Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
ehe es verdarb.
    Nur Brogandas hielt sich an die Nahrung der Dunkelalben, die aus kleinen Mengen verschiedener Pulver bestand, die er in verschiedenen Dosen, kleinen Phiolen oder Beuteln mit sich führte und mithilfe eines kleinen Löffels zu sich nahm. Hin und wieder löste er auch etwas davon in Wasser auf.
    Er sah Lirandil plötzlich an.
    Ein Lächeln spielte um seine dünnen, von verschlungenen Runen umrahmten Lippen. Nur diese Mundpartie war im Augenblick von seinem Gesicht zu sehen, weil sie im Schein des Feuers lag.
    Es wirkte so, als würde er plötzlich die Absicht erkennen, die der Elb verfolgte. Ob nun durch Magie oder durch logisches Denken, verriet sein Lächeln allerdings nicht. »V ielleicht habe ich Euch unterschätzt, werter Lirandil«, murmelte Brogandas.
    Arvan saß unterdessen einfach da und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Von der Unterhaltung hatte er kaum etwas mitbekommen, denn er konzentrierte sich vor allem auf die Rankpflanzen, die von den Ästen der Bäume herabhingen. Und die Tatsache, dass manche von ihnen sich entgegen der Windrichtung bewegten, ließ ihn zufrieden lächeln. Ja, danach habe ich mich gesehnt, dachte er. Sowohl die Bäume als auch die Rankpflanzen waren jenen im Halblingwald nämlich ähnlich, auch wenn sie nicht annähernd die Ausmaße erreichten, wie sie für die Gebiete am Langen See üblich waren.

Zauberei in der Sinkenden Stadt
    Am nächsten Tag schafften sie es bis zur Sinkenden Stadt. Vor der Gründung von Asanilon war dies der wichtigste Hafen der beiderländischen Provinz Transsydien gewesen. Seitdem hatte die Stadt stark unter der übermächtigen Konkurrenz gelitten und trug nun ihren Namen in doppelter Hinsicht zu Recht. Sie lag sehr tief, und das Land, auf dem sie errichtet worden war, war ständig der Gefahr ausgesetzt, überflutet zu werden. Außerdem sank es fortwährend ab, sodass die Deiche, die die Sinkende Stadt schützten, schon seit Jahrhunderten immer wieder erhöht werden mussten. Doch da die Sinkende Stadt seit der Gründung Asanilons stark geschrumpft war, gab es inzwischen Stadtteile, die nicht mehr eingedeicht wurden und seitdem unter Wasser standen. Niemand machte sich die Mühe, die Gebäude zu retten oder die Gebiete wieder trockenzulegen. Man brauchte diese Stadtteile einfach nicht mehr. Mehrstöckige Lagerhäuser standen dort ebenso wie herrschaftliche Wohnpaläste, deren Besitzer schon lange in die Stadt am Asanil-Turm übergesiedelt waren.
    »E s ist deprimierend«, sagte Lirandil, als sie das Stadttor passierten. »J edes Mal, wenn es mich mal wieder in die Sinkende Stadt verschlägt, hat sich das Meer ein weiteres Stück Land einverleibt. Ein paar Menschengenerationen noch, und man wird sie am Grund des Meeres oder in der Tiefe eines unergründlichen Sumpfes suchen müssen!«
    Aus manchen der Gebäude, die noch aus dem Wasser ragten, waren Anleger für Schiffe gefertigt worden. Aber auch davon gab es in der Sinkenden Stadt immer weniger– und der heraufdämmernde Krieg hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, dass der Handel blühte.
    Ein Großteil der Waren wurde wohl inzwischen in Asanilon umgeschlagen, wo man auch nicht befürchten musste, dass bei einem starken Sturm mit Deichbruch wertvolle Fracht in den Lagerhäusern verdarb.
    Die Nacht verbrachten sie in dem Gasthaus in der Nähe des Hafens. Der Wirt war ein Mann mit buschigen Augenbrauen und hoher Stirn, aber gutmütigen Augen. Er schien sich sehr über die zusammengewürfelte Reisegruppe zu wundern.
    »D unkelalb und Elb einträchtig nebeneinander– es geschehen noch Zeichen und Wunder«, meinte er. »U nd dazu ein paar Halblinge, die aussehen, als hätte man sie gerade aus ihrem Wald vertrieben und…« Er zögerte, während er zuerst Arvan musterte und dann Whuons finsterem Blick begegnete. » … ist ja auch egal! Wir haben nur noch einen Raum frei– den Dachboden«, erklärte der Wirt. »O b es Euch nun behagt oder nicht, Ihr werdet Euch mit wenig Platz zufriedengeben müssen!«
    »E s freut mich für Euch, dass die Geschäfte Eures Wirtshauses so gut gehen«, erwiderte Lirandil. »A llerdings können wir uns auch anderswo eine Unterkunft suchen, wenn Ihr keinen Platz mehr für uns haben solltet.«
    Der Wirt grinste. »N ein, das werdet Ihr wohl kaum schaffen! Alle Wirtshäuser in der Stadt sind mehr oder minder ausgebucht! Und darüber hinaus kampieren in manchen Lagerhäusern viele Menschen. Sie warten alle darauf, dass sie sich nach Reela oder Lyrr in Niedersydien

Weitere Kostenlose Bücher