. »I ch komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.«
    »U nd Ihr?«, fragte Borro. »F ürchtet Ihr die Orks denn nicht?«
    »N ein. Ich halte diese Ängste für übertrieben. Erstens hat man auf unserer Seite der beiderländischen Grenze bisher kaum Orks gesehen, und es gab auch nur ein paar vereinzelte Überfälle entlang der Küste. Und zweitens hat unser König alles an Truppen mobilisiert, um Transsydien gegen jeden Feind zu verteidigen. Gerade heute ist eine Fähre mit mehreren Hundert gepanzerten Rittern aus Reela eingetroffen. Beinahe täglich treffen weitere Krieger ein. Und das ist der zweite Grund, aus dem ihr in der Sinkenden Stadt zurzeit kaum ein freies Bett finden werdet– selbst wenn es euch einfallen sollte, dafür ein kleines Vermögen zu bieten.«
    »E in Dachboden reicht völlig aus«, sagte Whuon. »U nd wenn sich dann noch jemand um unsere Pferde und unsere leeren Mägen kümmert, bin ich vollkommen zufrieden.«
    Der Wirt musterte Whuon noch einmal misstrauisch und nickte dann. »I n Ordnung«, sagte er leise.
    Arvan schlief schlecht in dieser Nacht. Er wusste nicht, woran es lag, aber irgendetwas beunruhigte ihn. Er spürte die schwachen Geister von Fledermäusen, die in einigen Winkeln des Dachstuhls hausten. Aber mit diesen Geschöpfen hatte das alles nichts zu tun.
    Als er die Augen schloss, träumte er von dem Feuerdämon in der Orkhöhle. Er fühlte erneut, wie die Flammenpeitsche sich um seinen Hals legte, sich in sein Fleisch brannte und er verzweifelt nach Atem rang.
    Arvan erwachte schweißgebadet und betastete unwillkürlich seinen Hals, wo die Verwundungen, die er bei jenem Kampf davongetragen hatte, so gut wie nicht mehr zu sehen waren. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und es dauerte einige Augenblicke, bis er begriff, dass das nur ein Traum gewesen war. Am offenen Fenster des Dachbodens stand eine Gestalt.
    Es war Brogandas.
    Er hatte die Kapuze seiner Kutte zurückgeschlagen, sodass das Licht des Vollmonds ihn erfasste.
    Alle anderen schliefen tief und fest.
    Auch Whuon, der eigentlich einen sehr leichten Schlaf hatte, und sogar Lirandil, der sich wohl seit langer Zeit einmal wieder eine Nacht der Ruhe gönnte.
    »D u hast es gespürt, nicht wahr?«, fragte Brogandas. Seine Stimme war kaum mehr als ein leises Wispern. Aber dennoch hatte Arvan keinerlei Schwierigkeit, ihn zu verstehen.
    »W as meint Ihr?«
    »K omm!«
    Arvan erhob sich. Langmesser und Schwert ließ er bei seinem Lager, das im Wesentlichen aus zwei Strohsäcken bestand. Borro, der sich in der Nähe auf dem Boden zusammengerollt hatte, drehte sich jetzt um und begann ein paar Mal vernehmlich zu schnarchen.
    Arvan verzichtete darauf, die Stiefel anzuziehen, und ging barfuß zum Fenster.
    »S ieh hinaus!«
    Arvan gehorchte. Eine Vollmondnacht wie jede andere, so hätte man auf den ersten Blick denken

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