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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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können. Sternenklar und sehr hell. Das Mondlicht glitzerte im Wasser. Ein Leuchtfeuer war auf einem Turm errichtet worden, der zu den wohl schon seit Längerem überfluteten Teilen der Sinkenden Stadt gehörte.
    Aber dann bemerkte Arvan den großen Schatten, der am Himmel schwebte und einen Teil der Sterne verdeckte. Er kreiste über der Stadt, flog dann ein ganzes Stück auf das Meer hinaus und kehrte anschließend zurück.
    Arvan fröstelte. Der Schattenvogel, durchfuhr es ihn. Der Spion Ghools … Gibt es denn gar kein Entkommen vor den Kreaturen, die der Schicksalsverderber gerufen hat?
    »S ie werden dich überall finden«, beantwortete Brogandas die verzweifelte Frage, die Arvan nicht einmal ausgesprochen hatte. »I ch habe es dir gesagt. Du kannst von Glück sagen, dass sich nicht überall uralte Heiligtümer der Orks unter deinen Füßen befinden– oder irgendwelche anderen Orte oder Artefakte mit einem hohen Grad an metamagischer Aufladung, wohin man einen magischen Tunnel leicht ausrichten kann. Zumindest wenn man über ein so hohes Maß an dunklen Kräften verfügt wie der Verderber des Schicksals.«
    »W ir sollten die anderen warnen!«
    Arvan wollte schon die anderen wecken. Irgendwo in seinem Hinterkopf tauchte die Frage auf, wieso Lirandil eigentlich ausgerechnet jetzt schlief, wo der Elb doch ansonsten wirklich nicht durch ein sonderlich großes Bedürfnis nach Ruhe aufgefallen war. Seltsam …
    Brogandas legte den Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf. »E s gibt eine andere Lösung, die uns diesen Verfolger für eine Weile vom Hals schaffen wird.«
    »U nd welche?«
    »D er Zauber ist nicht besonders aufwendig. Und anders als beim Überfall der Vogelreiter, als ich uns alle in die Zwischenmark versetzte oder als ich dir durch den magischen Tunnel in die Orkhöhle gefolgt bin, werde ich nicht mein Leben dabei riskieren.«
    »W orauf wartet Ihr dann?«
    »E s geht nur mit deiner Mithilfe.«
    »I ch bin einverstanden! Was soll ich tun?«
    »G ar nichts.«
    »A ber…«
    »L ass es einfach zu!«
    Brogandas legte seine Hand auf Arvans Stirn. Die Lippen des Dunkelalben bewegten sich nicht. Trotzdem hörte Arvan seine Stimme eine Formel murmeln. Die Runen in seinem Gesicht veränderten sich dabei und bildeten auffallend eckige Formen.
    Arvan spürte Schwindel und dann einen stechenden Schmerz. Er hatte das Gefühl, dass alle Gedanken, alle Empfindungen und Erinnerungen ihm förmlich aus der Seele gerissen würden. Ein Sog erfasste ihn, der unwiderstehlich schien und gegen den er sich instinktiv zu wehren versuchte.
    Lass es zu!, erreichte ihn ein eindringlicher Gedanke, bei dem ihm nicht so klar war, ob er von Brogandas stammte oder ob er sich nur selbst ermahnte, der Anweisung des Dunkelalben auch Folge zu leisten.
    Brogandas zog die Hand von Arvans Stirn.
    Halt dich fest!, hörte Arvan die Gedankenstimme des Dunkelalben. Ein Hinweis, der gerade noch rechtzeitig kam, um zu verhindern, dass Arvan ins Taumeln geriet. Mit der Linken griff er nach dem Fensterrahmen.
    Brogandas hingegen formte mit der Hand, die Arvans Stirn berührt hatte, eine Faust. Seine Lippen bewegten sich– diesmal allerdings, ohne dass Arvan dabei irgendein Wort, eine Formel oder überhaupt einen Laut zu hören vermochte.
    Eine der Fledermäuse, die in dem Dachstuhl des Wirtshauses ihre Heimat hatten, kam zu ihm– so zutraulich wie ein dressierter Greifvogel, der zur Jagd abgerichtet war. Er hat das Tier gerufen, wie ich es mit den Baumschafen tat!, erkannte Arvan. Er spürte ebenfalls die Seele der Fledermaus. Aber gegen Brogandas’ kraftvolle Gedanken hatte sie nicht den Hauch einer Chance, ihren eigenen Willen zu behaupten.
    Die Fledermaus ließ sich auf Brogandas’ ausgestrecktem Arm nieder. Das Tier zitterte. Der Dunkelalb hielt ihm die Faust entgegen, öffnete sie, und etwas Dunkles kam daraus hervor. Im schwachen Schein des Mondlichts war das kaum zu erkennen. Angestrengt starrte Arvan auf dieses schwarze Etwas, das einer schwarzen, das Licht verschluckenden Wolke aus kleinsten schwebenden und wie in einem Mückenschwarm durcheinanderwirbelnden Teilchen ähnelte.
    Diese Wolke schwebte auf die Fledermaus zu. Die Wolke drang durch das Maul, die Augen und die Ohren in ihren Körper ein, der noch etwas heftiger zu zittern begann. Dann flog sie mit einem spitzen Laut davon.
    Sie schwebte empor, geradewegs auf ein Haus zu, und verschwand dort im Schatten des Giebels.
    Der Schattenvogel kehrte inzwischen zurück. Für

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