Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
zurückgelassen worden. Und abgenagte Knochen. Die Häuser hatte man einfach in Brand gesteckt.
»W ir werden damit rechnen müssen, früher oder später auch auf solche Ork-Stoßtrupps zu treffen«, knurrte Neldo, dessen Gesicht ganz blass geworden war.
»D u musst nicht denken, dass so etwas auch mit den Bewohnern von Gomlos Baum geschehen ist«, versuchte Borro ihn zu trösten.
Der rothaarige Halbling erriet offenbar sofort, was sich momentan in Neldos Kopf abspielte und die Gedanken ihres Gefährten beherrschte.
Kaum hatten sie diesen Ort des Schreckens verlassen, fiel Arvan auf, dass Lirandil andauernd in die Höhe blickte, obwohl dort eigentlich nichts zu sehen war. Von ein paar vereinzelten Wolken abgesehen war der Himmel blau und vollkommen klar. Unter anderen Umständen hätte man dies einen schönen Tag nennen können.
»W onach haltet Ihr da oben Ausschau, Lirandil?«, fragte Arvan, nachdem der Elb sogar sein Pferd gezügelt hatte.
»E in Schattenvogel«, erklärte er. »D u konntest ihn nicht sehen, denn er befand sich in zu großer Höhe.«
»D ann hat Brogandas’ Magie keine längerfristige Wirkung gehabt und Ghools Geschöpfe sind uns wieder auf den Fersen?«
»I ch bin mir nicht sicher.«
»N icht sicher?«, hakte Arvan nach, aber aus irgendeinem Grund schien Lirandil nicht gewillt zu sein, mehr darüber zu sagen. Stattdessen ließ er weiter suchend den Blick über den Himmel schweifen und verengte die Augen dabei, so als müsste er ganz genau hinsehen. Seine Lippen bewegten sich leicht. Er flüsterte vielleicht eine Formel, die es ihm erlaubte, seine Sehkraft noch etwas besser zu sammeln.
»E s könnte sein, dass dieser Schattenvogel nicht unseretwegen hier ist«, erklärte Brogandas schließlich. »A ber genau wird sich das erst erweisen, falls wir eine Begegnung aus der Nähe mit ihm haben.«
»U nd das mögen die Waldgötter verhüten«, meinte Borro.
»D ie Waldgötter?«, lachte Brogandas. »D ie haben hier keinerlei Macht, Halbling!«
In der Nacht lagerten sie an einer durch Sträucher geschützten Stelle, abseits aller Wege, die sich durch das ehemalige Sumpfland zogen. Borro schoss mithilfe seines Bogens ein wildes Torfhuhn, das anschließend über dem Feuer gebraten wurde. Während Whuon, Arvan und die Halblinge den ohnehin nicht sehr üppigen Braten mehr oder minder unter sich aufteilten, nahm Lirandil nur einen kleinen Bissen, während Brogandas auf die stärkenden Essenzen zurückgriff, die er als Proviant (oder zum Ersatz dafür) mitführte.
»S eien wir froh, dass Orks nicht so gut riechen können wie Elben«, sagte Lirandil. »S onst würde dieser Braten sie wahrscheinlich über viele Meilen hierherlocken!«
»T orfhühner haben zu wenig Hirn für einen Orkhappen«, glaubte jedoch Borro. »M eint Ihr nicht auch?«
»J edenfalls sollten wir das Feuer sofort löschen, sobald wir es nicht mehr brauchen«, empfahl Lirandil. Als das geschehen war, begann er zur Überraschung aller von dem zu berichten, was er in Asanils Turm erfahren hatte. »I n keiner der Chroniken der Elben wird die Waffe näher beschrieben, mit der König Elbanador den Schicksalsverderber besiegte«, erklärte der Fährtensucher. »U nd das hat seinen guten Grund…«
»I ch nehme an, es war Euren Magiern und Schamanen zu peinlich, dass ausgerechnet ihr hochverehrter Erster König dieselbe Art von Magie verwendete, wie es später die Angehörigen meines Volkes taten«, lachte Brogandas.
»J a, das ist wahr«, gab Lirandil zu. »N ur in Elbanadors eigenen geheimen Schriften wurde die Wahrheit offenbart. Diese Schriften habe ich in Asanils Turm gefunden und das darin enthaltene Wissen vollkommen in mich aufgenommen.« Er deutete auf seine Schläfe. »J ede einzelne Rune ist hier drin, sodass das Original getrost und gut geschützt in Asanils Turm bleiben kann.« Für einen Augenblick begann dasselbe hellblaue Leuchten Lirandils Augen zu erfüllen, das man auch hatte sehen können, unmittelbar nachdem er den Asanil-Turm verlassen hatte.
Doch das währte nur Augenblicke.
Dann war es wieder verschwunden.
»D ann erzählt uns nun auch, weswegen wir in den Halblingwald zurückkehren«, verlangte Neldo.
»E inst pflanzte der Erste Elbenkönig mitten im Halblingwald einen magischen Baum, dessen Rinde von unzähligen Runen bedeckt war«, fuhr Lirandil fort.
»A lso das heißt, sein Aussehen erinnert etwas an das Gesicht eines Dunkelalben«, meldete sich Borro zu Wort. Da das Feuer verloschen war, konnte er
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