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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Richtung gegeben. Von hier aus konnte man das ganze Umland überblicken. Man sah auf die Anhöhe der drei Länder und das gewaltige Schlachtfeld, dass sich hier erstreckte. Gewaltige Felsbrocken hatte die Magie der Elben vom Himmel herabstürzen lassen. Sie hatten unzählige der heranstürmenden Orks und Dämonengeschöpfe erschlagen und viele der gewaltigen Katapulte zerstört, die Zartons Heer des Schreckens aufgeboten hatte. Aber auch zahllose Krieger aus den verbündeten Menschenreichen waren hier umgekommen. Auch sie hatte man nach der Schlacht an der Anhöhe der drei Länder zumeist dort liegen gelassen, wo sie gefallen waren. Um die Toten zu bestatten, war keine Zeit gewesen – und die Kraft der Überlebenden hatte dazu auch kaum gereicht. Denn obgleich die Schlacht, in deren Verlauf Arvan den siebenarmigen Zarton erschlagen hatte, als großer Sieg über Ghool galt, war der Blutzoll auch auf Seiten der Sieger furchtbar gewesen. Und selbst viele der Überlebenden hatten Verletzungen davongetragen oder waren zu Tode erschöpft, sodass es ratsam erschienen war, so schnell wie möglich einen sicheren Rückzugsort aufzusuchen.
    Die Mauern von Gaa hatten diesen Zweck erfüllt. Dort sammelte man seitdem neue Kräfte in der stillen, unausgesprochenen Gewissheit, dass auch sie kaum reichen würden, um sich der Flut der Invasoren entgegenzustellen.
    Arvan wollte den Blick abwenden, wollte es vermeiden, diese Bilder des Schreckens in sich aufzunehmen.
    Sieh hin!, erreichte ihn ein Gedanke Lirandils, der so drängend war, dass Arvan es nicht wagte, sich ihm zu widersetzen. Sieh hin, was geschehen ist und was auch dein Schwert angerichtet hat, damit du deine Wut niemals leichtfertig über dich kommen lässt!
    Also sah Arvan hin. Er bemerkte, dass vom riesenhaften Körper des riesenhaften Zarton nichts geblieben war. Nur eine schwarze, wie verrußt aussehende Fläche im Gras, innerhalb der nichts mehr zu wachsen schien und aus der jegliche Lebenskraft entwichen war. Als ob man ein starkes Gift ausgebracht hätte, das alles Lebendige vertilgt!, ging es Arvan schaudernd durch der Kopf. Die Kraft des Bösen, die Zarton bis ins Mark erfüllte, hat auch seinen Leichnam restlos zersetzt, erkannte er dann schaudernd. Aber er war sich nicht vollkommen sicher, ob dies wirklich sein eigener Gedanke gewesen war oder vielleicht eine Erkenntnis, die Lirandil ihm eingepflanzt hatte.
    Von den Leichen der Krieger, die auf Seiten des gefallenen Hochkönigs Nergon und Lirandils Bündnis gefochten hatten, waren nur bleiche Knochen, zerrissene Kleider, Schuhe und Harnische geblieben. Raben und Geier hatten alles andere vertilgt. Viele der toten Orks allerdings lagen noch so da, wie sie erschlagen worden waren. Manchen waren Köpfe oder Gliedmaßen vom Körper getrennt worden. Andere wurden durch vom Himmel stürzende Felsbrocken begraben oder von umstürzenden Katapulten erschlagen. In heller Panik durchgehende Hornechsen hatten so manchen von ihnen auf eine so ungestüme Weise in Grund und Boden getrampelt, dass man nur noch erahnen konnte, dass dieses einmal Orks gewesen waren.
    »K ein Aasfresser hat die Diener Ghools angerührt«, stellte Lirandil fest. »S elbst das Gewürm in der Erde scheut offenbar vor jener Macht zurück, die Ghools Krieger lenkte und die auch nach dem Tod noch in den toten Körpern wohnt.«
    »U nd Zarton?«, fragte Arvan.
    »I n ihm war das Übel so stark, dass es alle Überreste von ihm zerfressen hat«, gab Lirandil zurück. »Z arton war eines jener Dämonenwesen, die Ghool gerufen hat, um ihm zur Seite zu stehen.«
    Die Pferde wurden plötzlich unruhig. Sie wieherten laut auf und rissen an ihren Zügeln, mit denen sie an Sträuchern und Bäumen festgebunden waren.
    »M ir scheint, da wartet eine Aufgabe auf dich, Arvan«, meinte Whuon. »A uf dich hört das Getier doch am besten!«
    »I n Deckung!«, befahl Lirandil dann plötzlich. »S ofort!«
    Die Pferde rissen sich eins nach dem anderen los und stoben davon, so als wäre ihnen ein leibhaftiger Dämon auf den Fersen. Arvan versuchte, sie mit energischen, klaren Gedanken zurückzuhalten. Aber da war nicht einmal mehr irgendein erkennbarer Wille in ihnen, dem sie folgten, sondern nur noch Furcht.
    Und Wahnsinn. Sie wieherten laut auf, und ihre Hufe pflügten durch das tiefe Grasland. Dass sie einen äußerst anstrengenden Ritt mit wenig Ruhepausen hinter sich hatten, schien sie nicht weiter zu kümmern. Pure Angst trieb sie voran und erweckte ungeahnte Kräfte

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